Wurmfarn, Echter (Dryopteris filix-mas) † †

Wurmfarn Dryopteris felix mas NEU DSC_0043
Bild: © Anja Alijah Flick

Farne wachsen bereits seit 400 Millionen Jahren auf Erde und gehören damit zu den ältesten Pflanzen unseres Planeten. Es haftet ihnen daher eine ganz besondere Aura an. Kein Wunder, dass der Wurmfarn von den europäischen Urvölkern als starke Zauber- und Heilpflanze genutzt wurde. Es ranken sich viele Sagen und Legenden um den Farn. Eine besagt, dass in der Johannisnacht gesammelter Farn-Sporen zu Reichtum und Glück verhelfen. Da die Menschen der Vorzeit die Farnblüten für unsichtbar hielten, brachten sie die Pflanze mit dem Zauber „sich unsichtbar machen zu können“ in Verbindung. Wenn einem in der Johannisnacht Farnsporen in die Schuhe fallen, so glaubte man, sei man unsichtbar.
Darüber hinaus war und ist der Wurmfarn ein starkes Mittel gegen Würmer im Darm. Da hierbei jedoch starke Nebenwirkungen auftreten können, wird dieser Einsatz heute nicht mehr empfohlen. Dennoch lohnt die Beschäftigung mit dieser uralten Heilpflanze…

Synonyme:
  • Bandwurmkraut, Farnkraut, Farnmännlein, Federfarn, Flohkraut, Gemeiner Wurmfarn, Johanniswurz, Waldfarn, Wanzenkraut
  • Aspidium filix-mas, Lastrea filix-mas, Nephrodium filix-mas, Polypodium filix-mas, Polystichum filix-mas
Englischer Pflanzenname:
  • Male fern
Pflanzenfamilie: 
  • Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
  • Filicis rhizoma (Wurmfarn-Rhizom)
Anwendungsgebiete: 
  • Befall von Endoparasiten:
    • Plattwurmbefell (Bandwürmer)*
    • Saugwurmbefall (Leberegel)*
  • Ischalgie (Verwendung äußerlich)*
  • Muskelschmerzen (Verwendung äußerlich)*
  • Nervenschmerzen (Verwendung äußerlich)*
  • Rheuma (Verwendung äußerlich)*
  • Schlafstörungen*
  • Zahnschmerzen*
Wirkungen:
  • Anthelmintisch, gegen Bandwürmern und Leberegel¹ [1] [2]
  • Zelltoxisch**
    ¹ Die in der Pflanze enthaltenen Phlorogucinderivate bewirken bei versch. Endoparasiten eine Lähmung der Muskulatur und des Nervensystems
Inhaltsstoffe: 
  • Dimere und trimere Acylphlorogucinole 
    (≈ 50-60 % Flavaspidsäuren, ≈ 25 % Filixsäuren)
  • Ätherisches Öl, in Spuren
  •  Gerbstoffe (ca. 8 %)
  • Fettes Öl (5 - 6 %)
Dosierung: 
  • Zur Behandlung von Wurmerkrankungen wurde nach Arzneibuchangaben aus 6-8 g ein Extrakt hergestellt. Dieser wurde einmal verabreicht gefolgt von einem salinischen Abführmittel nach max. 2 h.
     Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung: Sofortige Magen-Darm-Entleerung durch Magenspülung und Gabe von Natriumsulfat und Medizinalkohle.
Gegenanzeigen:
  • Wurmfarn wird heute infolge der geringen therapeutischen Breite und der Existenz moderner, relativ nebenwirkungsarmer Mittel nicht mehr empfohlen!
Nebenwirkungen:
  • Bei Verwendung von Wurmfarn traten häufig lokale Reizerscheinungen und Hyperämie im Magen-Darm-Trakt in Verbindung mit Unwohlsein, Übelkeit, gelegentlichem Erbrechen und Diarrhöen auf bis hin zu den durch Überdosierung hervorgerufenen Vergiftungserscheinungen. Daneben können auch stärkere Symptomen bis hin zu resorptiven Vergiftungserscheinungen auftreten. Betroffen sind das Zentralnervensystem mit Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit, Krämpfen, selten Psychosen. In schweren Fällen treten bis zur Erblindung führende Sehstörungen, Herz-, Kreislauf-, Leber- und Nierenschädigungen auf. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein, die letale Dosis des Extraktes beginnt bei 10 g.
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Wurmfarn vorkommt:

