Ginkgo (Ginkgo biloba)

ginkgo biloba
Bild: © Nenov Brothers – Fotolia.com

Ginkgo ist ein wirklich faszinierendes Gewächs. Er wuchs schon im Zeitalter des Perm, vor ca. 270 Millionen Jahren, auf unserem Planeten. Bekanntlich endete dieses Zeitalter im größten Massenaussterben der Erdgeschichte. Aber der Ginkgo überlebte! Versteckt in den Bergwäldern von China, Japan und Korea wurde er erst Ende des 17. Jahrhunderts durch den deutschen Arzt Engelbert Kaempfer für die Wissenschaft wiederentdeckt. Bis dahin galt er als Fossil.

Die ältesten lebenden Ginkgo-Bäume werden auf ein Alter von 4000 Jahren geschätzt. Vieles an diesem Baum ist anders, weshalb er oft als heiliger Baum in der Nähe von Klöstern und Tempeln gepflanzt wurde. Seine Andersartigkeit und seine sagenhafte Überlebensfähigkeit zeigte der Ginkgo auch nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima. Nur einen Kilometer vom Epizentrum entfernt lag die Tempelanlage in Housenbou. Sie wurde durch die Explosion vollständig zerstört. Von einem neben der Anlage stehenden altem Ginkgo-Baum blieb an jenem Tag nur ein ausgebrannter Stumpf übrig. Aber im nächsten Frühjahr, wie Phönix aus der Asche, erwachte eben dieser Ginkgo zu neuem Leben. Dieses Wunder konnte auch an einem anderen Ginkgo, im Syukkeinen Garten in Hiroshima City, beobachtet werden…

Synonyme:
  • Elefantenohrbaum, Entenfußbaum, Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum, Tempelbaum
  • Pterophyllus saliburiensis, Saliburia adifolia, Salibura macrophylla
Pflanzenfamilie:
  • Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Ginkgo folium (Ginkgo-biloba-Blätter)
Anwendung:
  • Depressive Verstimmungen [1]
  • Gedächtnisschwäche [1]
  • Herzbeschwerden, funktionelle (Durchblutungsverbesserung) [1]
  • Hirnleistungsstörungen [1]
  • Husten (Verwendung der Ginkgonüsse und Samenhüllen)*
  • Konzentrationsstörungen [1]
  • Kopfschmerzen [1]
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit [1]
  • Schwindel [1]
  • Tinnitus, Ohrensausen [1]
  • Übermäßige Schleimbildung (Verwendung der Samenhüllen)*
  • Wurmleiden (Verwendung der Samenhüllen)*
Wirkung:
  •  Für die Wirksamkeit von Ginkgo sind die enthaltenen Diterpenlactone und Flavonolglykoside verantwortlich. Wissenschaftlich anerkannte Wirkungen gibt es nur für Ginkgo-Extrakte. Da es zwischen den unterschiedlich hergestellten Extrakten signifikante Unterschiede gibt, sind keine allgemeinen Angaben zur Wirksamkeit von Ginkgo möglich.

    Die im Folgenden genannten Wirkungen beziehen sich auf einen durch Wasser-Aceton gewonnenen Trockenextrakt  (35-67:1) mit einer Zusammensetzung von 22-27 % Flavonolglykoside und 5-7 % Terpenlactone.
    • Antiischämisch (wirkt gegen Minderdurchblutung, indem es die Thrombozytenaggregation hemmt) [1]
    • Antioxidativ [1]
    • Förderung der Cholinaufnahme im Hippocampus [1]
    • Förderung der Durchblutung des Gehirns und peripherer Bereiche [1]
    • Gefäßtonus von Arteriolen und Venolen wird reguliert [1]
    • Hemmung der Entwicklung von traumatisch oder toxisch verursachten Hirnödemen sowie Beschleunigung der Rückbildung [1]
    • Inaktivierung toxischer Sauerstoffradikale [1]
    • Mitochondriale Funktion wird stabilisiert
      (Zellatmung wird verbessert) [1]
    • Neuroprotektiv, d.h. Ginkgo schützt die Nerven vor vermehrtem Abbau und zunehmender Zerstörung [1]
    • Steigerung der Hypoxietoleranz insbesondere des Hirngewebes [1]
    • Steigerung von Lernvermögen und Gedächtnis [1]
    • Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes [1]
    • Verzögerung der altersbedingt einsetzenden Reduktion von muskarinerg-cholinerger und α2-Rezeptoren [1]
Inhaltsstoffe:
  • 0,5 - 2 % Flavonolglykoside (v.a. Kämpferol-, Quercetin- u. Isorhamnetinderivate)
  • 0,4 - 2 % Biflavone (u.a. Amentoflavon, Bilobetin u. Ginkgetin)
  • 4 - 12 % Proanthocyanidine
  • Diterpenlactone (Ginkgolide)
  • Bilobalid (Sesquiterpen)
  • 1 - 2 % Ginkgolsäure und Polyprenole
Dosierung:
  • Zur Behandlung eines dementiellen Syndroms: 120 - 240 mg Trockenextrakt
  • 120 - 160 mg in 2 - 3 Einzeldosen (Trockenextrakt)
Gegenanzeigen:
  • Überempfindlichkeit gegen Ginkgo-biloba-Zubereitungen
Nebenwirkungen:
  • Allergische Hautreaktionen
  • Magen-Darm-Beschwerden
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde in China, Korea, Japan
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Ginkgo vorkommt:

