Heidekraut (Calluna vulgaris)

Heidekraut Erika NEU DSC_0015

Heidekraut ist eine alte Heilpflanze von der es heißt, dass sie aus dem Blut der in Schlachten gefallener Krieger gewachsen sein soll. Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, erkennt hier einen Funken Wahrheit in Mythos verpackt. Heidelandschaften sind meist von offenem Gelände geprägt und wurden daher gern als Austragungsort für Schlachten gewählt.

Es gibt Quellen aus dem klassischen Altertum, welche Heidekraut zu Heilzwecken erwähnen. Es ist aber anzunehmen, dass es sich dabei nicht um „Calluna vulgaris“, sondern um „Erica arborea“ handelt, da das hier beschriebene Heidekraut im Kerngebiet der klassischen Antike nicht vorkam. Erst ab dem 16. Jahrhundert begann man Heidekraut als Heilpflanze etwas mehr Bedeutung zu geben. Dabei standen besonders die schleimlösenden, harn- & schweißtreibenden Eigenschaften im Fokus.  Man setzte die Pflanze bei Nierensteinkrankheiten, Gicht und Rheuma, Augenentzündungen, Leibschmerzen und Hautflechten ein. Auch der Einsatz gegen Malaria, damals als Quartanfieber bekannt, wurde beschrieben.
Leider schreibt die moderne Pflanzenheilkunde der Heidekraut kaum noch Bedeutung zu. Dabei hat Heidekraut Potential, welches vergleichbar ist mit dem der Bärentraube. Nicht ohne Grund entstammen beide Pflanzen, genau wie auch die Heidelbeere, der selben Pflanzenfamilie. Um das Heidekraut als Heilpflanze zu würdigen, hat es seinen verdienten Platz im JetztGesund-Heilpflanzen-Lexikon bekommen.

Synonyme:
  • Besenheide, Brandheide, Erika, Kuhheide
  • Calluna sagittaefolia, Erica vulgaris
Englischer Pflanzenname:
  • Heather
Pflanzenfamilie:
  • Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Callunae flos (Heideblüten)
  • Callunae herba
    (Heidekraut)
Anwendung:
  • Blutreinigung*
  • Erkältungskrankheiten*
  • Gicht*
  • Hautausschläge*
  • Koliken*
  • Nierenerkrankungen*
  • Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie)*
  • Rheuma*
  • Schlaflosigkeit*
  • Verdauungsbeschwerden*
  • Wundbehandlung, äußerliche*
Wirkung:
  • Antibakteriell [1]
  • Beruhigend, leicht (sedierend)**
  • Blutreinigend**
  • Desinfizierend**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Harntreibend**
  • Schleimlösend**
  • Schweißtreibend (Diaphoretisch)**
Inhaltsstoffe:
  • Phenolcarbonsäuren (19-28%), u.a. Chlorogensäure
  • Flavonoide (Callunin, Catecin, Epicatechin)
  • Procyanidin B-2 und D-1
  • Phenolcarbonsäuren
  • Flavonoide (Kämpferol, Quercetin, Myricetin, Herbacetin, Taxifolin, Catechin)
  • Gerbstoffe
  • Triterpene (Urolsäure)
  • Steroide (Beta-Sitosterol)
Dosierung:
  • Keine genormte Angabe
  • Keine genormte Angabe
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Heidekraut/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Enterococcus faecalis (wässriger Extrakt; in vitro) [1]
  • Escherichia coli (wässriger Extrakt; in vitro) [1]
  • Proteus vulgaris (wässriger Extrakt; in vitro) [1]

Bachblüten-Steckbrief:

Beispiele für Präparate, in denen Heidekraut vorkommen:

  • Derzeit keine bekannt

Heidekraut sammeln: 

Sammelorte:Europa (außer Spanien, Süditalien, Griechenland) & Nordamerika

  • Auf sonnigen bis lichten Standorten eiszeitlich geprägter Gebiete
  • Bevorzugt kalkfreie Sande auf trockenen, aber auch auf wechselfeuchten Böden, wie Heiden, Moore, Dünen, lichten Wäldern
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Blüten und blühende Krautspitzen: August bis Anfang Oktober

