Sonnenblume (Helianthus annuus)

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Die Sonnenblume stammt ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika. Bereits vor über 4.500 Jahren fand die Pflanze im Zuge des Sonnenkults Verbreitung bis in die Region des Mississippi. Im Jahre 1552 fand die Sonnenblume im Gepäck spanischer Seefahrer nach Europa, wo sie zunächst als Zierpflanze angebaut wurde. Ab dem 17. Jahrhundert wandelte sie sich von der reinen Zier- zur Nutzpflanze. Es begann damit, dass  die Kerne für Backwaren oder geröstet als Kaffee-Ersatz genutzt wurden. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde die Sonnenblume auch als Ölpflanze genutzt und mauserte sich weltweit zum viert-stärksten Speiseöl-Lieferanten!
Das die Sonnenblume auch als Heilpflanze genutzt werden kann, ist dagegen meist unbekannt. Leider ist dies auch der Zerstörungswut spanischer Konquistadoren geschuldet. Dennoch konnten Bruchstücke des Wissens um die Heilkraft der Sonnenblume bis heute erhalten bleiben. Vor allem der Einsatz bei chininresistenter Malaria, Bauchwassersucht, Psoriasis und Hämorrhoiden sei hierbei hervorzuheben. Daneben wird Sonnenblumenöl gern zum Ölziehen/ Ölkauen genutzt, was auf die Gesundheit viele positive Auswirkungen hat…

Synonyme:
  • Sonnenrose
  • Helianthus cultus, H. erythrocarpus, H. indicus, H. platycephalus, H. pumilus
Englischer Pflanzenname:
  • Common sunflower
Pflanzenfamilie: 
  • Korbblütler (Asteraceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
Helianthi flos
(Sonnenblumenblüten) &
Helianthi folium
(Sonnenblumenblätter)
Helianthi fructus
(Sonnenblumenkerne)
Helianthi oleum
(Sonneblumenöl)
Anwendungsgebiete:
  • Ascites (Bachwassersucht)*
  • Entzündungen der Augen*
  • Fieberhafte Erkrankungen,
    bes. Malaria, v.a. wenn
    Chininresistenz vorliegt*
  • Leber- u. Gallenerkrankungen*
  • Hämorrhoiden*
  • Asthma [2]
  • Durchblutungsstörungen*
  • Entwässerung*
  • Multiple-Sklerose*
  • Schleimlösung*
  • Gleitmittel bei Verstopfung*
  • Hautläsionen*
  • Psoriasis*
Wirkungen:
  • Antibakteriell [1]
  • Antioxidativ**
  • Wirksam gegen Malaria**
  • Anti-asthmatisch [2]
  • Herz-Kreislauf-stärkend**
  • Knochenstärkend**
  • Verhindern Zahnerkrankungen wie Zahnfleischbluten oder Paradontose**


  • Cholesterinsenkend**
  • Stuhlerweichend (bei rektaler Gabe)**
Inhaltsstoffe:
  • Diterpenderivate
  • Bidesmosidische Triterpensaponine, v.a. Echinocystsäure, Helianthussaponin 2
  • Caritinoide
  • Flavonglykoside
  • Pektine
Blätter
  • Sesquiterpenlactone vom Heliangolid-Typ
  • Diterpensäuren v. Kauran-Typ
  • Flavonoide, u.a. Luteolin & Hispidulin
  • Pektine
  • Fettes Öl (27 - 37 %)
  • Chlorogensäure
  • Proteine
    (bes. histidinreiche Globuline)
  • Phospholipide
  • Betain
  • Gerbstoff
  • Acylglyceride mit hohem Anteil
    an ungesättigten
    Fettsäuren, bes.:
    • Linolsäure
      (37-62 %)
    • Ölsäure (25-41 %)
    • Phytosterole, u.a. Sitosterol, Stigmasterol
  • Vitamin E
Dosierung: 
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • Kontaktdermatitis ist möglich da die Pflanze Sesquiterpen-Lactone enthält.
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

    Für Sonnenblume/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Mycobacterium smegmatis (n-Hexan-Stamm-Extrakt) [1]
  • Mycobacterium tuberculosis (n-Hexan-Stamm-Extrakt) [1]

Beispiele für Präparate, in denen Sonnenblume vorkommt: 

  • Es gibt einige Präparate, in denen Sonnenblumenöl als Füll- oder Gleitstoff beigesetzt ist. Präparate mit Sonnenblume als Wirkstoff sind derzeit nicht bekannt.

Sonnenblume sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Die wilde Sonnenblume war von Nord- bis Mittelamerika verbreitet. In Kultur kommt sie heute auch in Mittel- und Südeuropa vor.

Sammelorte:
  • Bauerngärten
  • Sonnenblumenfelder
Sammelgut/ Sammelzeit:Blüten: Juli bis September
Blätter: Juli bis September
Früchte: Oktober

Interessantes rund um die Sonnenblume:

  • Sonnenblumenöl gilt, zusammen mit Gelbwurz (Curcuma) als Gegengift (Antidot) zu Weißkohl. Mehr dazu in unserem Blog-Beitrag „Gift und Gegengift in der Nahrung“
  • Das Stengelmark der Sonnenblumenpflanze ist salpeterhaltig und lässt sich leicht entzünden. Es brennt dann wie eine Rakete. In Rußland gewinnt man aus Helianthus Pottasche.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

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Bild: © Gernot Flick

Klassischer Sonnenblumenkern-Tee (Mexikanische Volksheilkunde)

  • 10 g trockene, pulverisierte Sonnenblumenkerne mit 500 ml Wasser  zum Kochen bringen und 5 Minuten köcheln lassen; abseihen und über den Tag verteilt trinken

Anwendung bei:

  • Asthma [2]
  • Nervosität
Bild: © Schlierner – Fotolia.com

Klassische Sonnenblumen-Tinktur 

Zubereitung:
  1. 80 g Sonnenblumenblüten (Blüten vielzweigiger
    Pflanzen verwenden, da die einzelblütigen
    Pflanzen weniger wirksam sein sollen) und
  2. 20 g Sonnenblumenblätter, zerkleinert
  3. In ein verschließbares Gefäß geben und
    im Verhältnis 1:5 mit 70%igem Alkohol
    auffüllen
  4. Ansatz 3 Wochen ziehen lassen (ab und an schütteln)
  5. Abseihen und die fertige Tinktur in
    dunkle Fläschchen abfüllen

Einnahme:
  • Bei Bedarf 3 x tgl. 20-30 Tropfen einnehmen
Anwendung bei:
  • Fieber
  • Lungenemphysem

Klassische Ölkauen mit Sonnenblumenöl

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Bild: © paiche59 – Fotolia.com

Seit fast einem viertel Jahrhundert wird unsere Naturheilkunde durch eine einfache, aber sensationell wirksame Behandlungsmethode bereichert: Das Ölsaugen oder Ölziehen. Das Geniale daran ist, dass das es einfach ist und sich unkompliziert in die persönlichen „Morgen- und Abenrituale“ integrieren lässt. Durch das Ölsaugen werden wir wieder selbst aktiv. Genau das ist ein wichtiger Schlüssel für die Heilung von Innen…

Seinen Mund mit Öl zu reinigen ist eigentlich nichts Neues. Bereits vor über 3000 Jahren wurde in der altindischen Gesundheitslehre das Ölkauen zur täglichen Reinigung des Mund- und Rachenraumes empfohlen. Auch in Südamerika ist diese Praxis seit Jahrhunderten bekannt. Seinen Weg in die westliche Naturheilkunde fand diese Behandlungsmethode aber über Quellen aus Russland.

