Nachtschatten, Bittersüßer (Solanum dulcamara)

nightshade flowers in grass background
Bild: © Olvita – Fotolia.com

Weltweit gibt es etwa 2000 Nachtschatten-Arten. Viele, wie die Kartoffel, Aubergine oder Tomate, sind essbar und werden seit Jahrhunderten als Nahrungsmittel genutzt. Es gibt aber auch eine erlesene Nachtschatten-Auswahl, die als Heilpflanzen genutzt werden. Eine davon ist der Bittersüße Nachtschatten. In der Antike wurde seine Wurzelrinde, in Wein ausgezogen, als Schlafmittel genutzt. Bei den Germanen wurde die Pflanze gegen den „Nachtschaden“ (nächtlichen Alptraum) eingesetzt. Für unsere Ahnen wurde dieser durch einen elbischen Dämon ausgelöst und konnte durch die Verkörperung eines anderen elbischen Dämons in der Pflanze geheilt werden. Man hängte Amulette aus Bittersüßem Nachtschatten, wie die auf ein Band gezogenen Beeren, kleinen Kindern an ihr Bett. Dies galt als magischer Schutz gegen Verzauberung. 

Synonyme: 
  • Alpranke, Bittersüß, Hinschkraut, Mäuseholz, Natterholz, Pißrauke, Rote Hundsbeere, Saurebe, Süßholz, Wilde Stickwurz, Wasserranke
  • Dulcamara flexuosa, Solanum laxum, S. lyratum, S. scandens
Englischer Pflanzenname:
  • Bittersweet, bittersweet nightshade, bitter nightshade, blue bindweed, fellenwort, felonwood, poisonberry, poisonflower, scarlet berry, snakeberry, trailing bittersweet, trailing nightshade, violet bloom, woody nightshade
Pflanzenfamilie:
  • Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
  • Dulcamara stipes bzw. Solani dulcamarae stipites (Bittersüßstengel)
Anwendungsgebiete
  • Arthrose (bes. nach Kälte/ Nässe)
  • Asthma*
  • Bronchitis*
  • Blutreinigung*¹
  • Dermatitis, allergische [1]
  • Ekzeme [1]
  • Gicht*
  • Hautleiden, chronische
  • Kälteurtikaria*
  • Milchschorf bei Säuglingen*
  • Neurodermitis [1]
  • Rheuma*
  • Schmerzen*
  • Übelkeit*
    ¹ Bittersüßer Nachtschatten gehört zu den am stärksten wirksamen Blutreinigungsmitteln (Antidyskratia).
Wirkung
  • Antiallergisch [3]
  • Anticholinerg (hemmt Wirkung des Neurotransmitters Acetylcholin) [1]
  • Antimikrobiell [1] [2]
  • Antimykotisch**
  • Cortisonähnlich**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [1]
  • Hemmend auf Sekretion der Talg- & Schweißdrüsen**
  • Immunsuppressiv**
  • Juckreizmindernd**
  • Narkotisch, leicht**
  • Oberflächenanästhesierend, mild**
  • Schleimhautreizend [1]
  • Stoffwechselumstimmend**
  • Verringerung der Gefäßpermeabilität**
  • Zusammenziehend (adstringierend) [1]
Inhaltsstoffe:
  • Steroidalkaloidglykoside (0,07 - 0,4 %), wie α- und β-Solamarin, Solasodin, Salodulcidin, Tomatidenol*²
  • Steroidsaponine (0,18 %)
  • Gerbstoffe (10 %)
    *² In der Wurzel ca. 1,4%; In den Früchten nimmt der Alkaloidgehalt mit fortschreitender Reife ab. Die reifen Früchte sind fast alkaloidfrei.
Dosierung: 
  • Mittlere Tagesdosis: 1-3 g Droge zur Einnahme (Zubereitungen entsprechend)
  • Äußerliche Anwendung: 1 - 2 g Droge auf 250 ml Wasser
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen: 
  • Bei Beachtung der Dosierungsempfehlungen nach Arzneimittelbuch sind keine Risiken bekannt.
  • Äußerlich angewandt kann es zu Brennen und zu Rötungen führen.
  • Der Verzehr unreifer Beeren kann Durchfall und Übelkeit auslösen. 6 - 8 Beeren können bei Kindern zu schweren Vergiftungserscheinungen führen.
Wechselwirkungen: 
  • GGf. mit Schlafmitteln (Barbituraten), da Solanin bei Versuchen an Ratten mit die Schlafzeit verlängerte.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

    Für Nachtschatten/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Escherichia coli [2]
  • Staphylococcus aureus [2]

Beispiele für Präparate, in denen Bittersüßer Nachtschatten vorkommen:

Phytotherapie:
  • Cefabene Tr., Tbl. & Salbe: Bei Hautirritationen, Ekzemen und Juckreiz

Bittersüßen Nachtschatten sammeln: 

Sammelorte:Weite Teile Europas, Asiens, Nordarfika und Nordamerika in allen Höhenlagen bis 2000 m

  • Meist in der Nähe von Wasser und an offenen Standorten mit ausreichend Licht
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Blattstängel: März-Mai und September-November

    Gesammelt werden die 2-3 jährigen Blattstängel (im Frühjahr vor dem Blattaustrieb und im Herbst nach dem Abfallen der Blätter)

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Da die im Bittersüßen Nachtschatten enthaltenen Steroidalkaloidglykoside giftig sind, ist generell der Gebrauch standardisierter Fertigpräparate zu bevorzugen.

Klassischer Bittersüß-Tee

  • 1 TL der Droge mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 7 Minuten ziehen lassen; abseihen und 3 x tgl. je eine Tasse in kleinen Schlucken trinken

Anwendung bei:

  • Arthrose (bes. nach Kälte/ Nässe)
  • Asthma
  • Blutreinigung
  • Gicht

Klassischer Bittersüß-Tee zur äußerlichen Anwendung

  • 20 g der Droge mit 1 Liter Wasser aufkochen und 5 – 10 Minuten ziehen lassen; abgießen und mehrmals täglich für Bäder, Wickel oder Spülungen verwenden

Wichtig: Die Anwendung sollte auf 1-2 Wochen beschränkt werden, da Bittersüßer Nachtschatten gerbende und austrocknende Eigenschaften hat.

Anwendung bei:

  • Dermatitis, allergische
  • Ekzem
  • Hautleiden, chronische
  • Kälteurtikaria
  • Milchschorf bei Säuglingen
  • Neurodermitis

Klassische Nachtschatten-Tinktur

Zubereitung:
  1. Nachtschattenkraut zerkleinern
  2. In ein verschließbares Gefäß geben und
    im Verhältnis 1:5 mit 30%igem Alkohol
    auffüllen Ansatz 3 Wochen ziehen lassen
    (ab und an schütteln)
  3. Abseihen und die fertige Tinktur in
    dunkle Fläschchen abfüllen

Einnahme:
  • Bei Bedarf 6 Wochen lang 4 x tgl. 40 Tropfen einnehmen
Anwendung bei:
  • Arthrose (bes. nach Kälte/ Nässe)
  • Asthma*
  • Bronchitis*
  • Blutreinigung*¹
  • Dermatitis, allergische [1]
  • Ekzeme [1]
  • Gicht*
  • Hautleiden, chronische
  • Neurodermitis [1]
  • Rheuma*
  • Schmerzen*
  • Übelkeit*

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 1.6.1990., Heftnummer: 101., ATC-Code: D11AG.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/dulcamarae-stipites-bittersuessstengel.htm

[2] Kumar P, Sharma B, Bakshi N.: Biological activity of alkaloids from Solanum dulcamara L.; Nat Prod Res. 2009;23(8):719-23. doi: 10.1080/14786410802267692.

[3] Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Solanum dulcamara L., stipites.; European Medicines Agency, 2013

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/solanum-nigr.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Bittersüßer_Nachtschatten
    https://en.wikipedia.org/wiki/Solanum_dulcamara
  • www.awl.ch/heilpflanzen/solanum_dulcamara/bittersuesser-nachtschatten.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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