Interessantes rund um Heidekraut:

  • Der Gattungsname „Calluna“ leitet sich vom griechischen Wort kallyno für „ich reinige, fege“ ab, was ein Hinweis darauf ist, dass Heidekraut gern als Besen benutzt wurde.
  • Der Nektar des Heidekraut enthält 24 % Zucker. Jede einzelne Blüte produziert täglich etwa 0,12 mg Zucker (Zuckerwert). Das macht die Pflanze bei Imkern zu einer beliebten Bienenweide.
  • Wie viele andere Pflanzen, so wurde auch das Heidekraut früher gern als Schutz- und Zauberpflanze benutzt und dem entsprechend Planeten, Elementen und Göttern zugeordnet:
Planet:
  • Venus
Element:
  • Wasser
Götter/ Magische Kraft bei alten Kulturen:Das Heidekraut galt bei den alten Kulturen als Pflanze für Schutz, Glück und das ergründen von Geheimnissen. Unter anderem nutze man Heidekraut, um Geister sichtbar zu machen. Bei den Kelten war das Heidekraut Litha, der Mondgöttin, geweiht.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Heidekraut-Tee

  • 1 EL der Droge mit 250 ml heißem Wasser übergießen und zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen und 3 x täglich je 1 Tasse trinken oder als Grundlage für Umschläge und Wundspülungen verwenden

Nach Pater Simon soll dieser Tee, mit Honig gesüßt und eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen getrunken, wunderbar gegen Schlaflosigkeit helfen.

Heidekraut-Tee bei Arterienverkalkung (Rezept der russischen Volksmedizin)

  • 1 EL zerkleinerte Droge (möglichst frisch) mit 500 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt leicht köcheln lassen; vom Herd nehmen und 3 Stunden ziehen lassen; abseihen und täglich je 1 Tasse davon trinken (ggf. in der ersten Woche nur ½ Glas). Der Zeitraum der Einnahme ist nicht begrenzt.

JG-Teemischung bei gutartig vergrößerter Prostata

Zutaten:Zubereitung:
  • 1 TL der Mischung mit 200 ml heißem Wasser aufgießen;
    zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 3 - 5 x tgl. je eine Tasse trinken

Heidekraut in der Küche

Bild: © Quanthem/ Fotolia

Ähnlich wie bei Löwenzahn-Blüten lassen sich auch die Blüte des Heidekraut zu einem Sirup verarbeiten. Hier ein Rezept:

JG-Heidekraut-Lavendel-Gelee

Zutaten:
    50 g Heidekraut-Blüten
  • 25 g Lavendel-Blüten
  • 250 ml Wasser
  • 200 g Puderzucker
  • 1 EL Zitronensaft
Zubereitung:
  1. Wasser aufkochen und die Heidekraut-& Lavendel-Blüten
    damit übergießen
  2. Den Topf mit Pergamentpapier bedecken und 5 Stunden
    ziehen lassen
  3. Blüten abseihen und den Tee dabei auffangen
  4. Zucker, Tee & Zitronensaft aufkochen
  5. Ansatz 30 Minuten lang köcheln lassen, bis er anfängt
    dickflüssig zu werden
  6. Topf vom Herd nehmen und die Marmelade in frisch
    ausgekochte Gläser füllen und verschließen

[1] Vučić DM et al: In vitro activity of heather [Calluna vulgaris (L.) Hull] extracts on selected urinary tract pathogens.; Bosn J Basic Med Sci. 2014 Nov 15;14(4):234-8. doi: 10.17305/bjbms.2014.4.40. [PubMed]

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • Pater Simons Hausapotheke I. Teil; Lignum Verlag Šmarješke Toplice, Slowenien, 2000

Internetseiten:

  • henriettes-herb.com/eclectic/madaus/calluna.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Besenheide
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/callunae-vulgaris-herba-heidekraut-callunae-vulgaris-flos-heidekrautblueten.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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