Wasserpfeffer (Polygonum hydropiper)

GernotFlick201507226004
Bild: © G. Flick

Wasserpfeffer ist eine Würz- und Heilpflanze, die schon von den Ureinwohnern Europas und Nordamerikas gleichermaßen genutzt wurde. Die Indianer Nordamerikas verwendeten Wasserpfeffer zur Heilung alter, faulender Geschwüre, um die Bildung von wildem Fleisch (Keloid) zu verhindern. In Europa war vor allem der Einsatz als blutstillendes Mittel beliebt. Im Zuge des zunehmenden Handels mit exotischen Würz- und Heilpflanzen geriet der Wasserpfeffer zunehmend in Vergessenheit. Wie im Märchen vom Dornröschen wartet er nun darauf aus seinem Schlaf erweckt zu werden. 

Synonyme:
  • Bitterblatt, Bitterkrut, Flohpfeffer, Pfeffer-Knöterich, Pfefferkraut, Scharfer Knöterich, Wasserpfeffer-Knöterich
  • Persicaria acris, P. hydropiper, P. urens, Polygonum glandulosum, P. gracile
Englischer Pflanzenname:
  • Water-pepper, water pepper, marshpepper knotweed
Pflanzenfamilie: 
  • Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
  • Herba Polygoni hydropiperis (Wasserpfeffer-Kraut)
Anwendungsgebiete: 
  • Blutreinigung*
  • Blutungen*
  • Hämorrhoidal-Blutungen, leichte*
  • Magen-Darmblutungen*
  • Menstruation, zu starke
  • Rheumatische Beschwerden*
  • Uterusblutungen*
  • Wundheilung*
Wirkungen: 
  • Antibakteriell, mild [3] [4]
  • Antimykotisch [5] [6]
  • Antioxidativ [1]
  • Antirheumatisch**
  • Blutstillend (hämostatisch)**
  • Entwässernd, mild (aquaretisch)**
  • Entzündungshemmend (antiinflammatorisch) [2]
  • Hautreizend**
  • Schmerzreiz-hemmend (antinozizeptiv) [13]
  • Wehenauslösend (in hohen Dosen)**
Inhaltsstoffe: 
  • Flavonolglykoside, bes. Hyperosid und Quercitrin, Rhamnacin, Quercetrin, Kämpferol, Rutin¹, Persicarin
  • Ätherisches Öl, das überwiegend aus Mono- und Sesquiterpenen besteht: α-Pinen, β-Pinene, 1,4-Cineol, Fenchon, 1-Phellandren und α-Humulen, β-Caryophyllen, trans-α-Bergamoten, Polygodial²
  • Gerbstoffe (3,4 - 3,8 %)
  • Saponin, in Spuren
  • Carbonsäuren (Zimtsäure, Valeriansäure, Capronsäure), in Spuren³
    ¹ Rutin ist auch in Weinraute enthalten und verursacht einen bitteren Geschmack.
    ² Polygodial findet sich auch in tasmanischem Pfeffer und wirkt als Reizmittel.
    ³ Gehalt kann stark schwanken und wird von genetischen Faktoren beeinflusst.
Dosierung: 
  • Keine einheitliche Dosierung festgelegt
Gegenanzeigen:
  • Nicht in der Schwangerschaft, da Wasserpfeffer ggf. Wehen herbeiführen kann.
Nebenwirkungen:
  • Bei empfindlichen Personen können Haut- und Schleimhautreizungen auftreten.
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Wasserpfeffer/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • (Bacillus subtilis [4])
  • Candida albicans [6]
  • Curvularia lunata [5]
  • Enterococcus faecalis [3]
  • Epidermophyton floccosum [5]
  • (Escherichia coli [4])
  • (Salmonella choleraesuis [4])
  • Scopulariopsis sp. [5]
  • (Staphylococcus aureus [4])

Beispiele für Präparate, in denen Wasserpfeffer vorkommt:

  • Derzeit keine bekannt

Wasserpfeffer sammeln:

Verbreitung/ Sammelorte:Wasserpfeffer kommt in der gemäßigten und südlichen Zone Europas, Asiens und Nordamerikas vor.

Zu finden:
  • Frische Äckerränder und Feldhaine
  • Feuchte Wiesen
  • Uferränder
Sammelgut/ Sammelzeit:Kraut: Juli - November

Interessantes rund um Wasserpfeffer:

  • Auf Grund des hohen Gehaltes an Polygonsäure wirken die zerschroteten Samen des Wasserpfeffers ähnlich wie Senfmehl. Die Indianer Nordamerikas verwendeten Wasserpfeffer daher bei alten, faulenden Geschwüren, um die Bildung von wildem Fleisch (Keloid) zu verhindern.
  • Wasserpfeffer kann in der Landwirtschaft als u.a. Mittel gegen Blattläuse eingesetzt werden! Für einen Heißwasserextrakt aus den Blättern (10% w / v) konnte eine signifikante Wirkung gegen Bohnenblattläuse nachgewiesen werden. [7] Darüber hinaus konnte eine starke antiferedante Aktivität nachgewiesen werden gegen Spodoptera exempta, eine in Afrika vorkommenden Schädling [8] und Blattläuse [9]. Für den in den Blättern enthaltenen Wirkstoff Polygodial konnte eine Wirkung gegen eine Vielzahl von Blattläusen (Aphis craccivora, Myzus persicae und Rhopalosiphum padi), afrikanischen/ ägyptischen Baumwollblattwurm (Spodoptera littoralis) und Weißfliegen (Bemisia tabaci) [10-12] nachgewiesen werden.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Bild: © Kanea - Fotolia.com
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Wasserpfeffer-Tee

