Tanne (Abies alba)

Tannenzapfen der Weißtanne
Bild: © DanBu.Berlin – Fotolia.com

Schon in der Antike war die Tanne als Heilmittel bekannt. Hippokrates erwähnte das Harz der Tanne in seiner Materia Medica. In der mittelalterlichen Klostermedizin setzte Hildegard von Bingen Tannenharz als Heilmittel für die Behandlung von Wunden und zur Förderung der Durchblutung ein. Der berühmte Pfarrer Kneipp empfahl Tannentee bei kranken Lungen und als Sitzbad bei Blasenentzündungen. Neben dem Harz lassen sich aber auch die jungen Sprossen und das aus den Nadeln gewonnen ätherische Öl in der Heilkunde einsetzen. Von Arthritis, über Rheuma bis in zu Verspannungen und Stärkung der Milz kann der immergrüne Baum in vielen Rezepten zum Einsatz kommen.

Synonyme:
  • Edeltanne, Silbertanne, Weißtanne
  • Abies argenta, A. canadicans, A. excelsa, A. nobilis, A. pectinata, A. picea, A. taxifolia, A. vulgare, Picea pectinata, Pinus abies, P. pectinata, P. picea
Englischer Pflanzenname:
  • European silver fir, silver fir
Pflanzenfamilie:
  • Kieferngewächse (Pinaceae)
Anwendungsgebiete:Abietis albae aetheroleum
(ätherisches Tannennadel-Öl)
  • Arthritis*
  • Arthrose*
  • Atemwegsbeschwerden, akut & chronisch*
  • Erkältungen*
  • Rekonvaleszenz*
  • Rheumatische Beschwerden*
  • Schwächezustände*
  • Neuralgische Beschwerden*
  • Verspannungszustände*
Piceae turiones recentes
(Abies-alba-Sprossen)
  • Atemwegskatarrhe*
  • Milzstärkung*
  • Muskelschmerzen*
  • Nervenschmerzen*
Terebinthina alsatica
(Straßburger Terpentin)
  • Bronchialerkrankungen*
  • Rheuma*
  • Neuralgische Beschwerden*
Oleum Temlini
(Edeltannenzapfenöl)
  • Bindegewebsentzündungen*
  • Blutergüsse*
  • Muskelkater*
  • Zerrungen*
Wirkungen: 
  • Antibakteriell [1]
  • Antimykotisch
  • Antiviral
  • Antioxidativ [1]
  • Durchblutungsfördernd (hyperämisierend)
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)
  • Erwärmend
  • Expektorierend (auswurffördernd)
  • Immunmodulierend
  • Kardioprotektiv [2]
  • Milzstärkend (lt. Hildegard von Bingen)
  • Sekretolytisch (fördert die Schleimentfernung aus den oberen Luftwegen)
Inhaltsstoffe:Äth. Tannennadel-Öl:
  • Monoterpene (80 - 90 %), u.a. Limonen, alpha-Pinen, Camphen
  • Ester ( bis 10 %), v.a. Bornylacetat
  • Sesquiterpene (2 - 6 %)
Tannennadel-Spitzen:
  • Ätherisches Öl
  • Flavonoide
  • Chinasäure
  • Wachs
  • Vitamin C (158 mg/ 100g Winternadeln)
Straßburger Terpentin:
  • Ätherische Öle
  • Resene
  • Bernsteinsäure
  • Bitterstoffe
  • Harzsäuren
Dosierung: 
  • Nicht festgesetzt
Gegenanzeigen
  • Asthma bronchiale
  • Keuchhusten
  • Überempfindlichkeit gegenüber ätherischen Ölen aus Koniferen
Nebenwirkungen
  • Hautunverträglichkeiten
  • Ekzemen
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für die ätherischen Bestandteile der Tanne wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Staphylococcus aureus (ätherisches Tannennadel-Öl) [1]

Beispiele für Präparate, in denen Tanne vorkommen: 

  • Keine bekannt

Interessantes rund um die Tanne:

  • Tannen können bis zu 55 m hoch und bis 600 Jahre alt werden.
  • Der Name der Tanne wird vom althochdeutschen „tanna“ abgeleitet, was früher Wald bedeutete.
  • Selten kann man an Tannen auch Mistel finden. Diese seltenen Tannen-Misteln können eingesetzt werden, um zu lernen, wieder liebevoll „Nein“ sagen zu können.

