Brunnenkresse (Nasturtium officinale)

Die Brunnenkresse ist ein sehr heilträchtiges Kraut, dass sowohl von den europäischen Urvölkern, als auch von den großen Ärzten der griechischen Antike genutzt wurde. Vom berühmten Hippokrates weiß man, dass er sein erstes Krankenhaus in der Nähe eines Baches ansiedelte, damit er stets frische Brunnenkresse zur Behandlung seiner Patienten ernten konnte. Nicht ohne Grund, denn Brunnenkresse enthält neben sehr viel Vitamin C vor allem Glucosinolate, organische Schwefelverbindungen, die ein sehr stark antikarzinogenes Potenzial besitzen. Unter den chemopräventiv wirksamen Phytaminen nimmt die Brunnenkresse daher einen Spitzenplatz ein. Daneben bewirkte Brunnenkresse eine deutlich vermehrte Ausscheidung von krebserregenden Stoffen aus Tabakrauch und kann so Rauchern bei der Entgiftung und Krebsvorbeugung helfen. Neuere Studien zeigen, dass Brunnenkresse sogar die lebertoxische Wirkung von Paracetamol (Acetaminophen) senken kann. 

Synonyme:
  • Bachkresse, Echte Brunnenkresse, Gemeine Brunnenkresse, Grabenkresse, Grundkresse, Wasserkresse
  • Baeumerta nasturtium, Cardamine fontana, Cardaminum nasturtium, Nasturtium aquaticum, N. fontanum, Radicula nasturtium, Rorippa nasturtium, R. nasturtium-aquaticum, Sisymbrium nasturticum, S. nasturtium-aquaticum
Pflanzenfamilie:
  • Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Nasturtii herba (Brunnenkressekraut)
Anwendung:
  • Appetitlosigkeit*
  • Entschlackung von Leber, Lunge und Magen*
  • Frühjahrskuren (bes. bei Rheuma, Hautunreinheiten)*
  • Gicht (auch äußerlich als Breiumschlag)*
  • Harnwegsentzündungen (besonders wenn der Urin trüb ist)*
  • Katarrhe der Luftwege [4]
  • Verdauungsbeschwerden**
  • Vitamin-C-Mangel*
Wirkung:
  • Antibakteriell**
  • Antikarzinogen [1]
  • Appetitanregend**
  • Blutaufbauend**
  • Blutreinigend**
  • Entgiftend, u.a. auf Gifte aus Tabakrauch [1]
  • Harndesinfizierend**
  • Harntreibend, stark**
  • Leberschützend bei Einnahme von Paracetamol [2]
  • Stoffwechselfördernd**
  • Wehentreibend**
Inhaltsstoffe:
  • Abbauprodukte der Glucosinolate, bes. Phenylethylisothiocyanat (ca. 90%) [3]
  • Senföle
  • Vitamin C (83,1 mg/ 100g Frischgewicht)
  • Vitamin A, B1, B2 und E
  • Mineralstoffe: Jod, Eisen, Phosphor, Calcium
  • Bitterstoffe
  • Gerbstoffe
  • Ätherische Öle
Dosierung:
  • Normale Dosierung: 4 bis 6 g Droge
  • 20 bis 30 g frisches Kraut
  • 60 bis 150 g Frischpflanzen-Presssaft
Gegenanzeigen
  • Magen-Darmulcera
  • Entzündliche Nierenerkrankungen
  • Wegen der Harntreibenden Wirkung sollte Brunnenkresse in der Schwangerschaft nicht zu viel/ zu oft verwendet werden.
  • Nicht bei Kindern unter 4 Jahren anwenden
Nebenwirkungen
  • Bei Überdosierung kann es zu Schleimhautreizungen und Magen-Darmbeschwerden kommen
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Brunnenkresse vorkommt: 

Homöopathie:
  • Lymphomyosot® N Tropfen (mit Brunnenkresse D4) Vom Hersteller ohne Angabe einer therapeutischen Indikation
  • REGENAPLEX Haut-Fluid W: (mit Brunnenkresse D2) Äußerlich zur Wundbehandlung, bei Sonnenbrand, Insektenstichen, Hämatomen, Verletzungen, Hautabschürfungen, Verstauchungen, Schwellungen, Eiterungen und Juckreiz
  • Jsostoma® S Tabletten: Bei Sodbrennen und Magenbeschwerden
Phytotherapie:
  • CELERIT Bleichcreme Bei Altersflecken, Sommersprossen, Pigmentstörungen

Brunnenkresse sammeln:

Sammelorte:Brunnenkresse kommt weltweit vor.

  • Wächst besonders an sauberen, fließenden Gewässern und an sonnigen Standorten
Brunnenkresse ist leicht mit dem Bitteren Schaumkraut (Cardamine amara) zu verwechseln. Beide Pflanzen können am gleichen Standort vorkommen und sehen sich von den Blättern sehr ähnlich. Im Unterschied zur Brunnenkresse sind die Stängel des Bitteren Schaumkrauts mit Mark gefüllt und die Staubblätter rotviolett.
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Kraut: Ganzjährig (Hauptsaison ist März - Mai und dann wieder im Spätherbst. Sobald die Pflanze blüht, haben die Blätter einen brennend scharfen und bitteren Geschmack.)
Brunnenkresse wächst auch gern an Bächen rund um größere Weideflächen. Entnimmt man hier Brunnenkresse, um sie roh (als Salat) zu verwenden besteht leider die Gefahr sich mit dem Großen Leberegel zu infizieren. Ggf. sollte daher auf Kulturbrunnenkresse zurückgegriffen werden.

