Faulbaum (Rhamnus frangula)

GernotFlick201507226027 Faulbaum

Der Faulbaum spielte in der Volksheilkunde schon immer eine Rolle als Abführ- und Fiebermittel. Da er den Ärzten der Antike unbekannt zu sein schien, tauchte er auch erst spät in der medizinischen Literatur auf. Erstmals beschrieben wurde die abführende Wirkung der Faulbaumrinde von Petrus de Crescentiis (1305) unter dem Namen „anormis“ oder „avornus“. Bei den in der Lausitz ansässigen Sorben, einem seit über 1000 Jahren dort siedelndem Verbund slawischer Stämme, wurde Faulbaum auch gegen Fieber eingesetzt, indem man die grüne Rinde von neun einjährigen Faulbaum-Zweigen in Bier kochte und diesen Absud trank. Heute wird Faulbaum offiziell nur noch als Abführmittel benutzt. Wer sich etwas auskennt, kann die Rinde aber auch in blutreinigenden, gallentreibenden oder stoffwechselanregenden Teemischungen benutzen.

Synonyme:
  • Amselbaum, Brechwegdorn, Glatter Wegdorn, Grindholz, Pulverholz, Spillbaum, Zapfenholz, Zweckenbaum
  • Frangula alnus, F. frangula, F. vulgaris
  • Rhamnus korolkowii, R. nemoralis, R. pentapetala, R. sanguino
Pflanzenfamilie:


  • Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:

  • Frangulae cortex (Faulbaumrinde)
Anwendungsgebiete:

  • Erkrankungen, bei denen eine leichte Defäkation erwünscht ist
  • Fieber*
  • Obstipation (Verstopfung) [1]
Wirkungen:
  • (Antiviral) [3]
  • Laxierend (abführend)**

Faulbaumrinde ist ein resorptionshemmendes Abführmittel, d.h. die Motilität des Dickdarms wird stimuliert. Dadurch wird die Darmpassage beschleunigt und die Rückresorption von Natrium und Flüssigkeit vermindert. Außerdem werden Chlorid-Ionen und andere Elektrolyte in den Darm abgegeben.
Inhaltsstoffe:
  • Anthranoide (ca. 6 %), wie z.B. Glucofragilin A und B, Frangulaemodin
    Naphtochinone
  • 1,8-Dihydroxynaphtaline

Durch die einjährige Lagerung werden die enthaltenen Anthronoide zu Anthrachinonglykosiden oxidiert.
Dosierung:
  • 20 - 30 mg Hydroxyanthracenderivate (Die geringste Dosis, die nötig ist, um eine Wirkung zu erzielen, ist die beste!)
  • Anwendung nicht länger als 1 - 2 Wochen
Gegenanzeigen:
  • Darmverschluss
  • Akut-entzündliche Darm-Erkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Appendizitis, abdominale Schmerzen unbekannter Ursache)
  • Kinder unter 12 Jahren
  • Schwangerschaft/ Stillzeit
Nebenwirkungen:
  • Bei Überdosierung in Einzelfällen krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Reduzierung der Dosis erforderlich!)
  • Bei chronischem Missbrauch: Elektrolytverluste (bes. Kalium); Albuminurie, Hämaturie (Auftreten von Blut im Harn), Pigmenteinlagerung in die Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli), die jedoch harmlos ist und nach Absetzen der Droge meist zurückbildet.
  • Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen, besonders bei gleichzeitiger Einnahme von HerzglykosidenDiuretika und Nebennierenrindensteroiden.
Wechselwirkungen:
  • Bei chronischem Gebrauch/ Missbrauch ist durch Kalium-Mangel eine Verstärkung der Wirkung von herzwirksame Glykosiden und eine Beeinträchtigung von Antiarrhythmika
  • Kaliumverluste können durch Kombination von Thiazidiuretika, Süßholzwurzel und Nebennierenrindensteroiden verstärkt werden!

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Faulbaum/-zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Herpes simplex Virus Typ 1 (Auszugsmittel: Glycerin)

Beispiele für Präparate, in denen Faulbaum vorkommt:

Phytotherapie:
  • Heumann Abführtee Solubilax® N: Zur kurzfristigen Anwendung bei gelegentlich auftretender Verstopfung

Faulbaum selber sammeln: 

Sammelorte:
  • Lichte Wälder und Waldränder
  • In Erlenbrüchen
  • Auf frischen, wechselfeuchten Böden ohne Staunässe
  • Sammelzeit:
  • April bis Juni (vor der Blüte)
  • Sammelgut:
  • Rinde

    Von ca. 3-jährigen Faulbäumen werden die Seitenäste abgeschnitten. Die Rinde wird geschält, indem man runde Einschnitte macht und diese mit Längsschnitten verbindet.

    Das Schälgut wird getrocknet und ein Jahr lang gelagert. Frische Faulbaumrinde wirkt brecherregend. Durch die einjährige Lagerung werden die enthaltenen Anthron- und Dianthronglykosiden zu Anthrachinonglykosiden oxidiert.
  • Interessantes rund um den Faulbaum:

    • In der Volksmedizin hielt sich lange der Glaube dass nach oben geschabte Rinde als Brechmittel wirkt und nach unten geschabte Rinde ein Abführmittel sei.
    • Faulbaumholz wurde wegen seiner aschearmen Kohle früher zur Herstellung von Schwarzpulver benutzt.

    Beispiele für eigene Zubereitungen:

    Tee oder Kaffee
    Bild: © Kanea – Fotolia.com

    Klassischer Faulbaum-Tee gegen Darmträgheit (Grundrezept)

    • 1 TL (0,5 – 3 g) geschnittene Rinde in 250 ml kaltem Wasser ansetzen und zum Kochen bringen; 10 Minuten ziehen lassen, absieben und abends vor dem Schlafen 1 Tasse trinken

    ♦ Nicht länger als 1 – 2 Wochen einnehmen!

     

    [1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 21.7.1993., Heftnummer: 133., ATC-Code: A06AB. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
    buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/frangulae-cortex-faulbaumrinde.htm

    [2] Committee on herbal medicinal products (HMPC): Assessment report on Rhamnus frangula L., cortex.; European Medicines Agency, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 2007
    www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_HMPC_assessment_report/2009/12/WC500018613.pdf

    [3] Sydiskis RJ et al: Inactivation of enveloped viruses by anthraquinones extracted from plants.; Antimicrob Agents Chemother. 1991 Dec;35(12):2463-6.
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1810179

    Recherche-Quellen:

    • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
    • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
    • Steflitsch, Michaela; Steflitsch, Wolfgang: Aromatherapie – Wissenschaft – Klinik – Praxis, Springer-Verlag Wien 2007

    Internetseiten:

    • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/frangula.html
      https://de.wikipedia.org/wiki/Faulbaum

     

    Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

    Atlaspraxis Flick  Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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