Tanne sammeln:

Sammelorte:
  • Mittel- und Südeuropa
Sammelgut/ Sammelzeit:
  • Abies-alba-Sprossen: März -Mai
  • Harz: Juni - August

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Milztherapeutikum nach Hildegard von Bingen

Die Milz hat viele wichtige Aufgaben. Dazu gehört in erster Linie das Herausfiltern überalteter und fehlgeformter Blutzellen. Auch durch Antikörper beladene Zellen, Mikroorganismen (bes. gekapselte Bakterien) und Immunkomplexe werden durch die Milz gefiltert. Für das Immunsystem ist die Milz von großer Bedeutung, da sie die immunologische Prägung vom Lymphozyten für die unspezifische Abwehr übernimmt und verschiedene Schutzstoffe produziert. Kinder sind bis zum sechsen Lebensjahr auf die Funktion der Milz angewiesen, das sie in diesem Alter wesentlich an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt ist.

In der traditionellen chinesischen Medizin werden der Milz darüber hinaus folgende Aufgaben zugeordnet:

  1. Beherrscht Denken, Lernen, Konzentration und Vorstellungskraft
  2. Blutfilterung
  3. Ernährt Muskulatur, Fett und Bindegewebe
  4. Erwärmt kalte Nahrung
  5. Hält Blut in den Gefäßen
  6. Hält Organe an ihrem Platz
  7. Verteilt die Energie im Körper

Es gibt nur wenige Mittel, die die Milz stärken. Eines davon geht auf von Hildegard von Bingen zurück. Hier das Rezept:

Zutaten:

  • 50 g Frühlingstannennadeln, -rinde und –holz
  • 25 g Salbeiblätter
  • 100 g Maibutter (Kuh sollte keine Silage bekommen haben)
  • 250 ml Wasser

Zubereitung:

  1. Pflanzenteile zerkleinern und in Wasser zu Brei kochen
  2. Butter zugegen und unter ständigem Rühren vermischen
  3. Nach dem Kaltrühren Salben-Substanz vom Wasser trennen
  4. In ein Salbengefäß geben und im Kühlschrank aufbewahren

Anwendung: 1 – 2 x täglich das Herz und das Sonnengeflecht einreiben

Klassischer Tannenknospen-Tee bei Husten und Bronchitis

  • 1 EL frische Tannenknospen mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen; auf unter 45°C abkühlen lassen und mit 1 TL Honig süßen; 3 x tgl. je 1 Tasse trinken

Klassisches Tannennadel-Bad

  • 200 g Nadeln auf 1 Liter Wasser kurz kochen lassen und 5 Minuten zugedeckt leise köcheln lassen; abseihen und als Zusatz für 1 Vollbad verwenden

Anwendung bei:

  • Erkältung
  • Muskelschmerzen
  • Nervenschmerzen
  • Rheuma

 

[1] Yang SA, Jeon SK, Lee EJ, Im NK, Jhee KH, Lee SP, Lee IS: Radical Scavenging Activity of the Essential Oil of Silver Fir (Abies alba).; J Clin Biochem Nutr. 2009 May; 44(3): 253–259.

[2] Für einen Silbertannen-Exktrat konnten kardioprotektive Effekte an ischämisch-reperfundierten isolierten Rattenherzen nachgewiesen werden. Drevenšek G, Lunder M, Benković ET, Štrukelj B, Kreft S: Cardioprotective effects of silver fir (Abies alba) extract in ischemic-reperfused isolated rat hearts.; Food Nutr Res. 2016 Oct 17;60:29623. doi: 10.3402/fnr.v60.29623. eCollection 2016.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Zimmermann, Eliane: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“, 3. überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
  • Steflitsch, Michaela; Steflitsch, Wolfgang: Aromatherapie – Wissenschaft – Klinik – Praxis, Springer-Verlag Wien 2007

Internetseiten:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Weiß-Tanne
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Abies_alba

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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