Schlehdorn (Prunus spinosa)

Der in ganz Europa verbreitete Schlehdorn wird nachweislich seit der Jungsteinzeit von den Menschen als Nahrungs- und Heilpflanze verwendet. Viele Mythen ranken sich um diese Pflanze: Er soll das Wetter vorhersagen, vor Hexen schützen und als ihm unterstellt wurde seine dornigen Zweige für die Dornenkrone Jesu bereitgestellt zu haben, soll Gott höchstpersönlich als Unschuldsbeweis unzählige weiße Blüten über dem Strauch ausgeschüttet haben.

Obwohl Schlehdorn den großen Ärzte der griechischen und römischen Antike bekannt war, ist er eher eine Pflanze für die Volks- und Erfahrungsheilkunde geblieben. Dort hieß es früher: „Drei Blütenstengel vom Schlehdorn, je dreimal hintereinander gegessen, schützen das ganze Jahr vor Fieber und Gicht.“ Doch bei genauerer Beschäftigung mit dem Schlehdorn sieht man schnell, dass er weit mehr kann. Seine Früchte sind ein wunderbares Mittel zur Kräftigung und Tonisierung des Magens und seine Blüten sind ein mildes, aber nachhaltig wirkendes Abführmittel (vor allem dann, wenn schon eine Gewöhnung an Abführmittel besteht). 

Synonyme:
  • Eschendorn, Heckendorn, Schlehe, Schwarzdorn
Englischer Pflanzenname:
  • Blackthorn, sloe
Pflanzenfamilie:
  • Rosengewächse (Rosaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:Flores Pruni Spinosae
(Schehdorn-Blüten)
Fructus Pruni Spinosae
(Schehdorn-Früchte)
Anwendungsgebiete: 
  • Atemwegsbeschwerden*
  • Blasenkrämpfe*
  • Blutreinigung*
  • Erkältungskrankheiten*
  • Erschöpfung, allgemeine*
  • Hautausschläge*
  • Hautunreinheiten*
  • Magen-Darm-Erkrankungen*
  • Magenschwäche*
  • Nieren- und Blasenleiden*
  • Rekonvaleszenz*
  • Schweißtreibendes Mittel*
  • Verstopfung, leichte*
  • Wassersucht*
  • Blasen- und Harnleiden*
  • Entzündungen der Mund- und
    Rachenschleimhaut, leichte [1]
  • Magenschwäche*
Wirkungen: 
  • Laxierend, mild (nach
    Pfarrer Kneip mild, aber
    nachhaltig, vor allem dann,
    wenn schon eine Gewöhnung
    an Abführmittel besteht)**
  • Schleimlösend, mild**
  • Schweißtreibend, mild**
  • Tonisierend, mild**
  • Abführend, mild (laxierend)**
  • Antioxidativ [2]
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Fiebersenkend**
  • Harntreibend, mild**
  • Magenstärkend**
  • Zusammenziehend (adstringierend) [1]

Inhaltsstoffe:
  • Amygdalin in Spuren
  • Benzylaldehyd
  • Flavonoide (2,5%)
  • Glykoside: Quercetin & Kämpferol,
    darunter u. a. Quercitrin, Rutin und Hyperosid

  • Zucker
  • Gerbstoffe
  • Vitamin C
  • Fruchtsäuren
  • Pektin
  • Farbstoffe
  • Amygdalin
  • Mineralstoffe, bes. Mangan
Dosierung 
  • Keine medizinisch genormte Angabe
  • 2 - 4 g Droge
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

Die Wurzelrinde der Schlehe wurde gegen Wechselfieber (Malaria) eingesetzt, welche früher auch in Südeuropa stark verbreitet war.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Schlehe vorkommen:

Phytotherapie:
  • Weleda Schnupfencreme: Bei akutem u. chron. Schnupfen und Borkenbildung der Nasenschleimhäute
  • Wala Schlehen Elixier: Zur Kräftigung des Organismus; in der Erholungsphase nach erhöhten Belastungen, im Wachstum, bei besonderer Beanspruchung durch Schule, Ausbildung und Beruf, während der Schwangerschaft und Stillzeit und im Alter, wenn die körpereigenen Aufbaukräfte nachlassen.

Schlehe sammeln: 

Sammelorte:Mittel-, Ost- und Südosteuropa, besonders Italien und Balkan; Vorderasien und Nordafrika

  • Sonnige Standorte an Weg- und Waldrändern
  • Felsige Hänge oder Gebüsche
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Blüten: April - Mai
  • Früchte: Ende Oktober (nach dem ersten Frost)

Interessantes rund um die Schlehe:

  • Den Zweigen der Schlehe wurden in früherer Zeit Schutzkräfte zugesprochen. Diese wurden besonders in der Walpurgisnacht geschätzt, weshalb man Schlehenzweige in Hof und Stall aufhängte.
  • Schlehdorn wurde früher von den Bauern benutzt, um Ernte und Wetter vorhersagen zu können. Unter anderem zählte man die Tage, die zwischen dem Erblühen der Schlehe und dem 23. April – dem Georgi-Tag – lagen, um den genauen Erntetermin der Getreideernte um den Jakobi-Tag (25. 07.) zu bestimmen.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Schlehdornblüten-Tee

Zubereitung:
  • 1 bis 2 TL der Droge mit 250 ml kochendem Wasser
    übergießen und  5 bis 10 Minuten zugedeckt ziehen
    lassen; abseihen und bei Bedarf 1 bis 2 Tassen
    tagsüber oder 2 Tassen am Abend trinken

Anwendung:
  • Blutreinigung
  • Entzündung der Mund- und
    Rachenschleimhaut (als Gurgelmittel)
  • Erschöpfung
  • Hautunreinheiten
  • Magenstärkung
  • Verschleimung
  • Verstopfung, leichte

JG Kleine Frühjahrskur-Teemischung 

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 200 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • Morgens und abends 2 Tassen warm trinken

Klassischer Schlehdornblüten-Wein

Zubereitung:
  1. Frische Schlehdornblüten zerkleinern
  2. In ein verschließbares Gefäß geben
  3. 2 EL flüssigen Honig und 750 ml
    trockenen Weißwein beimengen
  4. Ansatz 3 Wochen ziehen lassen
    (ab und an schütteln)
  5. Abseihen und den fertigen Wein in
    dunkle Fläschchen abfüllen
Einnahme:
  • Bei Bedarf 1 Likörglas
Anwendung:
  • Frühjahrsmüdigkeit
  • Rekonvaleszenz nach Krankheit

Klassisches Schlehdorn-Öl 

Zubereitung:
  1. Ein sauberes Marmeladenglas mit frischen Schlehdornblüten füllen
  2. Mit Mandelöl übergießen, bis alle Blüten vom Öl bedeckt sind
  3. Glas verschließen und 3 Wochen auf der Fensterbank stehen lassen (ab und an schütteln)
  4. Nach Ablauf der Zeit die Blüten mit einem Tuch herausfiltern
  5. Das fertige Öl in dunkle Fläschchen abfüllen.


Anwendung:
  • Cellulite
  • Hautstoffwechsel, Anregung
  • Massage
  • Schwangerschaftsstreifen, Vorbeugung

Schlehdorn-Wein zur Appetitanregung

Zubereitung:
  1. 1 kg frische Schlehdornfrüchte abwaschen
  2. In einen großen Topf geben
  3. 250 ml Weißwein und 125 ml Wasser in einem Topf zum kochen bringen
  4. Sud über die Schlehdornfrüchte gießen
  5. Früchte mit dem Sud 24 Stunden zugedeckt stehen lassen
  6. Sud in einen Topf herausfiltern, Früchte beiseite stellen
  7. Sud erneut zum Kochen bringen und
    über die Schlehdornfrüchte gießen
  8. Weitere 24 Stunden zugedeckt ziehen lassen
  9. Vorgang ein weiteres Mal wiederholen
  10. Danach den Schlehdorn-Wein durch ein Tuch filtern
  11. In Flaschen abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren.
Anwendung:
  • Frühjahrsmüdigkeit
  • Magenstärkung und -tonisierung
  • Zahnfleischentzündung (als Mundspülung)

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 1.6.1990., Heftnummer: 101., ATC-Code: A01AF.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/pruni-spinosae-fructus-schlehdornfruechte.htm

[2] Fraternale D, Giamperi L, Bucchini A, Sestili P, Paolillo M, Ricci D: Prunus spinosa fresh fruit juice: antioxidant activity in cell-free and cellular systems.; Nat Prod Commun. 2009 Dec;4(12):1665-70.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/prunus-spin.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Schlehdorn
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Prunus_spinosa
  • www.pharmakobotanik.de/systematik/6_droge/prusp-fl.htm
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/pruni-spinosae-flos-schlehdornblueten.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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