Rizinus (Ricinus communis) † † †

Rhizinus NEU WASSERZEICHEN DSC_0084

Rizinus gehört zu den ältesten Heilpflanzen. Schon der griechische Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler Herodot schreibt von dieser Pflanze, die er als „Kiki“ bezeichnete. Seinen Quellen nach stammte die Pflanze aus Ägypten und wurde dort bereits um 1552 v. Chr. im ältesten erhaltenen medizinischen Text, dem Papyrus Eber, erwähnt. In der Tat fand man Samen des Rizinus als Beigabe in ägyptischen Gräbern. Offenbar fand Rizinusöl im Alltag des antiken Ägypten rege Verwendung als Bestandteil von Kosmetika und Haarwuchsmittel, sowie als Mittel gegen Verstopfung und zur Behandlung von Geschwüren und Krätze. Der griechische Arzt Dioskurides nutzte Rizinus auch gegen Ohrenschmerzen, Würmer, Wundnarben und Uterusleiden.
Erst ab dem 16. Jahrhundert gelangte das Wissen um die Heilwirkung des Rizinus auch nach Mitteleuropa. Dort fand es besonders als Abführ- und Wurmmittel seinen Einsatz.

Synonyme:
  • Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Römische Bohne, Wunderbaum
  • Croton spinosa, Palma christi, Ricinus africanus, R. inermis, R. laevis, R. lividus, R. persicus, R. speciosus, R. spectabilis, R. viridis, R. vulgaris
Englischer Pflanzenname:
  • Castorbean, castor-oil-plant
Pflanzenfamilie: 
  • Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:Ricini oleum (Rizinusöl)Ricini semen (Rizinussamen)
Anwendung:
  • Arthroseschmerzen (als Wickel)*
  • Augentropfen (als raffiniertes Öl)*
  • Hauterkrankungen*
  • Leberbeschwerden (als Wickel)*
  • Verstopfung [1]
  • Empfängnisverhütung*
  • Hauterkrankungen*
    Infolge der hohen Toxizität wird
    der Einsatz von Rizinus-Samen
    weder in der modernen
    Phytotherapie noch in der
    westlichen Volksheilkunde
    empfohlen!
Wirkungen:
  • Laxierend (Aufgrund der Hemmung der Rückresorption von Wasser und Ionen durch die im Magen-Darm-Trakt freigesetzte Ricinolsäure.)
  • Regt Synthese von Prostaglandin E an, was zu vermehrter Sekretion von Elektrolyten und Wasser in den Darm führt
  • Antitumoraktivität (Ricin)
  • Laxierend (Aufgrund der Hemmung der Rückresorption von Wasser und Ionen durch die im Magen-Darm-Trakt freigesetzte Ricinolsäure.)
  • Immunstimulierend
Inhaltsstoffe:
  • Triglyceride der Ricinolsäure (70 - 77 %)
  • Öl- und Linolsäure (3 - 5 %)
  • Palmitinsäure (1 %)
  • Stearinsäure (1 %)
  • Tocopherole (1 %)
  • Fettes Öl (42 - 55 %)
  • Proteine (20 - 25 %), u.a. Lektine, darunter das Glykoprotein Ricin¹ (Hochgiftig!)
  • Alkaloid Ricinin (0,2 %)
  • Kohlenhydrate (2,5 %)
Dosierung:
  • Erwachsene sollten 10-30 ml (1-2 EL) möglichst auf nüchternen Magen einnehmen
  • NICHT EINNEHMEN!
Gegenanzeigen:Ricini oleum (Rizinusöl)
  • Darmverschluss
  • Darmerktankungen, akut-entzündliche(Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Blinddarmentzündung)
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Gallenwegserkrankungen
  • Flüssigkeitsmangel, schwerer (mit Wasser- und Salzverlusten)
  • Nicht in Schwangerschaft und Stillzeit
  • Nicht bei Kindern unter 10 Jahren
Nebenwirkungen:
  • Eine über die kurzfristige Anwendung hinausgehende Einnahme kann zu Verstärkung der Darmträgheit führen.
  • Tötlich
Wechselwirkungen:Ricini oleum (Rizinusöl)
  • Bei Dauergebrauch oder zu hoher Dosis ist durch Kaliummangel eine Verstärkung der Wirkung Herzmuskel-stärkender Arzneimittel (Herzglykoside) sowie eine Beeinflussung der Wirkung von Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen möglich.
  • Kaliumverluste können durch gleichzeitige Anwendung von bestimmten Arzneimitteln, die die Harnausscheidung steigern (Thiaziddiuretika), von Nebennierenrindensteroiden oder Süßholzwurzel verstärkt werden.
  • Durch die Einnahme von Antihistaminika kann die abführende Wirkung von Rizinusöl verhindert werden.
  • Die Aufnahme fettlöslicher Vitamine kann gehemmt werden.