Interessantes rund um Brunnenkresse:

  • Die Brunnenkresse wurde schon von den europäischen Urvölkern genutzt. Da sie als Gemüse in der Küche sehr beliebt war, begann man im Laufe der Zeit das Kraut nicht nur wild zu sammeln, sondern es in Kulturen anzubauen. Für Deutschland ist historisch belegt, dass ab dem Jahr 1650 Kressekulturen in Mode kamen. Napoleon führe 1809 den Anbau von Kresse nahe Versailles ein. Bereits 100 Jahre später war die Brunnenkresse so beliebt, dass der Bedarf allein für Paris nicht vollständig aus französischer Produktion gedeckt werden konnte.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Brunnenkresse sollte generell im frischen Zustand verwendet werden, weil die wichtigsten Inhaltsstoffe beim Trocknen weitgehend verloren gehen. Auch Hitzenbehandlung inaktiviert die wichtigen Glucosinolate und Isothiocyanate. Diese werden normalerweise vollständig resorbiert und hauptsächlich über die Nieren als Dithiocarbamate (N-Acetylcystein-Derivate) ausgeschieden. Studien am Menschen haben gezeigt, dass nur etwa 7 % der aufgenommenen Glucosinolatmenge aus der gekochten Pflanze als Isothiocyanat ausgeschieden werden, dagegen bis zu 80 % aus der rohen Pflanze!

Brunnenkresse zur Entgiftung und Krebsprophylaxe

Studien haben gezeigt, dass roh gegessene Brunnenkresse entgiftend wirkt und deutlich zur Krebsprophylaxe beiträgt. Bewährt hat sich die Einnahme von mind. 80 g täglich bis hin zu 3 täglich x 60 g.

Brunnenkresse Tropfen

  • Frisches Brunnenkressekraut (vor der Blüte)  zerkleinern, in ein verschließbares Gefäß geben und im Verhältnis 1: 5 mit 70%igem Ethanol auffüllen, bis alle Teile bedeckt sind; Ansatz 2 – 6 Wochen ziehen lassen und ab und an schütteln; dann abseihen und den fertigen Extrakt in dunkle Fläschchen abfüllen.

Dosierung: 3 x tgl. 5 Tropfen mit etwas Wasser einnehmen

Anwendung bei:

  • Appetitlosigkeit
  • Entschlackung von Leber, Lunge und Magen
  • Harnwegsentzündungen (besonders wenn der Urin trüb ist)
  • Katarrhen der Luftwege
  • Verdauungsbeschwerden

Klassischer Brunnenkresse-Tee bei Katarrhen der Luftwege

  • 1 TL frische Brunnenkresse (zerkleinert) mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen; 2-3 xtgl. je eine Tasse trinken

Es handelt sich hier um eine wenig gebräuchliche Verwendungsart.

Brunnenkresse-Auflage bei reiner Haut und Pickeln

  • Frische Brunnenkresse-Blätter im Mörser oder Mixer zerkleinern, auf die zu behandelnden Haustellen legen und ca. 15 Min. einwirken lassen; Anwendung ggf. 3 x täglich wiederholen

Brunnenkresse in der Küche

Brunnenkresse besitzt einen frischen, leicht scharfen Geschmack, der an Gartenkresse erinnert. Sie kann frisch in Suppen und Salaten verwendet werden. Im Netz finden sich viele Rezepte, wie z.B. Grüne Soße mit Brunnenkresse oder Kresse-Rahmsuppe.

Krutersuppe
Bild: © Tanja – Fotolia.com

 

[1] In einer Studie bewirkte das tägliche Essen von 3 x 60 g Brunnenkresse eine deutlich vermehrte Ausscheidung von krebsfördernden Stoffen aus dem Tabakrauch, womit eine krebsschützende Wirkung bewiesen wurde. Quelle: University of Pittsburgh Schools of the Health Sciences. „Watercress extract detoxifies carcinogens in smokers, clinical trial demonstrates.“ ScienceDaily. ScienceDaily, 19 April 2016.

[2] Isothiocyanate können die lebertoxische Wirkung von Paracetamol (Acetaminophen) senken. Eine Studie zeigte, dass Brunnenkresse die Oxidation toxischer Metabolite von Paracetamol unterbindet. Innerhalb der Studie wurde Probanden 10 Stunden vor der Einnahme von Paracetamol eine Portion Brunnenkresse (≈ 13 mg Phenethylisothiocyanat) verabreicht. Danach wurde signifikant weniger lebertoxisches Cystein-Acetaminophen gebildet. Quelle: Chen, L., Mohr, S. N., Yang, C. S., Decrease of plasma and urinary oxidative metabolites of acetaminophen after consumption of watercress by human volunteers. Clin. Pharmacol. Ther. 60 (1996) 651 – 660

[3] Glucosinolate sind Organoschwefelverbindungen, die vor allem in Kreuzblütlern (also auch Senf, Brokkoli, Blumenkohl etc.) vorkommen. Sie bilden Isothiocyanate, die ein sehr stark antikarzinogenes Potenzial besitzen (so stark, dass es unter den chemopräventiv wirksamen Phytaminen einen Spitzenplatz einnimmt).

[4] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 1.2.1990., Heftnummer: 22a., ATC-Code: R07AX. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt/BGA-Kommission-E-Monographien/nasturtii-herba-brunnenkressekraut.htm

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/nasturtium.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Brunnenkresse

 

 

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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