Walderdbeere (Fragaria vesca)

Die Walderdbeere wird von den Menschen schon seit Jahrtausenden genutzt und verehrt. Die roten Früchte der Walderdbeere sprechen alle Sinne an. So verwundert es nicht, dass die Pflanze Freya, der Göttin der Fruchtbarkeit, des Frühlings, des Glücks und der Liebe gewidmet war. Sie galt auch als Schutzgöttin der Ehe und Mutterschaft und soll als diese die Seelen toter Kinder in Erdbeeren versteckt haben, um sie so unentdeckt mit nach Walhall nehmen zu können, dem Ruheort gefallener tapferer Kämpfer. Der christliche Glaube übernahm das Bild für Maria, die manchen Legenden nach einmal im Jahr vom Himmel auf die Erde herabsteigen soll, um Erdbeeren für die im Paradies wohnenden verstorbenen Kinder zu pflücken.
So stark die mystische Bedeutung der Erdbeere für die Menschen der Vorzeit war, so wenig erfährt man über sie als Heilpflanze. Zwar findet man die Erdbeere in den Dichtungen von Plinius, Ovid und Vergil, als Heilpflanze erwähnt wurde sie jedoch erst im 12. Jahrhundert bei Hildegard von Bingen. Dabei kann die Pflanze so einiges zur Heilkunde beitragen! Die süßen Früchte enthalten mehr Vitamin C, als Orangen und stecken voller Flavonoide und Eisen. Richtig eingesetzt können Erdbeeren daher u.a. einen wertvollen Beitrag bei Anämie, Bluthochdruck, Diabetes, Erschöpfung und Sonnenbrand liefern. Auch die Blätter und Wurzeln der Erdbeere besitzen Heilkräfte, denn wie alle Rosengewächse enthalten sie Gerbstoffe. Diese können bei Halsentzündungen, Durchfall oder Darmbluten zum Einsatz kommen.

Synonyme: 

  • Besingkraut, Darmkraut, Erbel, Erbern, Flohbeere, Hafelsbeere, Rote Besinge
    Fragaria botryformis, F. hortensis, F. minor, F. nemoralis, F. portentosa, F. sylvestris
Englischer Pflanzenname: 
  • Wild strawberry, woodland strawberry, Alpine strawberry, European strawberry, or fraisier des bois
Pflanzenfamilie:
  • Rosengewächse (Rosaceae)
Fragariae folium (Erdbeerblätter)Fragariae radix (Erdbeerwurzel)Fragariae fructus
(Erdbeerfrüchte)
Anwendungsgebiete: 
  • Blasen- und Nierengriess*
  • Darmbluten*
  • Durchfall, leichter*
  • Gicht*
  • Gurgelmittel bei Halsentzündungen*
  • Harnwegsinfekte*
  • Lebererkrankungen*
  • Magen-Darm-Katarrh*
  • Nierengrieß*
  • Rheuma*
  • Stoffwechselanregung*
  • Asthma*
  • Durchfall, leichter*
  • Gurgelmittel bei Halsentzündungen*
  • Hämorrhoiden*
  • Harnwegsinfekte*
  • Mundhygiene*
  • Zahnfleischentzündungen
    (als Mundspülung)*




  • Akne*
  • Anämie*
  • Asthma*
  • Bluthochdruck*
  • Diabetes*
  • Erschöpfung*
  • Fieber*
  • Gicht*
  • Herzbeschwerden*
  • Herzinfarkt-Prophylaxe [4]
  • Leber- & Gallenleiden*
  • Nervenschwäche
  • Sonnenbrand*
  • Verstopfung, chronische*
  • Würmer*
Wirkung:
  • Adstringierend**
  • Antioxidativ [1]
  • Blutreinigend**
  • Diuretisch**
  • Herz-Kreislauf-Wirksam
    (vergleichbar mit Weißdorn!) [1]
  • Leber- und Gallewirksam**
  • Stopfend**
  • Adstringierend**
  • Antioxidativ [3]
  • Stopfend**
  • Antioxidativ [2]
  • Herzschützend
    (Kardioprotektiv) [4]
Inhaltsstoffe:
  • Gerbstoffe (5 - 11 %, Ellagitannine)
  • Salicylsäure
  • Zimtsäure
  • Kaffeesäure
  • Chlorogensäure
  • Flavonoide, u.a. Quercetin, Quercitrin, Rutin, Catechin
  • Gerbstoffe
  • Salicylsäure
  • Zimtsäure
  • Kaffeesäure
  • Chlorogensäure
  • Rutin (0,9 %)
  • Folsäure
  • Vitamin C
  • Kalzium
  • Magnesium
  • Kalium
  • Flavonoide, u.a. Catechin, Quercetin, Beta-Karotin, Lutein, Zeaxanthin
  • Kämpferol
Dosierung:
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
  • Allergie gegen Erdbeerfrüchte
Nebenwirkungen:
  • Bei Personen mit Allergie gegen Erdbeerfrüchte können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten!
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Erdbeere vorkommt:

