Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) † † †

Herbstzeitlose NEU DSC_0075

Die Herbstzeitlose ist eine äußerlich sehr dem Krokus ähnelnde Pflanze. Ihre hübsches Erscheinungsbild kann vergessen machen, dass sie eine der giftigsten einheimischen Pflanzen ist. Besonders das in der Pflanze enthaltene Alkaloid Colchicin, aber auch noch 20 weitere Alkaloide machen die Herbstzeitlose so gefährlich. Das Gift ist besonders in Knolle und Samen enthalten, aber auch in den Blüten und Blättern. Wird die Pflanze getrocknet, wie es z.B. bei der Gewinnung von Heu geschieht, bleibt die Giftwirkung dennoch erhalten.
Die potente Giftkraft der Herbstzeitlosen war schon im Altertum bekannt. Der griechische Name der Pflanze „Colchicum“ ist ein Hinweis auf die an der Ostküste des schwarzen Meeres gelegene Region Kolchis. Hier wohnte Medea, eine berühmte antike Giftmischerin. Die Herbstzeitlose ist in der Antike oft für Giftmorde missbraucht worden. Aber man wusste auch um ihre Heilkraft, besonders bei Gicht. Da die Dosis den Unterschied zwischen Heil und Unheil macht, war die Herbstzeitlose nie eine Pflanze für ungeübte Hände. Auch in der heutigen Zeit ist die Herbstzeitlose, wegen der toxischen Inhaltsstoffe verschreibungspflichtig bis einschließlich der Potenz D3. Bei Gicht und Mittelmeerfieber ist sie dennoch eine der beliebtesten Pflanzen. 

Synonyme:
  • Butterwecken, Henne, Hennegift, Giftblume, Herbstblume, Herbstlilie, Hundsblume, Hundshode, Hundsknofel, Kuckucksweck, Kühe, Kuheuter, Läuseblume, Leichenblume, Michelwurz, Mönchskappen, Nackte Hure, Nackte Jungfer, Ochsen, Ochsenpinsel, Spindelblume, Spinnblume, Teufelsbrot, Teufelswurz, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wildsafran, Winterhaube, Winterhauch
  • Colchicum commune, C. crociflorum, C. multiflorum
Pflanzenfamilie:
  • Zeitlosengewächse (Colchicaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Colchici semen (Herbstzeitlosen-Samen)
  • Colchici tuber (Herbstzeitlosen-Knollen)
  • Colchici flos (Herbstzeitlosen-Blüten)
Anwendung:
  • Gicht [1]
  • Mittelmeerfieber, familiäres (Erbkrankheit) [1]
  • Rheuma*
Wirkung:
  • Antichemotaktisch (Hemmt die Anlockung von Immunzellen) [1]
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [1]
  • Mitosehemmend [1]
Inhaltsstoffe:
  • Alkaloide mit Tropolonringstruktur und Colchicin (Kapillar- und Mitosegift!)
  • Colchicosid
  • Inulin
  • Asparagin
  • Gehalt in der Blüte: bis zu 1,8 %
  • Gehalt in den Samen: ca. 0,5 %
  • Gehalt in der Knolle: ca. 0,2 %
  • Gehalt in den Blättern: ca. 0,03 %
Dosierung:
  • Soweit nicht anders verordnet: Im akuten Gichtanfall oral als Initialdosis 1 mg Colchicin, gefolgt von 0,5 - 1,5 mg alle 1 - 2 Stunden bis zum Abklingen der Schmerzen. Die Tagesdosis sollte 8 mg Colchicin nicht überschreiten.
  • Bei familiärem Mittelmeerfieber: oral täglich 0,5 - 1,5 mg Colchicin

Gegenanzeigen:
  • Nicht in Schwangerschaft & Stillzeit
  • Nicht bei bestehendem Kinderwunsch, da Colchicin fruchtschädigend wirken kann (auch von väterlicher Seite!)
  • Nicht bei Kindern & Jugendlichen unter 12 Jahre
  • Nicht bei älteren oder geschwächten Patienten mit Herz-, Nieren- oder gastrointestinalen Erkrankungen.
Nebenwirkungen:
  • Als tödliche Dosis gelten bei Erwachsenen etwa 0,8 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Vergiftungserscheinungen treten meist erst mit zwei bis sechs Stunden Verzögerung ein und zeigen sich wir folgt: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Leukopenie, bei längerem Gebrauch Hautveränderungen, aplastische Anämie, Agranulozytose, Myopathie, Alopezie. Der Tod tritt erst nach 1 bis 3 Tagen bei vollem Bewusstsein durch Atemlähmung ein. In der Literatur wird eine Sterblichkeit von 90 Prozent angegeben!
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Herbstzeitlose vorkommt: 

Verschreibungspflichtige Arznei
  • Colchysat® Bürger Flüssigkeit: Bei akutem Gichtanfall & zur Anfallsprophylaxe
Homöopathie
  • Schwörheumal® (mit Colchicum D4): Bei Muskel- und Gelenkrheumatismus
  • Harnsäuretropfen F Syxyl (mit Colchicum D6): Bei Gicht und Rheuma

Herbstzeitlose sammeln:

Sammelorte:Die Herbstzeitlose kommt natürlich in ganz Mittel- und Südeuropa bis nach Mittelasien vor. Weiter im Norden (Schottland, Dänemark, Süd-Skandinavien) fehlt sie oder wurde eingeschleppt.

