Der Fliegenpilz ist einer der bekanntesten und populärsten Pilze. Obwohl es sich um eine Giftpilz handelt, gilt er als Synonym für das Glück schlechthin.
Fakt ist, dass es sich beim Fliegenpilz um eines der ältesten bewusstseinsverändernden Mittel der Menschheit handelt. Der Fliegenpilz wurde in vielen alten Kulturen als euphorisierender und stimulierender Rausch- und Zauberpilz genutzt und verehrt, denn er begleitete Schamanen bei ihren Seelenreisen zu Geistern und Göttern und half bei der Suche nach Verlorengegangenem und der Erforschung der Zukunft. Doch er kann mehr!
Als Heilmittel eingesetzt, hilft er u.a. bei Schmerzzuständen, Drüsenschwäche, nervösen Leiden, Erschöpfungszuständen, Suchterkrankungen (besonders Sucht nach Schokolade oder Kaffee) und Schwindel.
Der Fliegenpilz regt das parasympathishe Nervensystem an. Der gigantische Input, dem die Menschen unserer Zeit ausgesetzt sind, führt häufig dazu, dass das sympathische Nervensystem auf Hochtouren läuft. Man ist ständig auf der Flucht, ist gehetzt, kommt kaum noch zu Ruhe. Wie gut, dass es den Fliegenpilz gibt, denn er vermag das „Ruhe-Nervensysthem“ zu stärken. Was für ein Glück!
Synonyme: |
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Pilzfamilie: |
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Bezeichnung des Arzneimittels: |
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Anwendungsgebiete: |
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Wirkungen: |
¹ Effekt geht auf Muscarin zurück. Es wirkt als Parasympathikomimetikum auf die sekretorischen und motorischen Endfasern der cholinergen vegetativen Nerven. ² Wirkung geht u.a. auf Muskimol, Ibutensäure, Muscaridin, Cholin zurück. Muskimol durchdringt die Blut-Hirn-Schranke und wirkt anregend bis dämpfend und psychomimetisch. Muscarin passiert die Blut-Hirn- Schranke nicht und hat deshalb keine halluzinogene Wirkung. ♦ Auch wenn dem Fliegenpilz nachgesagt wird, dass er tödlich giftig sei, so ist lt. Christian Rätsch, dem Experten für halluzinogene Pflanzen, bisher kein einziger Fall einer tödlichen Fliegenpilzvergiftung beschrieben worden. (Quelle: Rätsch, Christian, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT Verlag, Aarau/ Schweiz 1998) |
Inhaltsstoffe: | Frischer Fliegenpilz enthält:
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Dosierung: | Eine Dosierung für den Fliegenpilz anzugeben ist nicht einfach, weil sein Wirkstoffgehalt sehr stark schwankt (um bis zu 500 %). Aus Auftreten gewollter Wirkungen, aber auch ungewollter Nebenwirkungen hängt von der aufgenommenen Menge des Giftes ab. Die Toxizität soll in Nordeuropa geringer sein als in Südeuropa. Dazu kommt, dass die individuell wirksame Dosis sehr unterschiedlich ist. Allgemein wird daher dazu geraten, sich sehr langsam an seine Dosis heranzutasten. Geringe Konzentrationen wirken, ähnlich wie Alkohol, zunächst anregend (machen aber auch traurig oder ängstlich), große Mengen führen zu Bewusstseinsstörungen, Tiefschlaf, Krämpfen und ggf. zum Tod. (Es gilt die Arndt-Schulzschen Regel: schwache Reize fachen die Körperreaktionen an, mittelstarke hemmen sie und sehr starke heben sie auf.) Die Angabe der folgende Werte dienen der Vollständigkeit dieser Monografie. Es sind in der Literatur zu findende Dosierungsangaben bei oraler Einnahme. Sie sollen auf keinen Fall zum Selbstversuch anregen!
Generell gelten 1 g Muscimol gilt als potentiell tödliche Dosis. Bei einem hoch angenommenen Muscimol-Gehalt von 1% entspricht das 100 g getrockneter Pilz, also etwa zehn Pilzen. Eine Wirkung setzt etwa 1-2 Stunden nach der oralen Aufnahme ein. |
Gegenanzeigen |
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Nebenwirkungen |
Nach dem anfänglichen Krampf- und Erregungsstadium kommt es zu narkoseähnlichen Lähmungen und Somnolenz. Die Vergifteten fallen in einen Tiefschlaf ohne sich beim Erwachen an ihr Befinden erinnern zu können. Tödliche Vergiftungen nach Genuss von Fliegenpilz sind nicht dokumentiert. Eine tödlichen Dosis ist schwer einzuschätzen, da der Fliegenpilze neben Ibotensäure bzw. Muscimol auch in geringen Mengen noch andere Pilzgifte, wie Muscarin und Muscazon, enthält, welche einander verstärkende Effekte haben könnten. |
Wechselwirkungen |
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* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.