Die zentrale Wirkung des Ölziehens beruht auf einer Anregung der Selbstreinigung, Ausleitung und Entschlackung. Dies geschieht unter anderem über das lymphatische Gewebe des Kopfbereiches und die Speicheldrüsen. Die Muskelpartien, welche man man Ölziehen benutzt, sind die selben, welche ein an der Mutterbrust trinkender Säugling benutzt. Es werden nicht nur die Muskeln in den Wangen, sondern auch um die Schläfen, im Bereich der Augen, Ohren und des Halses benutzt.

Beim Säugling werden dadurch Reflexe ausgelöst, welche u.a. das Immunsystem, die Darmentleerung und die Lymphe im Kopfbereich anregen. Letztere wird grundsätzlich durch unsere Muskeln bewegt.

Hier eine Übersicht, über die vielfältigen Wirkungen des Ölziehens auf den Körper:

  • Speicheldrüsen: In der Naturheilkunde wird den Speicheldrüse weit mehr zugeordnet, als ein reiner Beitrag zum Verdauungsvorgang. Speicheldrüsen haben demnach auch einen Einfluss auf die Ausscheidung bestimmter Gifte. Da das Ölziehen die Durchblutung der Speicheldrüsen um das 3 – 4fache steigert, wird auch die Ausscheidung schädlicher Säuren, Mikroben und Toxinen angeregt. Das bei der Ölziehkur benutze Öl bindet viele fettlösliche Toxine und sorgt so für eine natürliche Reinigung des Systems. Über den Speichel werden wasserlösliche Schlacken ausgeschieden. Auf Dauer angewendet hat das u.a. positive Auswirkungen auf die geistige Frische und auf die Gesundheit der Mundschleimhaut.
  • Zahnfleisch: Das Ölziehen kräftigt durch die aktive Beteiligung vieler Muskeln den Halteapparat der Zähne. Da auch Giftstoffe im Öl gebunden werden, ist das Ölziehen eine sehr gute Möglichkeit Zahntaschen auf natürliche Weise zu reinigen und zu bekämpfen. Wer Ölziehen in seine täglichen Hygiene-Rituale mit einbezieht, leistet einen dauerhaften Beitrag zu Festigkeit seiner Zähne und kann Zahnfleischproblemen vorbeugen.
  • Lymphe: Gerade im Kopfbereich ist das periphere Lymphsystem stark ausgeprägt. Anders als unser Blut hat lymphatische Flüssigkeit keinen separaten „Motor“, die sie in Umlauf hält. Lymphe wird allein durch Muskelbewegung durch den Körper gepumpt. Normalerweise reichen ein lebhaftes Minenspiel und ausreichende Kaubewegungen beim Essen aus, um die Lymphe „auf Tab“ zu halten. Allein daran lässt sich erkennen, wie fatal sich hastiges Essen ohne ausreichendes Kauen auswirken kann. Von der Praxis sich das Minenspiel mit Botox lahmzulegen mal ganz abgesehen. Durch die beim Ölziehen benutzen Muskeln wird die Kopf-Lmyphe in Bewegung gehalten. Auch die Tonsillen (Mandeln) gehören zum lymphatischen Gewebe und werden durch das Ölziehen gereinigt. Davon profitieren auch unseren Abwehrkräfte!
  • Immunsystem: Unser Immunsystem kann vom Ölziehen in zweifacher Hinsicht profitieren. Zum einen ist durch die Anregung der Lymphe ein schnellerer Informationsfluss möglich. Unsere Abwehr ist dadurch sozusagen schneller auf dem neusten Stand. Zum anderen ist eine gesunde Mundschleimhaut und eine intakte Flora im Mundbereich eine gute Barriere für mit der Nahrung aufgenommene Keime.
  • Hirn: „Viel Kauen macht den Kopf klar“. Diese Alte Weisheit zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen unserer Kauleistung und unserer geistigen Frische. Über das Kauen und die Anregung der Lymphe wird die Entschlackung der Kopfregion angeregt. Noch ist es wissenschaftlich nicht bewiesen, aber es liegt nahe, dass Ölziehen eine gute Möglichkeit ist Demenz-Erkrankungen und Alzheimer entgegenzuwirken.

