Esskastanie (Castanea sativa)

いがぐりと栗の実のアップ
Bild: © varts – Fotolia.com

Die Esskastanie war im Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung. Ihre Verwendung als Heilmittel kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Als Karl der Große den Anbau von Edelkastenien zu fördern begann, wurden diese Bäume anderenorts bereits über 1000 Jahre lang genutzt. Leider ist die medizinische Verwendung der Edelkastanie nur rudimentär in der heutigen Naturheilkunde vertreten. Die Blüten werden lediglich als Bachblüte „Sweet Chestnut“ genutzt. Die Blätter haben eine Negativ-Monografie der Kommission E erhalten. Andere Pflanzenteile wurden gar nicht erst bearbeitet. Schade, denn so geht immer mehr des alten Heilwissens um die Edelkastanie verloren. Dabei könnten gerade die Samen (Nüsse) der Edelkastanie bei vielen gesundheitlichen Problemen der „Neuzeit“ helfen…

Synonyme:
  • Edelkastanie
Pflanzenfamilie:
  • Buchengewächse (Fagaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Castaneae folium (Edelkastanien-Blätter)
  • Edelkastanien-Samen (gelten nicht als Arzneimittel)
Anwendung:
  • Atemwegserkrankungen*
  • Beinbeschwerden*
  • Durchblutungsstörungen*
  • Durchfall*
  • Halsentzündungen (Gurgelmittel)*
  • Unterstützend bei Strahlenbelastung [4] [5]
  • Aufbaukost im Winter*
  • Bindegewebe*
  • Menstruationsprobleme (entkrampft)*
  • Unterstützend bei Strahlenbelastung [5]
Wirkung:
  • Adstringierend (zusammenziehend)
  • Antibakteriell [2] [3]
  • Anti-östrogen [4]
  • Antioxidativ [1] [4]
  • Chemopräventiv [4]
  • Krebshemmend (antiproliferativ) [4]
  • Radioprotektiv [4] [5]
  • Durchwärmend
  • Spasmolytisch, mild (krampflösend)
  • Stärkend
Inhaltsstoffe:
  • Ascorbinsäure
  • Beta-Sitosterolglucosid
  • Chinasäurederivate
  • Flavonoide (Quercetin, Myricetin)
  • Gallussäure
  • Gerbstoffe (6 – 8 %) v.a. Ellagitannine [4]
  • Stärke
  • Zucker (Saccharose)
  • Proteine
  • Fett
  • Vitamine A, B1, B2, C, Niacin
  • Kalium (ca. 0,7%), Magnesium, Schwefel, Kalzium
Dosierung:
  • Nicht festgesetzt
  • Nicht festgesetzt
Gegen-
anzeigen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Neben-
wirkungen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Wechsel-
wirkungen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Esskastanienblätter-/ zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Escherichia coli [2]
  • Klebsiella pneumonia [2]
  • Staphylococcus aureus [2]
  • Streptococcus pneumoniae [2]
  • Proteus mirabilis [2]
  • Pseudomonas aeruginosa [2]

Ayurvedische Eigenschaften:

Grundeigenschaften:leicht und ölig
Geschmack:süß
Energetische Wirkung:kühlend
Wirkung auf die Doshas:V- P- K+ Die Verdauungswirkung ist süß.

Anwendung als Bachblüte:

Beispiele für Präparate, in denen Edelkastanie vorkommt:

Gemmotherapie (Präparate aus den Knospen):
  • Gemmo Castanea sativa D1 Spray: (Spagyros GmbH) Bei ADS & ADHS – artigen Symptomenbildern, Hämorrhoiden, Krampfadern, schweren Beinen (nach langem Stehen), Venenstauungen (Krampfadern)
In der Gemmotherapie wird die Esskastanie vor allem bei Beschwerden im Lymph- und Venensystem angewendet. Esskastanie entstaut, lindert Ödeme, hilft bei schweren und müden Beinen, Krampfadern, Hämorrhoiden, nach langem Stehen oder auf einer langen Flugreise.
Nahrungsergänzung:Die Samen der Edelkastanien können zu Mehl vermahlen und als glutenfreier Mehlersatz eingesetzt werden. Dieses, meist in Reformhäusern erhältliche Kastanienmehl, eignet sich gut für die alternative Bio-Küche. Wer einen erweiterten Einsatz, z.B. nach Jacob Lorbeer anstrebt, dem sei das Sonnenhell-Kastanienpulver der Firma Nuhrovia ans Herz gelegt:

