Baldrian (Valeriana officinalis)

Baldrian (Valeriana officinalis) Wurzeln, Blätter und Blüten
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Baldrian wird schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt. Im antiken Griechenland und Rom war die Pflanze unter dem Namen Phu bekannt. Man setzte Baldrian vor allem als menstruationsförderndes und harntreibendes Mittel und gegen Darmparasiten ein. Auch als starkes Aphrodisiakum war Baldrian bekannt. Selbst gegen die Pest wurde er empfohlen. Ein alter angelsächsischer Spruch besagt „Trinkt Baldrian und ihr kommt alle davon“. Viele dieser Wirkungen werden heute kaum noch genutzt. Dafür ist die sedierende und beruhigende Wirkung von Baldrian in den Vordergrund gerückt. Aber Baldrian kann mehr. Von der Beruhigung von Prüfungsangst, über Linderung von Herz-Kreislauf-Störung bis hin zu Menstruationsbeschwerden – Baldrian scheint ein kleiner Alleskönner…

Synonyme:
  • Arneibaldrian, Balderbracken, Balderjan, Bullerjan, Gemeiner Baldrian, Katzenbaldrian, Katzenkraut
Pflanzenfamilie:
  • Baldriangewächse (Valerianaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Valerianae radix (Baldrianwurzel)
  • Oleum Valerianae aethereum (ätherisches Baldrianöl)
Anwendung:
  • Angst [3]
  • Einschlafstörungen, nervös bedingte [1] [7]
  • Erschöpfung, nervöse*
  • Konzentrationsschwäche*
  • Postoperative kognitive Dysfunktion [2]
  • Prüfungsangst [3]
  • Reizbarkeit*
  • Reizblase*
  • Stress [6]
  • Unruhezustände [1] [7]
  • Hautpflegem bes. bei nervösem Hautjucken*
  • Nervosität*
  • Schlafstörungen*
  • Unruhe*
  • Verdauungsstörungen, nervöse*
Wirkung:
  • Angst- und spannungslösend [3]
  • Antioxidativ [5]
  • Beruhigend (sedativ)**
  • Nervenschützend (neuroprotectiv) [4]
  • Muskelentspannend**
  • Psychovegetativ ausgleichend**
  • Schlaffördernd**
  • Zentral dämpfend
  • Entkrampfend (spasmolyt.) **
  • Epithelisierend (wundheilend)**
  • Hautpflegend**
  • Schlaffördernd**
  • Wassertreibend (aquaretisch)**
Inhaltsstoffe:
  • Ätherisches Öl (0,3 - 0,8 %)
  • Phenolcarbonsäuren,
    u.a. Chlorogen- & Kaffeesäure
  • Valepotriate (0,5 - 2 %) mit Valtrat
  • Alkaloide, u.a. Valerianin
  • Monoterpene (α-Pinen, Limonen)
  • Sesquiterpene (Azulen)
  • Monoterpenole (α-Terpineol, Borneol, Valeranol)
  • Sesquiterpenole (β-Bisabolol)
  • Ketone (Valeranon)
  • Sesquiterpenketone (Valeranon)
  • Ester (Bornylacetat, Bornylisovalerat)
  • Oxide (1,8-Cineol, Maalioloxid)
  • Säuren (Isovaleriansäure)
Dosierung: Soweit nicht anders verordnet, innerlich:
  • Ein- bis mehrmals tgl. als Infus
    (2-3 g Droge pro Tasse)
  • Als Tinktur ½ -1 TL (1-3 ml
  • Als Extrakt entsprechend 2-3 g Droge
Gegen-
anzeigen:
  • Gleichzeitige Einnahmen
    anderer Beruhigungs- o.
    Schlafmittel
  • Gleichzeitige Einnahmen anderer
    Beruhigungs- o. Schlafmittel
Neben-
wirkungen:
  • Bei der Einnahme sehr hoher
    Dosen an Fertigpräparaten kann
    die Herztätigkeit herabgesetzt
    werden. Ggf. kommt es sogar
    zu einer zentralen Lähmung mit
    Atemstillstand.
  • Die Einnahme über sehr
    lange Zeiträume kann zu einer Sucht führen.
  • Allergische Reaktionen sind möglich.
Wechsel-
wirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Beschriebene Wirkung wurden wissenschaftlich bisher nicht bestätigt!

Ayurvedische Eigenschaften
Grundeigenschaft:Leicht, ölig und beweglich (sara)
Geschmack: scharf und bitter
Energetische Wirkung:erhitzend
Wirkung auf die Doshas:V° P° K° (ausgleichend auf alle drei Doshas).

Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Baldrian vorkommen:

Phytotherapie
  • BALDRIAN-ratiopharm überzogene Tabletten Zur Beruhigund leicht nervöser Anspannung und bei Schlafstörungen
  • Melival® Baldriantinktur Bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Unruhezuständen

Baldrian sammeln: 

Sammelorte:Europa, gemäßigte Zonen Asiens, Anbau in den USA
  • Feuchte Standorte an Bach- und Teichufern
  • Melorationsgräben
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Wurzel: August - Oktober
  • (Blüten: Juli - August)

Interessantes über Baldrian:

  • Wie viele andere Pflanzen, so wurde auch Baldrian früher gern als Schutz- und Zauberpflanze benutzt und dem entsprechend Planeten, Sternzeichen und Göttern zugeordnet:
Planet:
  • Merkur
Element:
  • Wasser
Götter/ Magische Kraft bei alten Kulturen:
  • Bei den Germanen war Baldrian "Baldur"geweiht und der Göttin Hertha, die ihren Waldhengst mit Baldrian beruhigte
  • Bei den Kelten war Baldrian Cerridwen und Aradia geweiht
  • Generell galt Baldrian als Reinigungs-, Liebes- und Harmonie-Pflanze. Er wurde u.a. für Schutzamulette, bei Streitigkeiten und Reinigungsbäder verwendet.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
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Klassischer Baldrian-Kaltauszug 

Die beste Art einen Tee aus Baldrian zuzubereiten ist der Kaltauszug. Bei allen Arbeitsschritten sollte man aber darauf achten, dass der Tee zugedeckt ist, damit die ätherischen Öle nicht entweichen.