 
♦ Wenn man ein standardisiertes Ginkgo-Präparat einnehmen möchte, sollte man dieses in der Apotheke erwerben. Präparate aus der Drogerie oder dem Supermarkt haben i.d.R. nicht die oben beschriebene Wirkung. Das liegt an der Zubereitung, die sich nicht an den Vorgaben für Medikamente richtet und daran, dass sie viel geringer dosiert sind.
 
Phytotherapie:
  • Rökan® Filmtabletten: Bei Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depress. Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen
  • Tebonin® Filmtabletten: Gegen Tinnitus

Eigene Zubereitung:

Gleichgewicht
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Aus Ginko-Blättern kann man einen traditionellen Tee anfertigen. Allerdings ist im Fall von Ginkgo der Einsatz einer standardisierten Fertigarznei besser, denn:

  1. Die in den Blättern enthaltenen Ginkgolsäuren können zu Magenbeschwerden und allergischen Reaktionen führen.
  2. Der Geschmack ist für einen Europäer mehr als gewöhnungsbedürftig.
  3. Die Wirkung ist im Vergleich zu Fertigarzneimitteln um das 50-fache geringer!
  4. Die wirksamen Terpentrilactone  sind fettlöslich und gehen kaum in einen Tee über, selbst wenn dem Tee etwas Milch oder Sahne zugegeben wird ist.

Ginkgo in der Küche

Fotolia Küchenfee
Bild: © yamamen – Fotolia.com

Die von der harten Samenschale umgebenen „weißen Nüsse“ werden in Asien als „pa-kewo“ bzw. „bai-guo“ (= „weiße Frucht“) bezeichnet und gelten als Delikatesse. Sie sind sehr nahrhaft, da sie bis zu 67% Stärke, etwa 15% Proteine, etwa 3% Fett, 1-2% Pentosane sowie 1% Faserstoffe enthalten. Verzehrt werden sie im zubereiteten Zustand, das heißt nicht roh.

 Wichtig! Ginkgo-Samen sind nicht giftig, enthalten aber den Vitamin-B6-Antagonisten 4-Methoxypyridoxin. Im Übermaß verzehrt kann das zu Mangelsymptomen führen. Kinder sind dafür noch schneller anfällig. Also ist Maß halten angesagt. Gegen einen gelegentlichen Ginkgo-Snack (nicht mehr als 10 Stk. pro Tag) ist aber nichts einzuwenden ;-)

Gemüsereis mit Ginkgo-Nüssen¹

Zutaten:
  • 2 Portionen gekochten Reis
    (mit einem Stück Ingwer im Kochwasser zubereitet)
  • Ca. 10 Ginkgo-Nüsse
  • 1 kleine Zucchini
  • 50 g Tofu
  • 1 TL Pesto
  • 2 EL Olivenöl
  • Salz
  • Pfeffer
Zubereitung:
  1. Tofu in kleine Würfel schneiden
  2. Olivenöl in der Pfanne anwärmen und
    die Tofu-Würfel darin kross braten
  3. Zucchini würfeln und
    zusammen mit 1 EL Olivenöl weich dünsten
  4. Kurz vor Ende der Garzeit die Ginkgo-Nüsse hinzufügen und
    unter Rühren noch drei Minuten mit garen
  5. Reis, Tofu, Zucchini und Ginkgo-Nüsse miteinander vermengen
  6. Mit Pesto, Salz und Pfeffer abschmecken

 

¹ Dieses Rezept wurde uns durch eine Patientin übermittelt. Wir haben im Internet recherchiert, aber keine andere Quelle gefunden.

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 19.7.1994., Heftnummer: 133., ATC-Code: N07XF. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/trockenextrakt-aus-ginkgo-biloba-blaettern.htm

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/ginkgo-folium-ginkgo-biloba-blaetter.htm
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ginkgo

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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