Phytotherapie:
  • Digestodoron® Dilution v. Weleda Bei Stör. der Sekretion u. Motilität im Verdauungstrakt sowie Stör. des gastrointest. Milieus, auch auf chron.-entzündl. Grundlage, z. B. Sodbrennen, Übelkeit, Meteorismus, Durchfälle, Verstopfung, Enteritis granulomatosa, Colitis ulcerosa
  • Chelidonium comp. Dilution v. Weleda: Zur Anregung der Gallen-, Pankreas- u. Darmtätigkeit, auch in Zusammenhang mit Tumorleiden u. ekzematösen Hautkrankheiten
Homöopathie:
  • PHÖNIX Thuja-Lachesis spag. Mischung (mit Wurmfarn D4): Vom Hersteller ohne Angabe einer Indikation

Wurmfarn sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Wurmfarn kommt natürlich in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens und Amerikas vor.

Sammelorte:
  • Frischen Wälder (meist in Kiefer-/Buchenwäldern)
  • Gebüsche
  • Hochstaudenfluren & Waldschläge
  • Steinschutthalden und Mauern
Sammelgut/ Sammelzeit:Rhizom: August - September

Interessantes rund um den Wurmfarn:

  • Früher wurde der Wurmfarn auch viel zu Schutzräucherungen eingesetzt. Er galt als Wirksam gegen das Böse und schütze vor Verzauberung.
  • Farnwedel wurden auch als Einstreu benutzt, um das Vieh vor Ungeziefer zu schützen.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassisches Wurmfarn-Taenifugium (Mittel gegen Bandwürmer)

  • 10 g getrocknetes und pulverisiertes Wurmfarn-Rhizom in 200 ml Wasser geben, gut umrühren und direkt trinken; 4 Stunden später nimmt man ein Abführmittel

Wichtig! Dieses Rezepte dient der Vollständigkeit dieser Monographie und sollen keine Anregung zum Ausprobieren darstellen!

Klassischer Wurmfarn-Tee bei Gicht

  • 30 g Wurmfarn-Rhizom mit 1000 ml Wasser zum kochen bringen und 20 Minuten kochen; abseihen und mit den Tee für Wickel benutzen, die man an den betroffenen Gelenken platziert

Klassisches Wurmfarn-Teilbad bei Gicht und Rheuma

  • 100 g Wurmfarn-Rhizome mit 3000 ml Wasser zum kochen bringen und 20 Minuten kochen; abseihen, den so gewonnenen Tee in eine Schüssel gießen und die betroffenen Stellen etwa 15 Minuten darin baden

Klassische Wurmfarn-Kompressen bei geschwollenen Füßen und Gicht

  • 30 g Wurnfarn-Rhizom mit 1000 ml Essig zum kochen bringen und 15 Minuten kochen; abseihen und auskühlen lassen; mit dem so gewonnenen Absud tränkt man Kompressen, diese legt man auf die zu behandelnden Stellen

 

[1] In einer Studie wurde die anthelmintische Wirkung von Wurmfarn auf die Eiembryogenese (A. suum) untersucht. Eine konzentrationsabhängige Wirkung konnte nachgewiesen werden. Urban J, Kokoska L, Langrova I, Matejkova J: In Vitro Anthelmintic Effects of Medicinal Plants Used in Czech Republic.; Journal Pharmaceutical Biology Volume 46, 2008 – Issue 10-11

[2] Eine Studie zeigte, dass Wurmfarn gegen mit Rattenbandwurm aktiv sein kann. Sousa RGI, Falcão HS, Barbosa Filho JM, Melo Diniz MFFI, Batista, LMI: Atividade anti-helmíntica de plantas nativas do continente americano: uma revisão (Anthelmintic activity of native American plants: a review).; Rev. bras. plantas med. vol.15 no.2 Botucatu 2013

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/dryopteris.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Wurmfarn
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Dryopteris_filix-mas
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/dryopteris-filix-mas-wurmfarn.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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