Anleitung der Ölzieh-Kur

Ölziehen kann jeden Tag als fester Bestandteil der persönlichen Tageshygiene durchgeführt werden. Wer die positiven Effekte der Anwendung erste mal testen möchte, sollte aber mindesten 4 Wochen lang am Ball bleiben und 1 – 3 x täglich das Ölziehen praktizieren.

  1. Man nimmt einen Esslöffel voll kalt gepresstes Sonnenblumenöl (Anfänger können auch mit einem Teelöffel voll starten). Die jeweilige Portion Öl wird 10 bis 15 Minuten im Mund hin und her bewegt.Dazu kann das Öl gekaut oder durch die Zahnzwischenräume hin und her gezogen werden. Das Öl sollte möglichst nicht heruntergeschluckt werden, weil im Öl aufgenommene Schlacken sonst in den Körper gelangen.
  2. Nach 10 bis 15 Minuten ist das Öl zusammen mit Speichel zu einer milchigen Flüssigkeit emulgiert und kann ausgespuckt werden. Man entsorgt das „Altöl“ am besten direkt in den Müll, damit das Ölgemisch nicht ins Abwasser gelangt. Außerdem enthält die ausgespuckte Flüssigkeit Bakterien und ggf. auch Krankheitserreger und man erspart sich eine lästige Entfernung der Ölreste am Waschbecken.
  3. Nach dem Ausspucken empfiehlt es sich, die Mundhöhle mehrere Male mit Wasser zu spülen und die Zähne mit der Zahnbürste (ohne Pasta) zu reinigen.

Kleiner Tip: Wer seinem Sonnenblumenöl eine entkeimende Komponente zufügen möchte, kann es mit Mohn-Zimt-Öl versuchen. Dieses ist eine bekannte Komposition zur Blutreinigung und Belebung der Drüsen. Es enthält u.a. die ätherischen Öle aus Gewürznelken und Ceylon-Zimt und wirkt antibakteriell und regulierend auf die natürliche Flora der Mundschleimhaut. 

 

[1] In einer ethnopharmakologischen Studie wurden 34 mexikanische Pflanzen auf ihre antimykobakterielle Aktivität hin untersucht. Das Ziel der Studie war die Bewertung der antimykobakteriellen Aktivität von Heilpflanzen-Extrakten, die von den Mayos gegen Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium smegmatis bei der Behandlung von Tuberkulose, Atemwegserkrankungen und damit zusammenhängenden Symptomen verwendet werden. Für einen n-Hexan-Stamm-Extrakt aus Sonnenblumen konnte eine starke Wirkung gegen Mycobaterien festgestellte werden. Der wässrige Auszug war nicht wirksam. Coronado-Aceves EW, Sánchez-Escalante JJ, López-Cervantes J, Robles-Zepeda RE, Velázquez C, Sánchez-Machado DI, Garibay-Escobar A.: Antimycobacterial activity of medicinal plants used by the Mayo people of Sonora, Mexico.; J Ethnopharmacol. 2016 Aug 22;190:106-15. doi: 10.1016/j.jep.2016.05.064. Epub 2016 Jun 1.

[2] Für einen wässrigen Extrakt aus Sonnenblumensamen konnte in vivo eine ant-asthmatische Wirkung nachgewiesen werden. Heo JC, Woo SU, Kweon MA, Park JY, Lee HK, Son M, Rho JR, Lee SH: Aqueous extract of the Helianthus annuus seed alleviates asthmatic symptoms in vivo.; Int J Mol Med. 2008 Jan;21(1):57-61.

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/helianthus.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenblume
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Helianthus_annuus

 

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