Standorte:
  • Feuchte, nährstoffreiche Wiesen in sonniger oder halbschattiger Lage
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Samen: Juni - Juli
  • Knollen: Juni - August
  • Blüten: September - Oktober

Interessantes rund um die Herbstzeitlose:

  • Die Herbstzeitlose ist auch giftig für viele Nutztierarten wie Pferde und Schweine. Auch für Hunde, Katzen, Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen, Hamster und Vögel endet die Aufnahme oft tödlich. Rinder, Ziegen und Schafe sollen weniger empfindlich auf das Gift reagieren (was nicht bedeutet, dass diese Tiere nicht auch daran versterben können). Laktierende Tiere können das Gift über die Milch abgeben. Da Colchicin ein langsam wirkendes Gift ist, kann die Milch also Colchicin enthalten, auch wenn die betroffenen Tiere selbst keine Vergiftungserscheinungen zeigen!
  • In vielen Regionen galt die Herbstzeitlose als Schutzpflanze gegen Schaden, der über die Wintermonate eintreten konnte.
Planet:
  • Saturn (heute eher Pluto)
Element:
  • Wasser
Götter:
  • Lugh, Donar, Jupiter

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

ACHTUNG! Folgende Angaben dienen der Vollständigkeit dieses Pflanzenportraits. Vor unsachgemäßer Anwendung durch Laien ist zu warnen!

Homöopathische Tropfen aus Herbstzeitlose

Um ganz sicher zu gehen, dass man nicht zu hoch dosiert, sollte Herbstzeitlose homöopathisch angewendet werden. Dazu geht man wie folgt vor:

  1. Destilliertes Wasser und reinen Alkohol zu gleichen Teilen mischen
  2. Ein kleines Stück der Droge im Mörser zerkleinern (in der klassischen Homöopathie etwa 1 Stunde lang)
  3. Einen Teil der zerstoßenen Droge in ein Fläschchen geben und 10 Teile des Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben (Das Fläschchen darf max zu 2/3 gefüllt sein)
  4. Fläschchen verschließen und 10 starke, nach unten gerichtete Schläge ausführen (Ruckartige Bewegung nach unten) = Potenz D1
  5. Von dem D1-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  6. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen = Potenz D2
  7. Von dem D2-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  8. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen = Potenz D3
  9. Von dem D3-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  10. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen =Potenz D4
  11. Die Schritte können weitergeführt werden bis Potenz D12

Einsatz:

  • Blähungen
  • Brechdurchfall
  • Brustfell-Entzündungen
  • Darmkolik
  • Dickdarmentzündung (mit Geschwüren und blutigemDurchfall)
  • Durchfall mit Schwäche
  • Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut)
  • Erbrechen (dazu Ekel vor Speisen beim Sehen und/oder Riechen)
  • Fersenschmerzen bzw. Knochenschmerzen
  • Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Gedächtnisschwäche
  • Gelenkschmerzen
  • Gicht (chronisch: kleine Gelenke, Sehnen, Bändern und der Knochenhaut)
  • Grauer Star (rheumatisch)
  • Magen-Darm-Beschwerden (Entzündung, Magen-Darm-Grippe)
  • Nierenentzündung
  • Norovirus-Infektion
  • Ohnmacht
  • Rheuma (steife Muskeln, Sehnen, Bänder und/oder Knochenhaut)
  • Salmonellen-Infektion
  • Sehnenscheidenentzündung
  • Übelkeit
  • Wetterfühligkeit

Typischerweise verbessern sich die Beschwerden bei:

  • Ruhe
  • Wärme

Typischerweise verschlimmern sich die Beschwerden bei:

  • Anstrengung
  • Aufregung
  • Berührungen
  • Feuchtigkeit
  • Kälte
  • Geruch von Speisen

Einnahme:

Die Dosierung richtet sich nach der Intensität der Beschwerden. Üblich sind

  •  3 x täglich 5 Tropfen (D6)
  • Bei akuter Symptomatik vorübergehend bis zur Besserung im Stundenrhythmus (D6)

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 18.9.1986., Heftnummer: 173., ATC-Code: M04AC. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/colchicum-autumnale-herbstzeitlose.htm

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/colchicum.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Herbstzeitlose
  • www.awl.ch/heilpflanzen/herbstzeitlose.htm

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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