Immergrün, Kleines (Vinca minor) †

periwinkle flowers growing on meadow
Bild: © ksena32 – Fotolia.com

Das Immergrün fand in alten Kulturen rege Verwendung als Heil- und Schutzpflanze. Da Immergrün, wie sein Name schon sagt, das ganze Jahr über sein grünes Laub behält, war die Pflanze mit Unsterblichkeit und der Unvergänglichkeit der Toten verbunden. Bei den Kelten war Immergrün Samhain (30.10.) geweiht, weil an diesem Tag der Vorhang zur „Anderswelt“ besonders dünn war.
Da die Pflanze bis zu 40 verschiedene Alkaloide enthält, ist sie nicht für Anfänger geeignet. In der Volks- und Erfahrungsheilkunde finden sich zwar viele Anwendungsbeispiele, aber nur wenige Rezepte.
In der Schulmedizin werden einige isolierte Alkaloide als Chemotherapeutikum genutzt. Besonders das Alkaloid Vincamin, welches das Wachstum weisser Blutkörperchen bremst, wird zur Behandlung von Leukämie herangezogen.

Synonyme:
  • Ewiggrün, Gemeines Immergrün, Immergrün, Jungfernkronenkraut, Magdpalmkraut, Kleines Sinngrün, Totengrünkraut, Wintergrün
  • Pervinca minor, P. procumbens, Vinca ellipticifolia, V. humilis
Pflanzenfamilie:
  • Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Vincae minoris folium (syn. Herba Vincae pervincae, Folia Vincae): Immergrünblätter (syn. Sinngrünblätter)
Anwendung:
  • Abszesse (äußerlich)*
  • Blutergüsse (äußerlich)*
  • Bluthochdruck*
  • Diabetes*
  • Diuretikum*
  • Herz-Kreislauf-Unterstützung*
  • Immunstimulans*
  • Leukämie (als Medizin mit extrahiertem Vincamin als Wirkstoff)
  • Spasmolytikum*
  • Verbesserung der Hirndurchblutung und Gedächtnisleistung*
Wirkung:
  • Adstringierend**
  • Antibakteriell**
  • Blutdrucksenkend (antihyperton)**
  • Blutungsstillend (hämostyptisch)**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Durchblutungsfördernd**
  • Immunsuppressiv**
  • Spasmolytisch (krampflösend)**
  • Tonisierend**
  • Zytotoxisch¹
¹ Das in der Pflanze enthaltene Alkaloid Vincamin bremst das Wachstum weißer Blutkörperchen und wird daher zur Behandlung von Leukämie eingesetzt.
Inhaltsstoffe:
  • Mehr als 40 Alkaloide, bes. Andol-Alkaloide (0,1 - 1,3 %), u.a. Vincamin und Eburnamenin
  • Terpene, u.a. Ursolsäure
  • Phenole
  • Phenolcarbonsäuren
  • Flavonoide
Dosierung:
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt

Gegenanzeigen
  • Von einer Verwendung sollte abgesehen werden. Im Jahr 1987 hat das Bundesgesundheitsamt die Zulassung für alle immergrünhaltigen Präparate widerrufen.
Nebenwirkungen
  • Im Tierversuch führt die Verabreichung von Immergrün zu Blutbildveränderungen wie Leukozytopenie, Lymphozytopenie, Erniederung des α1-, α2- und y-Globin-Spiegels, vermutlich infolge einer immunsuppressiven Wirkung. Der Vincamingehalt der Droge ist gering und starken Schwankungen unterworfen.
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Kleines Immergrün vorkommt: 

  • Derzeit sind keine Präparate bekannt, die das Kleine Immergrün enthalten. Es gibt aber Medikamente, die Vinca-Alkaloide enthalten. Diese werden meist als Chemotherapeutika (Vincristin) z.B. bei Leukämie eingesetzt und sind verschreibungspflichtig.

Kleines Immergrün sammeln:

Sammelorte:Das Kleine Immergrün kommt in Mittel- und Südeuropa und in Kleinasien vor. In den Schweizer Alpen findet man es bis auf 1.300 m Höhe.

  • Wächst in artenreichen Laub- oder Buchen-Mischwäldern
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Blätter: Ganzjährig

Interessantes rund um das Kleine Immergrün:

  • Immergrün gilt in Mitteleuropa als Kulturrelikt. Verbreitung fand es seit der Römerzeit. Man findet es aber auch auf mittelalterliche Ansiedlungen. Da die Fernausbreitung fast ausschließlich über den Menschen erfolgt, zeigen Standorte daher noch heute die Lage ehemaliger Burgen und Siedlungen an. Dieses Umstand wird in der  Archäologie zum Aufspüren alter Siedlungen genutzt.
  • Wie viele andere Pflanzen, so wurde auch das Kleine Immergrün früher gern als Schutz- und Zauberpflanze benutzt und dem entsprechend Planeten, Sternzeichen und Göttern zugeordnet:
Planet:
  • Saturn, Pluto
Element:
  • Wasser
Götter/ Magische Kraft bei alten Kulturen:
  • Wurde gern jungen Verstorbenen und an Samhain (31.10.) geweiht
  • Gilt als Kraut für Erinnerung, Liebe, psychische Energie und Schutz
  • Wurde als Liebesorakel genutzt (räuchern der geschroteten Wurzel)
  • Blätter im magischen Beutel galten als Blitzschutz
  • Zu Samhain wurden gern Blätterkränze getragen, als Erinnerung an die Toten und zur Steigerung der psychischen Energien

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Der Einsatz von Immergrün für arzneiliche Zwecke wird wegen eventueller Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen. Die Droge wird aber zur Isolation von Vincamin herangezogen, dass in durchblutungsfördernder Arznei eingesetzt wird.

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • henriettes-herb.com/eclectic/madaus/vinca.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Kleines_Immergrün
  • www.awl.ch/heilpflanzen/immergruen.htm
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/vincae-minoris-herba-immergruenkraut.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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