Die Rosskastanie kann auf eine interessante Geschichte zurückblicken. Ursprünglich war der Baum in ganz Europa verbreitet. Mit der letzten Eiszeit, vor ca. 10.000 Jahren, wurde die Rosskastanie zurückgedrängt und überlebte nur in den Mittelgebirgen Griechenlands, Mazedoniens und Albaniens. Erst vor rund 450 Jahren kehrte sie, im Gepäck türkischer Eroberer, nach Westeuropa zurück. Den osmanischen Feldzügen, welche bis vor die Tore der österreichischen Hauptstadt Wien führten, verdanken wir also die Rückkehr der Rosskastanie.
Wie die Rosskastanie zu ihrem Namen kam, darüber gibt es verschiedene Geschichten. Eine besagt, dass die türkischen Soldaten ihre erkrankten Pferde mit Kastanien fütterten. Die Kastanien sollen dabei besonders als auswurfförderndes Mittel eingesetzt worden sein. Viele Elemente findet man bis heute in der Volksheilkunde wieder…
Aesculus castanea, A. procera, Castanae equina, Hippocastanum vulgare
Englischer Pflanzenname:
Horse-chestnut, conker tree
Pflanzenfamilie:
Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Anwendung:
Hippocastani semen
(Roßkastaniensamen)
Chronisch venöse Insuffizienz
Hämatomresorption*
Frostbeulen*
Postthrombotisches Syndrom
Präventivmaßnahme bei langen Flugreisen*
Schweregefühl in den Beinen
Wadenkrämpfe aufgrund chronisch venöser Insuffizienz
Wirbelsäulen-Schmerzsyndrom*
Weichteilschwellungen, posttraumatische und postoperative*
Hippocastani flos (Roßkastanienblüten)
Gicht*
Husten*
Rheuma*
Tonikum*
Hippocastani folium (Roßkastanienblätter)
Beinvenenthrombose*
Hämorrhoiden*
Varizen*
Venenentzündung*
Venöser Ulcus*
Wirkungen:
Hippocastani semen
(Roßkastaniensamen)
Antiexsudativ**
Antithrombotisch**
Blutflussgeschwindigkeit wird erhöht
Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
Gewebeentwässernd**
Ödemhemmend**
Schwellungshemmend**
Tonisierend auf die Venen**
Venöser Rückfluss wird gefördert**
Zusammenziehend
(adstringierend)**
Hippocastani flos (Roßkastanienblüten)
Antithrombotisch**
Zusammenziehend (adstringierend)**
Hippocastani folium (Roßkastanienblätter)
Antiexsudativ**
Antithrombotisch**
Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
Ödemhemmend**
Zusammenziehend (adstringierend)**
Inhaltsstoffe:
Hippocastani semen
(Roßkastaniensamen)
Adenosin
Bitterstoffe
Cumarinderivate, u.a.
Aesculin
Fraxin
Flavonoide, u.a.
Kämpferol
Quercetin
Rutin
Gerbstoffe
Phytosterine
Proanthozyanidine
Catechin
Leukoanthocyane
Sterole (Sitosterol)
Triterpensaponine (Aescin o. Escin)
3 – 10% mit mehr als 30 versch. Saponinglykosiden
Hippocastani flos (Roßkastanienblüten)
Flavonoide, u.a.
Quercetin
Gerbstoffe
Purine
Triterpensaponine (Aescin o. Escin)
Hippocastani folium (Roßkastanienblätter)
Cumarinderivate, u.a.
Aesculin
Aesculetin
Flavonoide, u.a.
Quercetin
Kaffeesäurederivate
Triterpensaponine (Aescin o. Escin)
Tagesdosis:
100 mg Aescin (entsprechend 2 x täglich 250 - 312,5 mg Extrakt in retardierender Darreichungsform)
Gegenanzeigen:
Keine bekannt
Nebenwirkungen:
Kastaniensamen: Bei innerer Anwendung in Einzelfällen Juckreiz, Übelkeit und Magenbeschwerden. Daher wird die Einnahme nach dem Essen empfohlen.
Wechselwirkungen:
Keine bekannt
* Volks- und Erfahrungsheilkunde ** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.
Beispiele für Präparate, in denen Rosskastanie vorkommt:
Phytotherapie:
Aescorin forte Bei chron. Veneninsuffiziens mit Schmerzen u. Schweregefühl in den Beinen, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Beinschwellungen
Weleda Hämorrhoidalzäpfchen Bei inneren und äußeren Hämorrhoiden, Fissuren, Anitis, Proktitis
Venostasin Creme Bei müden Beinen
Sonstige:
Sonnenhell Urtinktur Rosskastanie Hilft neue Wege zu erschließen und alte verschüttete Pfade und schmale Wege wieder zu aktivieren. Im Körper wirkt sie besonders auf die Venen (Krampfadern, Hämorrhoiden) und das Bindegewebe. Spezialgebiete der Sonnenhell-Urtrinktur Rosskastanie: zu wenig Disziplin (oft gerade bei Zucker)
Blüten: April bis Mai (je nach Standort teilweise auch Juni)
Blätter: April bis September
Kastanien: September bis Oktober
Interessantes rund um die Rosskastanie:
Da die Kastanien bis zu 30% Saponine enthalten, kann man sie sehr gut als Seifen- oder Waschmittelersatz benutzen. Dazu die Kastanien einfach zerkleinern, in ein Leinensäckchen geben und dieses in einem Gefäß mit Wasser einige Stunden ausziehen lassen. Das „Kastanien-Wasser“ enthält danach genug Saponine, um Schmutz zu lösen. Das ist besser als Waschnüsse aus dem weit entfernten Indien zu kaufen!
Rosskastanien wurden früher gern auf Bierkellern gepflanzt, weil sie nur flache Wurzeln bilden und das Kellergewölbe nicht störten. Mit ihren großen Blättern und ihrem Schatten sorgten die Bäume bei der Reifung und Lagerung von Bier für zusätzliche Feuchtigkeit und Kühlung. Die Rosskastanie hat also ein wenig zur Erfolgsgeschichte des deutschen Bieres beigetragen.
Beispiele für eigene Zubereitungen:
Rosskastanien-Tinktur
Zutaten:
7 frische Kastanienfrüchte
(Zusätzlich 2 frische Kastanienblätter, wenn die Tinktur ausschließlich für den äußerlichen Gebrauch gedacht ist.)
ca. 150 ml Alkohol (38 - 40%)
Zubereitung:
Kastaniensamen in kleine Stücke schneiden
In ein Glas füllen (groß genug, dass die Kastanienstücke max. die Hälfte des Glases füllen)
Alkohol über die Kastanien gießen, bis diese vollständig bedeckt sind und das Glas luftdicht verschließen
Ansatz ca. 2 Wochen auf der warmen Fensterbank verschlossen stehen lassen; gelegentlich schütteln
Nach Ablauf der Zeit Kastanien herausfiltern
Fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen, verschließen, etikettieren und an einem dunklen, kühlen Ort aufbewahren (hält mind. 1 Jahr)
Anwendung innerlich:
2 - 3 x täglich 5 - 10 Tropfen mit etwas Wasser zusammen einnehmen
Äußerlich:
Pur als Einreibung für müde Beine und bei Krampfadern (Wenn man die Tinktur ausschließlich dafür verwendet, sollte man noch einige Tropfen Rizinus-Öl für die Rückfettung dazugeben.)
Für Waschungen und Kompressen: ca. 15 - 20 Tropfen in 1 Liter Wasser