  • 1 – 2 TL der Droge mit 250 ml kaltem Wasser übergießen und ca. 12Stunden ziehen lassen; abseihen, leicht erwärmen und bei Bedarf 2 – 3 Tassen trinken

Klassischer Baldrian-Tee

Der klassische Kaltauszug

  • 1 TL Droge mit etwa 150 ml heißem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und  2 – 3 Tassen täglich und vor dem Schlafengehen eine Tasse zu trinken
Florasole
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Klassische Baldrian-Tinktur

  • Frische Baldrian-Wurzel zerkleinern, in ein verschließbares Gefäß geben und soweit mit 70%igem Alkohol auffüllen bis alle Teile bedeckt sind; Ansatz 3 Wochen ziehen lassen und ab und an schütteln; dann abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen

Einnahme: Bei Bedarf 3 x tgl. 20-40 Tropfen

Anwendung:

  • Erschöpfungszustände
  • Herzstörungen, nervöse
  • Koliken
  • Magenschmerzen 
  • Prüfungsangst
  • Schlafstörungen
  • Unruhe

Klassische Herztropfen bei Kreislaufstörungen, niedrigem Blutdruck und kreislaufbedingtem Schwindel

Zutaten:
** Fertige Tinktur ggf. aus der Apotheke holen
Zubereitung:
  • Zutaten mischen
  • In einer dunklen Flasche
    verschlossen aufbewahren
Einnahme
  • Bei Bedarf: 3 x täglich 10 - 25 Tropfen
    auf einem Stück Zucker, das man im Mund
    zergehen lässt oder auf einem Stückchen
    Brot (Diabetiker), das man langsam zerkaut
Alchimia
Bild: © Francesca Marvulli – Fotolia.com

Kleines Theriak-Rezept

Bei Theriak handelt es sich um eine geheimnisvolle Medizin aus dem  Altertum, welche vor allem durch den Leibarzt Neros bekannt wurde. Die Mixtur bestand aus bis zu 300 Inhaltsstoffen, wie Opium und Vipernfleisch und wurde gegen Vergiftungen einmgesetzt. Der Name Theriak leitet sich von der Schlange “Thyrus” ab. Es gibt nur wenige überlieferte Originalrezepte, die teilweise stark von einander abweichen. Die Naturheilkunde setzt noch heute Theriak ein. Allerdings sind die Rezepte abgewandelt und es werden nur Zutaten verwendet, bei denen man nicht mit dem Gesetzt in Konflikt gerät…

Hier ein neues Theriak-Rezept

 

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 15.5.1985., Heftnummer: 90., ATC-Code: N05CO. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt/BGA-Kommission-E-Monographien/valerianae-radix-baldrianwurzel.htm

[2] Hassani S. et al: Can Valeriana officinalis root extract prevent early postoperative cognitive dysfunction after CABG surgery? A randomized, double-blind, placebo-controlled trial.; Psychopharmacology (Berl). 2015 Mar;232(5):843-50.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25173770

[3] Murphy K., Kubin Z.J., Shepherd J.N., Ettinger R.H.: Valeriana officinalis root extracts have potent anxiolytic effects in laboratory rats.; Phytomedicine. 2010 Jul;17(8-9):674-8. doi: 10.1016/j.phymed.2009.10.020. Epub 2009 Dec 29.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20042323

[4] de Oliveria D.M. et al: Cytoprotective effect of Valeriana officinalis extract on an in vitro experimental model of Parkinson disease.; Neurochem Res. 2009 Feb;34(2):215-20. doi: 10.1007/s11064-008-9749-y. Epub 2008 May 30.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18512151

[5] Dugaheh M.A., Meisami F., Torabian Z., Sharififar F.: Antioxidant effect and study of bioactive components of Valeriana sisymbriifolia and Nardostachys jatamansii in comparison to Valeriana officinalis.; Pak J Pharm Sci. 2013 Jan;26(1):53-8.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23261727

[6] Hwang I.K. et al: Valeriana officinalis root extract suppresses physical stress by electric shock and psychological stress by nociceptive stimulation-evoked responses by decreasing the ratio of monoamine neurotransmitters to their metabolites.; BMC Complement Altern Med. 2014 Dec 11;14:476. doi: 10.1186/1472-6882-14-476.
https:/www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25495725

[7] Müller S.F., Klement S.: A combination of valerian and lemon balm is effective in the treatment of restlessness and dyssomnia in children.; Phytomedicine. 2006 Jun;13(6):383-7. Epub 2006 Feb 17.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16487692

 

 

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Zimmermann, Eliane: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“, 3. überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart 2006

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/valeriana.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Baldrian

 

 

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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