Phytotherapie:
  • Hepatodoron® Tabletten: Bei Anregung der Lebertätigkeit, Basistherapie bei Lebererkrankungen, Verstopfung, Ekzeme

Erbeere sammeln:

Vorkommen:Erdbeere kommt im gemäßigten Eurasien vor an folgenden Standorten:
  • Lichte, nährstoffreiche Standorte
  • Wälder & Waldränder
  • Waldwege
Sammelgut / SammelzeitBlätter: Mai - August
Früchte: Juni - Juli
Wurzeln: September bis Oktober & März - April

Interessantes rund im die Erdbeere:

  • Erdbeere gehören botanisch gesehen nicht zu den Beeren, sondern zu den Sammelnussfrüchten.
  • Erdbeerfrüchte reifen nach der Ernte nicht mehr nach. Deshalb nur reife Früchte kaufen.
  • Die gesamte Welt-Erdbeerernte würde nicht ausreichen, um den verkauften Erdbeerjoghurt mit echten Früchten herzustellen!
  • Wer Erdbeeren nicht selbst pflückt, sollte möglichst Bio-Beeren kaufen, denn konventionell angebaute Erdbeeren werden häufig noch kurz vor der Ernte mit Pilzgift gespritzt, damit sie auf dem Transport nicht schimmeln.
Planet: Venus
Element:
Wasser
Götter:
Frigga, Freya
Sternzeichen: Waage

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Klassischer Erdbeerblätter-Tee

  • 1 TL der Droge mit 200 ml heißem Wasser übergießen und 5 – 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und 1 – 3 x täglich je eine Tasse trinken

Klassischer Erdbeerwurzel-Tee

  • 1 TL zerkleinerte Erdbeerwurzeln mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen; abseihen und abkühle lassen

Frische Erdbeeren als Heilkost

Erdbeeren enthalten eine schier endlose Fülle verschiedener Antioxidantien: wie z.B. Catechin, Quercetin, Kämpferol, Beta-Karotin, Vitamin C, Lutein, Zeaxanthin. Das macht die Erdbeere zu einem der gesündesten Lebensmittel. Sie enthalten mehr Vitamin C als Zitronen und haben unter den heimischen Beeren mit den höchsten Eisengehalt. Erdbeeren haben ganz sicher eine Heilwirkung. In der Volks- und Erfahrungsheilkunde werden sie daher u.a. eingesetzt bei:

  • Asthma: Der hohe Vitamin-C-Gehalt der Erdbeeren hilft die Ausschüttung von Histamin zu bremsen. Dieses ist für die typischen Asthma-Symptome verantwortlich. Studien haben gezeigt, dass ein niedriger Vitamin-C-Spiegel die Wahrscheinlichkeit einer Asthmadiagnose erhöht.
  • Diabetes: Erdbeeren enthalten das Spurenelement Bor, welches die zur Regulierung des Blutzuckers nötige Insulinmenge reduzieren kann. Außerdem macht Fruchtzucker bei Erdbeeren fast die Hälfte der eher spärlich vorhandenen Kohlenhydrate aus. Das qualifiziert sie zum „Diabetiker-Obst“.
  • Erschöpfung: Forscher haben herausgefunden, dass sich Menschen, die täglich mind. 400 mg Vitamin C zu sich nehmen, wacher fühlen und eine bessere Konzentration aufweisen.
  • Gicht: Studien haben gezeigt, dass ein hoher Vitamin-C-Spiegel den Harnsäurespiegel senken kann. Deutliche Resultate zeigten sich ab einer täglichen Vitamin-C-Menge von 500 mg. Der hohe Vitamin-G-Gehalt von Erdbeeren macht sie also auch zu einem sehr guten Lebensmittel bei Gicht.
  • Sommergrippe/ Erkältung: Wegen des hohen Vitamin-C- und Anthocyan-Gehaltes sind Erdbeeren ein sehr gutes Lebensmittel bei Grippe und Erkältung. Sie belasten den Körper nicht, spenden aber die zur Heilung nötigen Vitamine und Mineralien.
  • Sonnenbrand: Manch einer behandelt Sonnenbrand mit Erdbeeren. Wie alle Vertreter der Rosengewächse enthalten Erdbeeren Tannine, welche eine wohltuende Wirkung haben können. Dazu einfach die Erdbeeren zermatschen und den Saft auf die betroffene Stelle auftupfen.

