Weidenröschen, kleinblütiges (Epilobium parviflorum)

GernotFlick201507041183
Bild: © G. Flick

Das kleinblütige Weidenröschen sieht zart, fast unscheinbar aus, doch es war bereits bei den frühen Bewohnern Nordamerikas und Europas als Zauber- und Heilpflanze im Einsatz. Weidenröschen wurde bei den Chuj-Indianern als Rauch- und Räuchermischung verwendet. Dazu wurde eine Fliegenpilz-Tabak-Weidenröschen-Rauchmischung vom Schamanen inhaliert. Der Rauch versetze in eine Art Trance, in der sich die Krankheitsursache dem Schamanen zu erkennen gab. So eingesetzt soll das Weidenröschen halluzinationverstärkend und intensivierend wirken. In Europa wurde die Pflanze vor allem bei vergrößerter Prostata eingesetzt. Laut Maria Treben und Pater Simon ist der Tee aus kleinblütigem Weidenröschen so heilkräftig, dass er schon in vielen Fällen helfen konnte eine Operation der Prostata zu vermeiden.

Synonyme:
  • Waldröschen, Waldweidenröschen
Englischer Pflanzenname:
  • Hoary willowherb, smallflower hairy willowherb
Pflanzenfamilie:
  • Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Herba Epilobii Parvifloris (Weidenröschenkraut, kleinblütiges)
Anwendung:
  • Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) [1] [2] [3]
Wirkung:
  • Antibakteriell [2]
  • Antioxidativ [2] [3]
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) wg. Flavonoid Myricetin-3-O-glucuronid**
  • Fiebersenkend**
  • Hemmwirkung auf die 5-alpha-Reduktase und die Aromatase [4]
  • PSA-senkend [1]
  • Prostaglandinhemmed [2]
Inhaltsstoffe:
  • Flavonoide
  • Aglykone, v.a. Myricetin, Quercetin und Kämpferol
  • Gerbstoffe (4 - 14 %), v.a. Tannine, Gallotannine und Ellagtannine (Oenothein A, Oenothein B)
  • Phytosterole (0,55 %), v.a. β-Sitosterol, darunter insbesondere Fettsäureester, u. a. Caprylsäure (8:0), Caprinsäure (10:0), Palmitinsäure (16:0) und Stearinsäure (18:0)
Dosierung:
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze. Sie gelten tw. nicht für den Extrakt sondern nur für isolierte Inhaltsstoffe!

Für Weidenröschen/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Escherichia coli [2]

Beispiele für Präparate, in denen Kleinblütiges Weidenröschen vorkommt:

Phytotherapie:
  • Bioxera Weidenröschen, kleinblütiges Kapseln (Hersteller: Diamant Natuur B.v.)

Kleinblütiges Weidenröschen sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Kanarische Inseln, Azoren, Madeira, Marokko, Algerien über ganzes Europa, Vorderasien, die gemäßigte Zone Asiens bis nach China. Auch in Japan und Korea gibt es natürliche Vorkommen. In Neuseeland und Nordamerika existieren neophytische Bestände.

Zu finden:
  • An feuchten Standorten in der Nähe von Flüssen oder in Sümpfen
  • Auf feuchten Bergwiesen und Hängen
Sammelgut/ Sammelzeit:Kraut: Juli - September

Interessantes rund um Kleinblütiges Weidenröschen:

  • Das schmalblättrige Weidenröschen ist eine Bienenweide und hat den Ruf einen besonders leckeren Honig zu geben.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Weidenröschen-Tee

Nach Maria Treben und Pater Simon ist der Tee aus kleinblütigem Weidenröschen so heilkräftig, dass er schon in vielen Fällen helfen konnte eine Operation der Prostata zu vermeiden.

  • 2 TL der Droge mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und 2 x tgl. je eine Tasse trinken: die erste Tasse nüchtern, die zweite eine halbe Stunde vor dem Essen

Anwendung bei:

  • Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH)

Kleinblütiges Weidenröschen in der Küche

Bild: © Johanna Mühlbauer – Fotolia.com
  • Die jungen Blätter des Weidenröschen schmecken zart-säuerlich und können als Zutat zu Salat oder Mischgemüse verwendet werden.

 

[1] Weidenröschen-Extrakt reduzierte die Prostata-spezifische Antigen (PSA) -Sekretion und hemmten die Arginaseaktivität. Besonders die in Weidenröschen vorkommenden Wirkstoffe Oenothein B, Quercetin-3-O-glucuronid und Myricetin-3-O-rhamnosid erwiesen sich als wirksam in Bezug auf LNCaP-Zellen. Stolarczyk M, Piwowarski JP, Granica S, Stefańska J, Naruszewicz M, Kiss AK: Extracts from Epilobium sp. herbs, their components and gut microbiota metabolites of Epilobium ellagitannins, urolithins, inhibit hormone-dependent prostate cancer cells-(LNCaP) proliferation and PSA secretion.;
Phytother Res. 2013 Dec;27(12):1842-8. doi: 10.1002/ptr.4941. Epub 2013 Feb 25.

[2] Sowohl die Wasser- als auch die Ethanol-Extrakte von Weidenröschen hemmten in einer Studie das Wachstum von Escherichia coli. Der ethanolische Extrakt war außerdem wirksam bei der Hemmung der COX-1-katalysierten Prostaglandin-Biosynthese, auf -2-katalysierte Prostaglandin-Biosynthese und übte eine antioxidative Aktivität aus. Steenkamp V, Gouws MC, Gulumian M, Elgorashi EE, van Staden J: Studies on antibacterial, anti-inflammatory and antioxidant activity of herbal remedies used in the treatment of benign prostatic hyperplasia and prostatitis.; J Ethnopharmacol. 2006 Jan 3;103(1):71-5. Epub 2005 Aug 24.

[3] Hevesi Tóth B, Blazics B, Kéry A: Polyphenol composition and antioxidant capacity of Epilobium species.; J Pharm Biomed Anal. 2009 Jan 15;49(1):26-31.

[4] Weidenröschen hemmt sowohl die Aromatase als auch die 5-alpha-Reduktase. Man vermutet, dass die hemmende Wirkung über die Gerbsäuren (Ellagtannine Oenothein A and Oenothein B) zustande kommt. Die Ellagitannine Oenothein A und B, sind von großer Bedeutung für den Stoffwechsel von Steroidhormonen und für die Entwicklung der benignen Prostatahyperplasie (BPH). Ducrey B, Marston A, Göhring S, Hartmann RW, Hostettmann K: Inhibition of 5 alpha-reductase and aromatase by the ellagitannins oenothein A and oenothein B from Epilobium species.; Planta Med. 1997 Apr;63(2):111-4.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinblütiges_Weidenröschen
  • https:/en.wikipedia.org/wiki/Epilobium_parviflorum
  • ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_HMPC_assessment_report/2015/04/WC500185269.pdf

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

Print Friendly, PDF & Email
Cookie Consent mit Real Cookie Banner