Kastanien-Pulver in Rohkostqualität 

Edelkastanie selber sammeln: 

Sammelorte:
  • In Deutschland vereinzelt in Parkanlagen; in Süddeutschland auch verwildert
Sammelzeit:
  • Blätter: Juni bis August
  • Samen: September bis Oktober (Reife Samen fallen je nach Standort und Sorte ohne oder mit Hülle vom Baum herab)
Sammelgut:
  • Blätter und reife Samen

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Esskastanien
Bild: © Christian Jung – Fotolia.com

Wurde das Zellgedächtnis eines Menschen bereits in der Jugend auf echte LEBENSmittel geprägt, können Eltern locker lassen, wenn das Kind später einmal “ungesunde Jahre” durchlebt. Auf gesunde Kost geprägte Menschen finden immer wieder und meist von ganz allein zu echter und natürlicher Nahrung zurück. Fünf kleine Rezepte dazu finden sich in unserem Beitrag: Edelkastanie – Kleine Hilfe, um unsere Zellen gesund zu programmieren

Esskastanie Blüten NEU DSC_0082

Klassischer Hustentee aus Edelkastanien-Blättern 

  • 2 gehäufte TL geschnittene Kastanienblätter mit 250 ml kaltem Wasser übergießen und kurz aufkochen; absieben; täglich 2-3 Tassen trinken

Dieser Tee wurde früher auch gegen Keuchhusten eingesetzt, besonders in Mischung mit einer oder mehreren der folgenden Pflanzen:

 

[1] Almeida IF et al: Characterization of an antioxidant surfactant-free topical formulation containing Castanea sativa leaf extract.; Drug Dev Ind Pharm. 2015 Jan;41(1):148-55. doi: 10.3109/03639045.2013.850712. Epub 2013 Nov 5.; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24188328

[2] Dashtdar M. et al: In-Vitro, Anti-Bacterial Activities of Aqueous Extracts of Acacia catechu (L.F.)Willd, Castanea sativa, Ephedra sinica stapf and shilajita mumiyo Against Gram Positive and Gram Negative Bacteria.; J Pharmacopuncture. 2013 Jun;16(2):15-22. doi: 10.3831/KPI.2013.16.014.; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25780663

[3] Bild der Wissenschaft 21.08.2015 „Antibiotikum-Alternative aus Kastanienblättern?“

[4] In dieser Studie geht es um die indische Amabeere (Emblica officinalis). Diese enthält unter anderem Ellagsäure. Diese kommt auch in Esskastanie, Walnuss und rotem Eukalyptus (Eucalyptus camaldulensis) vor. Ellagsäure wirkt u.a. radioprotektiv, chemopräventiv, antioxidativ, antiproliferativ, anti-östrogen! Md. Rubaiyat Hasan, Md. Nasirul Islam and Md. Rokibul Islam: Phytochemistry, pharmacological activities and traditional uses of Emblica officinalis: A review.; International Current Pharmaceutical Journal, January 2016, 5(2): 14-21; www.icpjonline.com/documents/Vol5Issue2/02.pdf

[5] Die Nutzung des radioprotektiven Potential der Esskastanie wurde im US Patent: US 20100292193 A1 „Radioprotective drugs“ geschützt.
appft1.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PG01&p=1&u=/netahtml/PTO/srchnum.html&r=1&f=G&l=50&s1=20100292193.PGNR.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • Dr. Markus Strauß: Köstliches von Waldbäumen – Bestimmen sammeln und zubereiten; Walter Hädecke Verlag, Weil an der Stadt 2010

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/castanea.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Edelkastanie
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/castaneae-folium-kastanienblaetter.htm
  • www.xund-si.ch/public/066/rubrikc/3_BrosGemmo_Endv_10_16.pdf

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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