Erdbeeren in der Küche:

Grüntee
Bild: © rolfbrecht100 – Fotolia.com

Grüner Tee aus Erdbeerblättern

Es den Blättern bestimmter Rosengewächse lässt sich ein „Grüner Tee“ herstellen. Traditionell wurden dafür die Blätter der Brombeere, Himbeere, Johannisbeere und/ oder Walderdbeere genommen. Werden diese Blätter fermentiert, setzen sie noch mehr Inhaltsstoffe frei. Ein aus diesen fermentierten Blättern hergestellter Tee ist sehr aromatisch. Die Heilwirkung der Blätter bleibt beim Fermentieren erhalten. Je nach Belieben kann man sich seine eigene Mischung herstellen und als Ersatz für grünen Tee oder als Abendgetränk nutzen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man bei der Fermentation vorgehen kann…

  1. Fermentation mit Zitrone: Die frisch geernteten Blätter auf einem Tuch ausbreiten und einen Tag lang im Schatten antrocknen lassen; dann mit einer Schere in Streifen schneiden, fein mit Wasser besprühen und mit einem Nudelholz anwalzen; ein paar Zitronenschalen-Stücke zwischen den Blättern platzieren und das Tuch von allen Seiten her einschlagen; nochmals mit dem Nudelholz anwalzen und das Tuch mit Inhalt in einen Plastikbeutel legen und diesen gut verschließen; das Ganze 3 Tage an einem sonnigen Ort liegen lassen;  nach Ablauf der Zeit die Blätter aus dem Beutel holen,  auf einem frischen Tuch ausbreiten und im Schatten trocknen, bis sie so trocken sind, dass man sie in Gläsern lagern kann
  2. Fermentation ohne Zitrone: Die frisch geernteten Blätter auf einem Tuch ausbreiten und einen Tag lang im Schatten antrocknen lassen; dann mit einer Schere in Streifen schneiden, fein mit Wasser besprühen und mit einem Nudelholz anwalzen und danach fest in das Tuch einbinden; 3 Tage an einen sonnigen Ort liegen lassen (ab und an durchkneten, ohne das Tuch zu öffnen); nach Ablauf der Zeit die Blätter aus dem Beutel holen, auf einem frischen Tuch ausbreiten und im Schatten trocknen, bis sie so trocken sind, dass man sie in Gläsern lagern kann
  3. Fermentation mit Wasserdamf: Die frisch geernteten Blätter auf einem Tuch ausbreiten und einen Tag lang im Schatten antrocknen lassen; dann die einzelnen Blätter mit der Hand rollen, fest in ein Tuch binden und in Wasserdampf 30 Minuten dämpften; das Tuch zwischen zwei Bretter legen, die Bretter beschweren und an einem warmen Ort über Nacht gären lassen; das Rollen, Dämpfen und Gären (fermentieren) noch zweimal wiederholen; danach die Blätter aus dem Beutel holen, auf einem frischen Tuch ausbreiten und im Schatten trocknen, bis sie so trocken sind, dass man sie in Gläsern lagern kann

[1] Die Ergebnisse einer in-vitro-Studie zeigen, dass der wässrige Extrakt von Wild-Erdbeer-Blättern ein direkter, endothel-abhängiger Vasodilatator ist, dessen Wirkung durch NO- und Cyclooxygenase-Produkte vermittelt wird und der vergleichbar ist mit der Wirkung von wässrigem Auszug aus Weißdornblättern und -blüten! Mudnic I, Modun D, Brizic I, Vukovic J, Generalic I, Katalinic V, Bilusic T, Ljubenkov I, Boban M: Cardiovascular effects in vitro of aqueous extract of wild strawberry (Fragaria vesca, L.) leaves.; Phytomedicine. 2009 May;16(5):462-9. doi: 10.1016/j.phymed.2008.11.004. Epub 2009 Jan 7.

[2] Huang WY, Zhang HC, Liu WX, Li CY: Survey of antioxidant capacity and phenolic composition of blueberry, blackberry, and strawberry in Nanjing.; J Zhejiang Univ Sci B. 2012 Feb;13(2):94-102. doi: 10.1631/jzus.B1100137.

[3] Dias MI, Barros L, Oliveira MPP, Santos-Buelga C, Ferreira ICFR: Antioxidant activity and phenolic profile of commercial and wild roots of Fragaria vesca.; Planta Med 2014; 80 – P2B8
DOI: 10.1055/s-0034-1394885

[4] Cassidy A, Mukamal KJ, Liu L, Franz M, Eliassen AH, Rimm EB: High Anthocyanin Intake Is Associated With a Reduced Risk of Myocardial Infarction in Young and Middle-Aged Women,; Circulation. 2013;127:188-196 Originally published January 14, 2013

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • https://en.wikipedia.org/wiki/Fragaria_vesca
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Fragaria_vesca
  • buecherheilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/fragariae-folium-erdbeerblaetter.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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