Irländisches Moos (Chrondrus crispus)

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Irländisches Moos, auch Knorpeltang genannt, ist eigentlich kein Moos, sondern gehört zu den Rotalgen. Zu finden ist Irländisches Moos an der europäischen Atlantikküsten, in der Nordsee und der westlichen Ostsee auf Felsen und Steinen in der unteren Gezeitenzone. Wie alle höheren Pflanzen enthalten auch Rotalgen in ihren Zellen Chlorophyll. Dessen grüne Farbe wird jedoch durch andere Farbstoffe überdeckt. Je nach Konzentration dieser Farbstoffe und der Lichtintensität variiert die Farbe des irländischen Moos zwischen einem leuchtenden Rot und einem dunklen Braun.
Aus Irländischem Moos kann der Wirkstoff Carrageen, benannt nach dem irischen Küstenort Carragheen, gewonnen werden. Irländisches Moos und Carrageen sind hervorragende Schleimdrogen. In der Volks- und Erfahrungsheilkunde wurden diese zur Reizmilderung bei Husten, Entzündungen der Haut und des Magens eingesetzt. Neuere Studien zeigen auch eine Wirksamkeit gegen humane Papillomaviren.

Synonyme:
  • Carrag(h)een-Alge, Felsenmoos, Gewöhnlicher Knorpeltang, Irländische Alge, Perlmoos
  • Fucus crispus, Fucus irlandicus
Pflanzenfamilie:
  • Gigartinaceae
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Carrageen
Anwendung - reizmildernde Schleimdroge bei:
  • Augenbindehautentzündung*
  • Bronchitis*
  • Durchfallerkrankungen*
  • Entzündungen der Haut*
  • Husten*
  • Katarrhe der oberen Luftwege*
  • Magengeschwüren*
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)*
Wirkung:
  • Antiviral [1]
  • Feuchtigkeitsspendend**
  • Kompetitive Hemmung der Wirkung von Pepsin (gilt für aus Isländisches Moos gewonnenes Carrageenan)**
  • Nervenschützend (neuroprotektiv) [2]
  • Reizmildernd**
Inhaltsstoffe:
  • Schleimstoffe (50 - 70 %), vom Galactan-Typ
  • Proteine
  • Mineralstoffe, v.a. Jod, Brom
  • Farbstoffe, v.a. Chlorophyll, Fucoerythrin
Dosierung:
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen
  • Irländisches Moos kann, wie jedes Mucilaginosum, die Resorption von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten hemmen. Daher sollte bei der Verwendung Medikamente erst 30 – 60 Minuten später eingenommen werden.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Irländisches Moos vorkommt: 

  • Irländisches Moos (Carrageen) wird diversen Präparaten als Zusatzstoff beigesetzt.

Irländisches Moos sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Irländisches Moos kommt an den Küsten des Nordost-Atlantik von Norwegen bis Marokko und im Nordwest-Atlantik (Nordamerika) vor. Er ist auch in der Nordsee und Ostsee zu finden, v.a. in der Deutschen Bucht am Helgoländer Felssockel, auf geeignetem Untergrund auch im Nord- und Ostfriesischen Wattenmeer sowie in der westlichen und östlichen Ostsee.
Sammelgut/ Sammelzeit:Alge: Ganzjährig

Interessantes rund um Irländisches Moos:

  • Irländisches Moos (Carrageen) wird in der Lebensmittel-und Kosmetik-Industrie als Zusatzstoff E 407 eingesetzt, z.B. als Gelier- und Verdickungsmittel in Wurstwaren, Marmelade, Babynahrung, Milchprodukten, Eiscreme und Desserts.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

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Klassische Anwendung mit Irländischem Moos

  • 1–2 EL getrocknete Droge in ca. 200 ml kaltes Wasser geben und ca. 10 Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen; durch ein Tuch filtern, um alle Schwebstoffe zu entfernen; das so erhaltene Gel in ein Salbendöschen geben und im Kühlschrank aufbewahren

Anwendung: Mehrmals tgl. etwas Gel dünn auf die Haut auftragen, z.B. bei

  • Hautentzündungen
  • Hautunreinheiten
  • Trockenen Hautstellen

Klassische Kompressen bei Augenbindehautentzündung:

  • 20 g der Droge zusammen mit 1000 ml Wasser kochen; durch ein Tuch sieben, um alle Schwebestoffe zu entfernen; Sterile Kompressen mit dem abgekühlten Sud befeuchten und für 20 Minuten auf die geschlossenen Augen legen; ggf. mehrmals tgl. wiederholen

Klassischer Irish-Moss-Tee gegen Bronchitis 

  • 15 g der Droge mit 1000 ml Wasser aufsetzen, zum Kochen bringen und 10 Minuten kochen lassen; durch ein Tuch filtern, um alle Schwebeteile zu entfernen. Nach dem Erkalten mit Honig süßen und 2 – 3 assen tgl. trinken

[1] Studien aus dem Jahr 2006 zeigen eine deutlich, bisher nicht vollständig erklärte antivirale Aktivität gegen humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. (Christopher B. Buck, Cynthia D. Thompson, Jeffrey N. Roberts, Martin Müller, Douglas R. Lowy, John T. Schiller „Carrageenan is a potent inhibitor of papillomavirus infection.“ In: PLoS Pathogens. 2.2006,7, S. e69)

[2] Liu J. et al: Neuroprotective effects of the cultivated Chondrus crispus in a C. elegans model of Parkinson’s disease.; Mar Drugs. 2015 Apr 14;13(4):2250-66. doi: 10.3390/md13042250. [PubMed]

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Knorpeltang
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Chondrus_crispus

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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