Der Faulbaum spielte in der Volksheilkunde schon immer eine Rolle als Abführ- und Fiebermittel. Da er den Ärzten der Antike unbekannt zu sein schien, tauchte er auch erst spät in der medizinischen Literatur auf. Erstmals beschrieben wurde die abführende Wirkung der Faulbaumrinde von Petrus de Crescentiis (1305) unter dem Namen „anormis“ oder „avornus“. Bei den in der Lausitz ansässigen Sorben, einem seit über 1000 Jahren dort siedelndem Verbund slawischer Stämme, wurde Faulbaum auch gegen Fieber eingesetzt, indem man die grüne Rinde von neun einjährigen Faulbaum-Zweigen in Bier kochte und diesen Absud trank. Heute wird Faulbaum offiziell nur noch als Abführmittel benutzt. Wer sich etwas auskennt, kann die Rinde aber auch in blutreinigenden, gallentreibenden oder stoffwechselanregenden Teemischungen benutzen.
Synonyme:
Pflanzenfamilie:
Bezeichnung des Arzneimittels:
Anwendungsgebiete:
Wirkungen:
Faulbaumrinde ist ein resorptionshemmendes Abführmittel, d.h. die Motilität des Dickdarms wird stimuliert. Dadurch wird die Darmpassage beschleunigt und die Rückresorption von Natrium und Flüssigkeit vermindert. Außerdem werden Chlorid-Ionen und andere Elektrolyte in den Darm abgegeben.
Inhaltsstoffe:
Naphtochinone
Durch die einjährige Lagerung werden die enthaltenen Anthronoide zu Anthrachinonglykosiden oxidiert.
Dosierung:
Gegenanzeigen:
Nebenwirkungen:
Wechselwirkungen:
* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.
Für Faulbaum/-zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen: |
|
Beispiele für Präparate, in denen Faulbaum vorkommt:
Phytotherapie:
Faulbaum selber sammeln:
Sammelorte:
Sammelzeit:
Sammelgut:
Von ca. 3-jährigen Faulbäumen werden die Seitenäste abgeschnitten. Die Rinde wird geschält, indem man runde Einschnitte macht und diese mit Längsschnitten verbindet.
Das Schälgut wird getrocknet und ein Jahr lang gelagert. Frische Faulbaumrinde wirkt brecherregend. Durch die einjährige Lagerung werden die enthaltenen Anthron- und Dianthronglykosiden zu Anthrachinonglykosiden oxidiert.
Interessantes rund um den Faulbaum:
- In der Volksmedizin hielt sich lange der Glaube dass nach oben geschabte Rinde als Brechmittel wirkt und nach unten geschabte Rinde ein Abführmittel sei.
- Faulbaumholz wurde wegen seiner aschearmen Kohle früher zur Herstellung von Schwarzpulver benutzt.
Beispiele für eigene Zubereitungen:
Klassischer Faulbaum-Tee gegen Darmträgheit (Grundrezept)
- 1 TL (0,5 – 3 g) geschnittene Rinde in 250 ml kaltem Wasser ansetzen und zum Kochen bringen; 10 Minuten ziehen lassen, absieben und abends vor dem Schlafen 1 Tasse trinken
♦ Nicht länger als 1 – 2 Wochen einnehmen!
[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 21.7.1993., Heftnummer: 133., ATC-Code: A06AB. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/frangulae-cortex-faulbaumrinde.htm
[2] Committee on herbal medicinal products (HMPC): Assessment report on Rhamnus frangula L., cortex.; European Medicines Agency, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 2007
www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_HMPC_assessment_report/2009/12/WC500018613.pdf
[3] Sydiskis RJ et al: Inactivation of enveloped viruses by anthraquinones extracted from plants.; Antimicrob Agents Chemother. 1991 Dec;35(12):2463-6.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1810179
Recherche-Quellen:
- Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
- Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
- Steflitsch, Michaela; Steflitsch, Wolfgang: Aromatherapie – Wissenschaft – Klinik – Praxis, Springer-Verlag Wien 2007
Internetseiten:
- www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/frangula.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Faulbaum
Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)
Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg