Beifuß (Artemisia vulgaris)

Beifuß gehört wohl zu den ältesten Heilpflanzen überhaupt. Wie auch Wermut, Eberraute oder Estragon, wurde Beifuß im Altertum Artemis geweiht, der Göttin der Jagd, des Waldes und die Hüterin der Frauen und Kinder. Interessanterweise gilt Beifuß als eine Pflanze, die sich vor allem seit der Jungsteinzeit über den Ackerbau verbreitete. Der dadurch zunehmende Anteil an kohlenhydratreicher Nahrung, hat sich wohl auch auf die Fruchtbarkeit der Frauen ausgewirkt. Fakt ist, dass sowohl im antiken Griechenland, als auch später bei den Römern, Artemisia als gynäkologisches Mittel benannt und eingesetzt wurde.

Auch bei den Germanen stand Beifuß hoch im Kurs und galt als eine der mächtigsten Pflanzen. Deutlich wird das im Namen Mugwurz (Machtwurz) oder Thorwur. Letzteres bezieht sich auf den germanischen Donnergott, der den Zaubergürtel Megingjarder besaß, welcher aus Beifuss geflochten war. Durch diesen Gürtels konnte Thor seine Kraft verdoppeln. Davon abgeleitet war es bei den Nordvölkern üblich am 21.06 (zur Sommersonnenwende), Gürtel aus Beifußwurzel zu flechten. Diesen wurde nachgesagt, dass sie vor Lendenschmerzen und Krankheit schützen. Jungen Mädchen band man diesen Gürtel um, damit sie zu starken Frauen/ Müttern werden. Übergab man einen getragenen Gürtel dem Feuer, dann tilgte das Feuer Krankheit und Leid des Gürtelträgers.

Synonyme:
  • Gemeiner Beifuß, Bisaut, Besenkraut, Gewürzbeifuß, Himmelsuhr, Johannesgürtelkraut, Jungfernkraut, Mugwurz (Machtwurz), Sonnenwendkraut, Throwurz, Weibergürtelkraut, Weiberkraut
  • Artemisia lactifolia, A. samamisica
Pflanzenfamilie:
  • Korbblütler (Asteraceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Artemisiae herba (Beifußkraut)
Anwendung:
  • Appetitlosigkeit*
  • Bauchwassersucht*
  • Epilepsie*
  • Diabetes*
  • Durchblutungsstörungen (kalte Hände, kalte Füße)*
  • Koliken*
  • Magen-Darm-Beschwerden*
  • (Malaria) [4]
  • Menstruationsbeschwerden (ausbleibende & schmerzhafte Menstr./ Amnorrhö, Dysmenorrhö)
  • Verdauungsschwäche und -störungen (vor allem Störungen in der Fettverdauung)*
  • Wurmbefall, parasitärer*
Wirkung:
  • Antibakteriell**
  • Antioxidativ [1]
  • Antiparasitär [4]
  • Appetitanregend (stomachisch)**
  • Blutreinigend**
  • Entzündungshemmend (Antiphlogistisch) [1]
  • Erwärmend**
  • Fungizid**
  • Leberschützend (hepatoprotectiv) [3]
  • Lipidsenkend [1]
  • Menstruationsfördend bei schwacher Periode**
  • Schmerzstillend, leicht (Analgetisch)**
  • Schweißtreibend**
  • Tonisierend**
  • Verdauungsfördernd**
  • Wehenfördernd**
Inhaltsstoffe:
  • Ätherisches Öl (0,03 - 0,2 %), u.a. Cineol, Thujon, Mycren, β-Pinen
  • Sesquiterpenlactone
  • Lipophile Flavonolderivate
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe
Dosierung:
  • Keine standardisierte Angabe
Gegenanzeigen
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit
Nebenwirkungen
  • Allergische Reaktionen (nach vorangegangener Sensibilisierung)
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Es liegen Studien und Erfolge beim beschriebenen Einsatz der Pflanze vor, aber sie hat noch keine Positiv-Monographie der Kommission E erhalten. Die Aussagen zur Wirksamkeit liegen somit noch im Bereich der Erfahrungsheilkunde und gelten bis dahin als nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Für Beifuß wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Bacillus subtilis [2]
  • Bacillus cerius [2]
  • Plasmodium falciparum [4]
  • Staphylococcus aureus [2]
  • Salmonella typhi [2]

Ayurvedische Eigenschaften:

Grundeigenschaften:Leicht, trocken und spitz
Geschmack:Bitter und herb
Energetische Wirkung:Erhitzend
Wirkung auf die Doshas:V° P° K° (Ausgleichend auf alle Doshas)

Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Beifuß vorkommen:

  • Derzeit keine bekannt

Beifuß sammeln: 

Sammelorte:Ganz Europa, Nord- und Mittelamerika, sowie Asien in div. Unterarten

  • Ruderalstandorte
  • Wiesen-, Weg- und Waldränder
  • Bauerngärten
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Kraut: Juli - September
  • Wurzel: Oktober

Interessantes rund um Beifuß:

  • Wie viele andere Pflanzen, so wurde auch Anis früher gern als Schutz- und Zauberpflanze benutzt und dem entsprechend Planeten, Sternzeichen und Göttern zugeordnet:
Planet:
  • Venus, Mond
Element:
  • Luft, Wasser
Götter/ Magische Kraft bei alten Kulturen:
  • Beifuß war Artemis, der griechischen Göttin der Jagd und Diana, ihrem römischen Pendant gewidmet.
  • Der Pflanze wurde nachgesagt, dass sie schützt und Hellsichtigkeit fördert. Bei Reinigungsritualen von Kristallkugeln oder Spiegeln wurde daher stets Beifuß mit eingesetzt.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Klassischer Beifuß-Tee

  • 1 TL Beifußkraut mit 200 ml heißem Wasser übergießen und zugedeckt 5 – 7 Minuten ziehen lassen; abgießen und 1 – 3 x täglich je eine Tasse trinken (Wichtig für die Wirkung sind die enthaltenen Bitterstoffe, weshalb der Tee nicht gesüßt werden sollte.)

Dieser Tee wurde klassisch eingesetzt bei:

  • Appetitlosigkeit
  • Epilepsie (auch Verwendung der Beifuß-Wurzel möglich)
  • Diabetes (auch Verwendung der Beifuß-Wurzel möglich)
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Menstruationsverzögerung (auch Verwendung der Beifuß-Wurzel möglich)
  • Verdauungsschwäche und -störungen (vor allem Störungen in der Fettverdauung)

Klassischer Beifußwein zur Menstruationsförderung

  • 2 TL Beifußwurzel mit 500 ml Weißwein kurz aufkochen und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und 1 – 2 x tgl. je 1 Glas davon trinken

Klassischer Beifuß-Honigwein zum Durchwärmen

Dieses Rezept eignet sich sehr gut zum Anregen von Leber, Galle und Magen. Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte an, helfen bei der Verdauung von Fett und Durchwärmen.

Beifuß-Honigwein
Zutaten:
Zubereitung:
  1. Beifuß zerkleinern, in einen Emailletopf geben und mit dem Honigmet übergießen
  2. Den Ansatz sanft erhitzen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen
  3. Abseihen und in dunklen Flaschen verschlossen und kühl aufbewahren
Anwendung:
  • Zur Verdauungsförderung: ½ Schnapsglas vor dem Essen
  • Zum Durchwärmen: 3 EL in 250 ml heißes Wasser einrühren und schluckweise trinken (ggf. noch mit 1 TL Honig nachsüßen)

Wärmendes Beifuß-Fußbad 

Beifuß wirkt erhitzend und erwärmend auf alle Bauchorgane und wird daher gern bei Verkühlung des Unterleibs und bei Durchblutungsstörungen (kalte Hände, kalte Füße) eingesetzt. In der kalten Jahreszeit sollte man sich ab und an ein wärmendes Beifuß-Fußbad gönnen.

Für ein Fußbad bereitet man sich einen starken Sud aus Beifuß-Kraut vor. Dazu:

  1. 5 Handvoll frisches Beifußkraut (zerkleinert) mit 3 Liter Wasser zum kochen bringen und 5 Minuten leise köcheln lassen
  2. Beifußkraut abseihen
  3. Den Sud auf 40°C abkühlen lassen und als Fußbad verwenden

Das Fußbad sollte ca. 20 – 30 Minuten andauern. Danach kann man die Füße eincremen, ein paar dicke Socken überziehen und sich ins Bett kuscheln. Besonders bei einer sich anbahnenden Erkältung kann so ein Beifuß-Fußbad manchmal Wunder bewirken.

Wer den Effekt noch verstärken möchte, kann seine Füße nach dem Fußbad mit einer speziellen Mentholcreme einreiben. Das wirkt stimulierend auf die zahlreichen, an den Füßen befindlichen Vitalpunkte!

 Wichtig: Beifuß wirkt anregend auf die Gebärmutter und sollte daher nicht während der Schwangerschaft angewendet werden!

 

[1] El-Tantawy W.H.: Biochemical effects, hypolipidemic and anti-inflammatory activities of Artemisia vulgaris extract in hypercholesterolemic rats.; J Clin Biochem Nutr. 2015 Jul;57(1):33-8.; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26236098

[2] Juvatkar P.V. et al: Antimicrobial activity of Leaves of Artemisia vulgaris L.;
www.usc.es/congresos/ecsoc/16/hall_b_BMNPC/b011/index.pdf

[3] Gilani A.H., Yaeesh S., Jamal Q., Ghayur M.N.:Hepatoprotective activity of aqueous methanol extract of Artemisia vulgaris.“ Phytother Res. 2005 Feb;19(2):170-2.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15852491

[4] Tran Q.L.et al: In vitro antiplasmodial activity of antimalarial medicinal plants used in Vietnamese traditional medicine.; J Ethnopharmacol. 2003 Jun;86(2-3):249-52.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12738095

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/artemisia.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Beifuß
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/artemisia-vulgaris-beifuss.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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