Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) † †

Pfaffenhütchen NEU II DSC_0055

Das Pfaffenhütchen und seine starke Giftwirkung waren schon im Altertum bekannt. Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastus (371 bis 287 v. Chr.) sagte den Blüten dieser Pflanze einen „nach Mord riechenden“ Geruch nach! Tatsächlich hatten die alten Griechen derart starke Angst vor der der Giftwirkung dieser Pflanze, dass sie ihr die harmlose Bezeichnung „Eunonymus“ („von gutem Ruf“) gaben, um die in der Pflanze vermuteten bösen Dämonen milde zu stimmen.
Dennoch wurde das Pfaffenhütchen auch zu Heilzwecken genutzt, besonders als Mittel gegen Ektoparasiten, wie Krätzemilben, Kopfläuse oder Bettwanzen.

Synonyme:
  • Europäisches Pfaffenhütchen, Pfaffenhütlein, Pfaffenkäppchen, Spindelstrauch
  • Euonymus vulgaris
Englischer Pflanzenname:
  • Spindle, European spindle, common spindle
Pflanzenfamilie:
  • Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Fructus Evonymi (Pfaffenhut-Früchte, Spindelstrauch-Früchte)
Anwendung:
  • Ektoparasiten (Bettwanzen, Krätze, Läuse)*
  • Herzbeschwerden*
Wirkung:
  • Antiviral (Herpes simplex, Herpes zoster)
  • Digitalisähnlich, schwach, d.h. Pfaffenhütchen bewirkt mild
    • Am Herzen eine Steigerung der Kontraktionskraft (positiv inotrop)…
    • Eine Verringerung der Schlagfrequenz (negativ chronotrop)…
    • Eine Verlangsamung bzw. Erschwerung der Erregungsleitung (negativ dromotrop)…
    • Eine Senkung der Reizschwelle für die Erregungsbildung (positiv bathmotrop)
    Entwässernd (diuretisch)**
  • Galletreibend, stark (cholagog)**
  • Insektentötend (auch gegen Kopfläuse und Wanzen)**
  • Milbentötend (akarizid)**
Inhaltsstoffe:
  • Alkaloide, u.a. Evonin
  • Evonosid (schwach herzwirksames Glykosid)
  • Bitterstoffe
  • Fettes Öl (ca. 28 % Triacetin)
  • Farbstoffe
  • Gerbstoffe
  • Lecitine mit spezifischer Affinität zu Galactose
Dosierung:
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen:
  • Innerliche Anwendung der puren, unverdünnten Droge
Nebenwirkungen:Alle Teile der Pflanze sind giftig. Vergiftungserscheinungen können bis zu 18 Stunden nach Verzehr auftreten und äußern sich über:

  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
  • Reizung des Magen-Darm-Traktes
  • Nierenschädigungen
  • Kreislaufkollaps, Benommenheit und Leberschwellungen
  • Je nach Schweregrad auch Tod
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Pfaffenhütchen vorkommt: 

  • Derzeit keine bekannt

Pfaffenhütchen sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Das Pfaffenhütchen kommt in Europa, Asien, dem nördlichen Kleinasien bis ins Kaukasusgebiet vor.

Sammelorte:
  • Waldränder
  • Feldränder
  • Wallhecken (Knicks)
  • Dorfränder
Sammelgut/ Sammelzeit:Früchte: September - Oktober

Wichtig! Pfaffenhütchen ist giftig! Von einer Anwendung, besonders innerlich, wird allgemein abgeraten!

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Wichtig! Die hier aufgeführten Rezepte dienen der Vollständigkeit dieser Monographie und sollen keine Anregung zum Ausprobieren darstellen! 

Homöopathische Pfaffenhütchen-Tropfen

Um bei innerer Einnahme ganz sicher zu gehen, dass man nicht zu hoch dosiert, sollte Pfaffenhütchen homöopathisch angewendet werden. Dazu geht man wie folgt vor:

  1. Destilliertes Wasser und reinen Alkohol zu gleichen Teilen mischen
  2. Ein kleines Stück der Droge im Mörser zerkleinern (in der klassischen Homöopathie etwa 1 Stunde lang)
  3. Einen Teil der zerstoßenen Droge in ein Fläschchen geben und 10 Teile des Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben (Das Fläschchen darf max zu 2/3 gefüllt sein)
  4. Fläschchen verschließen und 10 starke, nach unten gerichtete Schläge ausführen (Ruckartige Bewegung nach unten) = Potenz D1
  5. Von dem D1-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  6. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen = Potenz D2
  7. Von dem D2-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  8. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen = Potenz D3
  9. Von dem D3-Gemisch 10 Tropfen in eine andere Flasche geben und 100 Tropfen Wasser-Alkohol-Gemisch dazugeben
  10. Fläschchen verschießen und erneut 10 nach unten gerichtete Schläge ausführen =Potenz D4
  11. Die Schritte können weitergeführt werden bis Potenz D12

Einnahme: 3 x täglich 3 – 5 Tropfen

Anwendung bei:

  • Leber-Gallen- und Bauchspeicheldrüsen-Beschwerden in Verbindung mit Kopfschmerzen

Klassischer Decoctum Evonymi 

  • 1 EL getrocknete Pfaffenhütchen-Früchte 1000 ml reinen Wein aufkochen und max. 5 Minuten leicht köcheln lassen; abseihen, abkühlen lassen und in einer dunklen Flaschen verschlossen aufbewahren

 Wird der Dekokt ohne die orangefarbenen Kerne, also nur mit den pinkfarbenen Fruchthülsen aufgesetzt, so ist er schwächer.

Einnahme:

  • Stets nach dem Essen (also nicht auf nüchternen Magen!)

Anwendung bei:

  • Milzschwäche (ggf. in Verbindung mit Leukämie)

Pfaffenhütchen-Pulver gegen Ektoparasiten (Volksheilkunde)

  • Die getrockneten Früchte des Pfaffenhütchens werden zu Pulver zermahlen und mit Butter und Roggenmehl vermischt. Mit der so entstandenen Paste bestreicht man die von Krätzemilben befallenen Stellen oder knetet sie Masse in von Läusen befallenen Haare ein.

Leider finden sich keine genaueren Angaben zum Mischungsverhältnis oder zur Einwirkzeit.

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/euonymus.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Spindelstrauch
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Euonymus_europaeus
  • www.awl.ch/heilpflanzen/euonymus_europaea/pfaffenhuetchen.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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