¹ Ricin zählt zu den stärksten natürlich vorkommenden Giften. Die Ricin-Konzentration im Samen beträgt ca. 1 – 5 %, die tödliche Dosis etwa 0,25 mg. Unter der Bezeichnung „agent W“ wurde Ricin im Jahr 1962 als chemischer Kampfstoff zum Patent angemeldet. Bei einem Samengewicht von 0,25 g enthält bereits ein einziger Samen die tödliche Dosis. Der Genuss von 2-20 Samen ist für einen Erwachsenen tödlich. Die Gefährlichkeit von Rizinus wird zudem durch den angenehmen, haselnussartigen Geschmack der Samen gefördert.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Rizinus vorkommt:

Phytotherapie:
  • Doppelherz® aktiv Abführ-Kapseln Rizinol: Zur kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung
  • WALA Chelidonium Kapseln: Bei Verdauungsstörungen, Gallenfunktionsstörungen, Verstopfung und Blähungen
  • Ölekomposit Gewürznelke: Zur ganzheitlichen Haut-Aktivierung und milden Haut-Desinfektion bei wunder Haut, problematische Haut, Juckreiz, Ekzemen, Fußpilz oder Neurodermitis, sowie zur Intimpflege
  • Ölekomposit Olive: Allergikerfreundlich, da ohne ätherische Öle; sonst einsetzbar wie Ölekomposit Gewürznelke
  • Gewürznelken-Salbe: Zur Pflege empfindlicher, äußerst sensibler oder entzündeter Hautpartien

Rizinus sammeln: 

Verbreitung/ Sammelorte:Rizinus ist ursprünglich in Nordost-Afrika und dem Nahen Osten beheimatet. Man findet ihn aber auch darüber hinaus als Zierpflanze.

Sammelorte:
  • Bauerngärten
  • Vorgärten
Sammelgut/ Sammelzeit:Samen zur Ölgewinnung: September - November

Interessantes rund um Rizinus:

  • Die Samen des Rizinus sehen vollgesaugten Zecken (lat. ricinus) sehr ähnlich. Von dieser Ähnlichkeit soll sich der Name Rizinus ableiten. 
  • Aus der Ölgewinnung zurückgebliebene Pressrückstände sind nach Hitzeinaktivierung des giftigen Ricins ein guter organischer Dünger und ein nahrhaftes Tierfutter. Das Öl war zudem vor allem in Europa lange Zeit ein begehrtes Brennöl.

Rizinus in der Bibel:

Der Rizinus wird im Buch Jona 4,6 bis 4,10 erwähnt. Dort spielt ein Rizinusbaum die entscheidende Rolle im Erkenntnisprozess des Propheten Jonas. Gott hatte Jona beauftragt, in die sündige Stadt Ninive (im heutigen Irak gelegen) zu gehen und dort eine Predigt zu halten. Jonas entzog sich jedoch der Aufgabe, indem er in Richtung Tarsis (vermutlich heutiges Spanien) einschiffte. Gott verhinderte den „Fluchtversuch“, indem er dieses Schiff in einen heftigen Sturm und damit in Seenot geraten ließ. Als die Seeleute durch ein Los erkannten, dass Jonas der Grund für diesen Sturm war,  warfen sie ihn über Bord. Ein großer Fisch verschlang den ertrinkenden Jona und spie ihn an Land wieder aus. Dort wurde er von Gott erwartet und bekam erneut den Auftrag in Ninive zu predigen und diesmal fügte sich Jonas dem Wort Gottes. Nach der Predigt, in der Jonas die baldige Zerstörung der Stadt prophezeite, taten alle Bewohner Buße. Gott verschonte die Bewohnern von Ninive und vergab ihnen ihre Sünden. Jonas, der von Gott mehr Härte erwartet hätte, war darüber so sehr verärgert, dass er sterben wollte. Er richtete sich außerhalb Ninives in einer Laubhütte ein und wartete wütend ab. Gott ließ hinter der Hütte an nur  einem Tag einen schattenspendenden Rizinusbaum wachsen. Darüber war Jonas sehr erfreut. Am nächsten Tag wurde dieser Baum jedoch von einem „Wurm“² zerfressen, was Jonas wiederum auf Gott böse werden ließ. Doch genau darin liegt der Schlüssel zu Gottes Gleichnis: „Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, hast sie auch nicht großgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb; und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht wissen, was rechts und links ist, dazu auch viele Tiere?“ (Jona 4,10f. nach der revidierten Luther-Übersetzung von 1984)

² Man nimmt inzwischen an, dass es sich bei dem „Wurm“ den in Israel beheimateten Nachtfalter Olepa schleini handel, dessen Raupen sich ausschließlich von Rizinusblättern ernähren. Dies ist um so bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Rizinusblätter insektizide Wirkung haben.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassische Einnahme von Rizinusöl bei Verstopfung

  • 1-2 EL leicht erwärmtes Rizinusöl auf nüchternen Magen einnehmen; die Wirkung setzt nach 2 – 3 Stunden ein

Klassischer Rizinuswickel 

  • 3 – 5 EL Rizinusöl in einer Pfanne aufzuwärmen, und ein Tuch damit tränken; das Tuch auf die zu behandelnde Stelle legen und mit einen trockenen Leinentuch (Küchentuch) umwickeln. Zusätzlich ggf. Frischhaltefolie darumwickeln, um Ölflecken auf Kleidung und Bett etc. zu vermeiden. Auf die umwickelte Stelle sollte zusätzlich eine Wärmflasche gelegt werden, damit das Rizinusöl die zum die richtige Konsistenz beibehält. Der Wickel sollte mind. 1 Stunde wirken. Sehr gut ist auch der Einsatz über Nacht.

Einsatz bei:

  • Arthroseschmerzen an den Gelenken (Nicht bei Entzündung anwenden!)
  • Hautbeschwerden
  • Leberbeschwerden

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 04.08.1995., Heftnummer: 145.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/raffiniertes-rizinusoel-dab-10.htm

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/ricinus.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Wunderbaum
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Ricinus
  • www.awl.ch/heilpflanzen/ricinus_communis/rizinus.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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