Beispiele für Präparate, in denen Fliegenpilz vorkommen:
- In der Phytopharmakologie findet der Fliegenpilz kaum Anwendung. Dafür wird er in der Homöopathie eingesetzt. Schon Samuel Hahnemann beschreibt den Fliegenpilz mit den unterschiedlichsten Indikationen in seinem Standardwerk «Chronische Krankheiten». Fliegenpilz wird heute als Urtinktur und in Verdünnungen, in der Regel D3 und D6, verwendet.
Homöopathie |
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Fliegenpilz sammeln:
Sammelorte: Europa, Nordamerika, Nordasien
Sammelgut/ Sammelzeit:
Interessantes über den Fliegenpilz:
- Der Fliegenpilz wurde bei den Schamanen gern in Räucher- und Orakelmischungen verwendet. Besonders wenn diese Tollkirsche enthielten, verhinderte der Fliegenpilz die durch Nachtschattengewächse bedingte Austrocknung der Schleimhäute.
- Sibirische Bauern und Waldvölker nutzten den Fliegenpilz, um durch die stimulierenden Wirkungen ihre schwere Arbeit besser bewältigen zu können. In ähnlicher Form nutzte die peruanischen Urbevölkerung Kokablätter. Die Effekte ähneln sich.
- Früher wurde der Fliegenpilz als „Fliegenfalle“ benutzt. Dazu legte man Stücke des Pilzhutes in gezuckerte Milch. Naschten die Fliegen von der Milch, dann verendeten sie. [2]
Beispiele für eigene Zubereitungen:
Fliegenpilze, Muscimol, Muscarin und Ibotensäure fallen nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Eine Verarbeitung und/oder der Verkauf zum Zweck der Rauschanwendung jedoch fallen unter das Arzneimittelgesetz.
Klassische Fliegenpilz-Tinktur [1]
Diese Fliegenpilz-Tinktur ist ein klassisches Rezept, wie es z.B. in Ostpreußen verwendet wurde. Es kann u.a. eingesetzt werden bei:
- Drüsenschwäche*
- Erschöpfunge*
- Pfeifferschen Drüsenfieber ³
- Schmerzzuständen*
- Schwindel*
- Störungen der Nerven- und Gehirnfunktionen*
- Übererregbarkeit, nervöser*
Zutaten:
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Anwendung:
- 3 x tgl. je 1-2 TL mit Wasser vermischt einnehmen oder
- Direkt zum Einreiben auf von Rheuma betroffene Körperstellen
Fliegenpilz in Rauchmischungen
Die getrocknete rote Haut des Fliegenpilz-Hutes wurde gern als Bestandteil magischer Räucher- und Orakelmischungen benutzt. Traditionell wurde dabei mit folgenden Pflanzen (meist zu gleichen Teilen) gemischt:
Tollkirsche – Mittags geerntet
Eicheln – zu Vollmond nackt gepflückt
Eisenkraut-Blätter (Verbena officinalis)- Am Nachmittag mit der Hand gepflückt
Wilde Pfefferminze (Mentha spp.) – Am Morgen gepflückt
Mistel-Blätter – Vom Vorjahr, zu Mitternacht geschnitten
Homöopathische Tropfen aus Fliegenpilz
Um ganz sicher zu gehen, dass man nicht zu hoch dosiert, sollte Fliegenpilz homöopathisch angewendet werden. Dazu geht man wie folgt vor:
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Beschwerde | Dosierung | Potenz |
Epilespie-Krisen |
| C7 |
Erfrierungen/ Frostbeulen |
| C5 |
Hysterische Anfälle, Schreien und unkontrollierte Wutausbrüche |
| C15 |
Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Knochen durch schlechte Durchblutung |
| C5 |
Schmerzen, besonders morgens |
| C5 |
Sprachentwicklung, verzögerte (bei Kindern) |
| C9 |
Tics im Gesicht |
| C5 |
Tics im Bereich der Augen |
| C9 |
Überlastung durch zu intensive geistige Aktivität |
| C30 |
[1] Saar M.: Ethnomyocological data from Siberia and North-East Asia on the effect of Amanita muscaria.; J Ethnopharmacol. 1991 Feb;31(2):157-73.
[2] Härkönen M.: Uses of mushrooms by Finns and Karelians.; Int J Circumpolar Health. 1998 Jan;57(1):40-55.
Recherche-Quellen:
- Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
- Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
- Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT-Verlag Aarau/ Schweiz 1998
Internetseiten:
- www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/amanita.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegenpilz
- www.passion-pilze-sammeln.com/hans-heinrich-kunde.html³
- www.homoeopathiewelt.com/einzelmittel/agaricus-muscarius/
Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)
Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg