Cholesterin: Ein kleines Pharma-Märchen

A generic pack of the controversial cholesterol preventative drug Statin - with logos removed
Bild: © roger ashford / Fotolia

Sie nennen sich Lipidor oder Sortis, Crestor oder Zenas und gehören zu den umsatzstärksten Medikamenten weltweit – die als Cholesterinsenker bekannten Statinpräparate. Am 07.05 2012 lief der Patentschutz für Sortis, das dahin weltweit umsatzstärkste Arzneimittel ab! Jetzt fallen in den USA die bis dahin gültigen Blut-Kontrollwerte und die FDA streicht den Verzicht auf cholesterinhaltige Speisen aus ihren Ernährungsempfehlungen. Was steckt dahinter?

Jetzt, wo ein wichtiger Goldesel der Pharmaindustrie ausgedient hat, wird deutlich, was ganzheitlich arbeitende Therapeuten seit Jahren wissen: Das ganze TamTam um böses Cholesterin diente zum übergroßen Anteil der Absatzsteigerung. Die Kausalkette „Cholesterin = Arteriosklerose = Herzinfarkt“ entzaubert sich selbst. Was zurückbleibt ist die Wahrheit über eine lukrative Cholesterinlüge. Das wird um so deutlicher, wenn man einen kleine Reise durch die Fakten nimmt:

Cholesterin ist ein elementarer Baustoff für die Zellmembranen all unser Körperzellen, schützt den Organismus vor den zerstörerischen Angriffen der “Superoxid-Radikale” und ist der Ausgangsbaustoff für körpereigenes Kortison und unsere Sexualhormone. Unser Gehirn besteht zu 20 % als Cholesterin und unsere Nerven haben eine mit der Isolierschicht bei Elektrokabeln vergleichbare Schutzhülle aus Cholesterin. 

Weil Cholesterin so wichtig ist, betreibt unser Körper einen hohen Energieaufwand, um es zu produzieren. Unsere Leber erzeugt täglich etwa 1.000 bis 1.500 mg Cholesterin und deckt damit bis zu 60 % des täglichen Bedarfs. Der Rest wird mit der Nahrung aufgenommen

Weil die Produktion von Cholesterin so energieaufwendig ist, versucht der Körper Verluste zu minimieren. Daher wird überschüssiges Cholesterin nicht ausgeschieden, sondern eingelagert. Da sich Cholesterin auch an der Innenseite der Gefäße einlagern kann, galt es lange als Grundlage für Arteriosklerose. ABER: Arteriosklerotische Ablagerungen bestehen nur zu 10 – 13 % aus Cholesterin und zu 30 % aus Proteinen. Statt Cholesterin zu senken macht es also mehr Sinn die übermäßige Zufuhr von Eiweißen zu senken!

Weil die Kausalkette „Cholesterin = Arteriosklerose = Herzinfarkt“ lange als Lehrbuchmeinung galt, wurden in den letzen Jahren Millionenfach Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt. In der Tat senken Statine den Cholesterinspiegel im Blut zuverlässig. ABER: Das Risiko für Herz- Kreislaufprobleme sinkt damit nur minimal. Um es in Zahlen auszudrücken: Nehmen 200 Patienten täglich Statine ein, um ihr Cholesterin zu senken, wird dadurch nur bei einem Patienten eine Herzerkrankung verhindert. Ein direkter Zusammenhang zwischen einem gesenkten Cholesterinspiegel und einer positiven Bilanz für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann inzwischen ausgeschlossen werden. Statine wirken vielmehr, weil sie die Produktion von Stickoxiden in der innersten Wandschicht der Blutgefäße stimulieren, was sich positiv auf den Gefäßdurchmesser, Blutdruck und die Blutgerinnung auswirken kann. Von dieser Wirkung ausgehend sieht die Bilanz der Statine anders aus. Es müssen 33 Männer oder 37 Frauen, die als hoch gefährdet eingestuft werden, mit den Statinen behandelt werden, damit eine Herzerkrankung verhindert wird. Der Cholesterinspiegel ist also bei der Beurteilung, ob ein Patient Statine braucht, das falsche Auswahlkriterium.

Leider wurden aber der Cholesterinspiegel genau für diese Beurteilung herangezogen. Interessant ist dabei die Entwicklung der als gesund geltenden Normwerte für das Gesamtcholesterin. In den vergangenen 50 Jahren wurde dieser mit jedem Jahrzehnt automatisch weiter abgesenkt, von anfänglich 260 mg/dl auf 200 mg/dl. Im Jahre 2005 empfahl die Europäische Kardiologenvereinigung sogar einen Wert von 193 mg/dl. Mit jeder Senkung hieß das automatisch, dass noch mehr Menschen als Risikopatient galten, cholesterinsenkende Statine verschrieben bekamen und so der Absatz für Statine hochschnellte. Bei einem Normwert von 200 mg/dl sind schätzungsweise bis zu 80% der Bevölkerung behandlungsbedürftig, weil sie den Normwert überschreiten. Wie gesagt, Statine waren bis 2012 die weltweit umsatzstärksten Arzneimittel!

Leider darf man die Nebenwirkungen von Statinen nicht vergessen, denn diese sind zum Teil erheblich. Hier ein Auszug:

  • Toxische Myopathie (Veränderungen der Skelettmuskulatur bis hin zur Zerstörung der quergestreiften Muskulatur mit Todesfolge) [1]
Betrifft etwa 1 von 91 Männern & 1 v. 259 Frauen [9]
  • Nachlassende Gedächtnisleistung bis hin zu Demenz [2]
  • Erhöhter Verlust von Ubichinon-10 (Coenzym Q10), was langfristig zu Energieverlust und Leistungseinschränkungen an Herz, Lunge und Leber führen kann [3]
Betrifft etwa 1 von 135 Menschen [9]
  • Erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität bei Frauen [4]
  • Alpträume [5]
  • Nierenschädigung [6]
Betrifft etwa 1 von 434 Menschen [9]
  • Bis zu 50 % erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus [7]
  • Erhöhtes Risiko für Grauen Star [8]
Betrifft etwa 1 von 33 Menschen (bes. Frauen) [9]

Wichtig: Auch wenn der Nutzen von cholesterinsenkenden Maßnahmen umstritten ist, sollte die Einnahme von Statinen nicht abrupt beendet und mit einem ganzheitlich arbeitenden Arzt abgestimmt werden.

[1] Der Allgemeinarzt 17/2014 „Wenn Statine krank machen
[2]  Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2015 „Akuter Gedächtnisverlust unter Atorvastatin und Simvastatin (UAW-News – International)
[3] Pharmazeutische Zeitung Online 02/2006 „Coenzym Q10 – Sinnvoll oder notwendig bei einer Statin-Therapie
[4] Pharmazeutische Zeitung Online v. 15.07.2015 „Statine: Geschlechterunterschied bei Nebenwirkung
[5] Dtsch Arztebl 2007; 104(7): A-446 / B-394 / C-382 Mitteilungen: UAW-News – International / Albträume unter Atorvastatin (Sortis®)
[6] Ärzteblatt v. 22.03.2013 „Hochpotente Statine: Studie sieht Nierenrisiko nach Therapiebeginn
[7] Ärztezeitung v. 30.01.2012 „Statine lassen Diabetes-Risiko ansteigen
[8] Schlote, Torsten; Kellner, Ulrich: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen in der Augenheilkunde. 1. Auflage: Thieme 2011; S. 71
[9] Unintended effects of statins in men and women in England and Wales: population based cohort study using the QResearch database BMJ 2010; 340 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.c2197 (Published 20 May 2010)

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg

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