  • 2 TL der Droge mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und je morgens und abends 1 – 2 Tassen trinken

Wasserpfeffer-Tee zur Schwangerschaftsverhütung (Rezept der Volksheilkunde)

Wasserpfeffer enthält die Flavonolglykoside Rutin und Quercetin. Rutin, welches auch in Weinraute enthalten ist, hemmt die Bildung von Keimzellen. Quercetin kann in höheren Dosen ggf. Wehen auslösen. Daher wurde Wasserpfeffer-Tee in der Volksmedizin genutzt, um die Einnistung eines Eis und damit eine Schwangerschaft zu verhindern, wenn man an fruchtbaren Tagen Geschlechtsverkehr hatte. Wie zuverlässig die Methode ist, wurde bisher wissenschaftlich nicht bestätigt!

  • 120 g frischen (oder 30 g getrocknete) Droge mit 1000 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und stündlich je eine Tasse trinken, bis die Menstruation einsetzt.

Wasserpfeffer in der Küche

Bild: © Johanna Mühlbauer – Fotolia.com
Bild: © Johanna Mühlbauer – Fotolia.com

Die junge Triebe, Blätter und Blüten des Wasserpfeffer können als Pfefferersatz in der Küche verwendet werden. In der Japanischen Küche dienen frische Wasserpfefferblätter als Dekoration zu Salaten oder Reisgerichten. Auch die im Herbst gesammelten Samen sind als Gewürz einsetzbar. 

Gebratener Tofu mit Wasserpfeffer-Erdnuss-Soße

  • Japanisches Bratfilet (Tofu)
  • 3 Thai-Chilischote
  • 2 Zweige Wasserpfeffer
  • 1 TL Ingwer frisch gehackt
  • 1 Knoblauchzehe fein gehackt
  • 3 EL Erdnussöl
  • 1 EL Erdnussbutter
  • 400 ml Kokosmilch
  • 2 EL Kokosraspel
  • 1 Bio-Zitrone
  • Salz

Zubereitung:

  1. 1 Chilischote fein hacken und die anderen beiden halbieren.
  2. Wasserpfeffer-Blätter fein hacken
  3. Ingwer, die Kokosraspel und den Knoblauch in 1 EL heißem Öl anschwitzen
  4. Erdnussbutter und gehackte Chili zugeben, kurz mitschwitzen und mit der Kokosmilch ablöschen
  5. 3-4 Minuten köcheln lassen
  6. Nach Bedarf noch etwas Kokosmilch dazugeben
  7. Zum Schluss aus der Zitronenschale Zesten kratzen und zusammen mit dem gehackten Wasserpfeffer zur Soße geben
  8. Mit Zitronensaft und Salz abschmecken
  9. Das restliches Öl mit den halbierten Chilischoten in eine heiße Pfanne geben und die jap. Bratfilets goldbraun braten
  10. Auf vorgewärmten Tellern anrichten, etwas Sauce darüber geben. Fertig ;-)

 

[1] Peng ZF, Strack D, Baumert A, Subramaniam R, Goh NK, Chia TF, Tan SN, Chia LS: Antioxidant flavonoids from leaves of Polygonum hydropiper L.; Phytochemistry. 2003 Jan;62(2):219-28.

[2] In vitro und in vivo konnte für einen Wasserpfeffer-Methanolextrakt eine stark entzündungshemmende Wirkung aufgezeigt werden, indem der Extrakt Src / Syk / NF-κB und IRAK / AP-1 / CREB-Wege unterdrückt. Das Extrakt ist daher als Anti-Gastritis-Mittel geeignet. Yang Y, Yu T, Jang HJ, Byeon SE, Song SY, Lee BH, Rhee MH, Kim TW, Lee J, Hong S, Cho JY: In vitro and in vivo anti-inflammatory activities of Polygonum hydropiper methanol extract.; J Ethnopharmacol. 2012 Jan 31;139(2):616-25. doi: 10.1016/j.jep.2011.12.003. Epub 2011 Dec 13.

[3] Confertifolin, das aus dem ätherisches Öl der Wasserpfeffer-Blätter isoliert wurde, zeigte eine starke antibakterielle Wirkung gegen Enterococcus faecalis (MIC 31,25 μg / ml) im Vergleich zu einem positiven Standard, Streptomycin (MIC 25 μg / ml). Das Wachstum von Bacillus subtilis, Erwinia sp., Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und S. epidermidis wurde nicht gehemmt! Duraipandiyan V, Indwar F, Ignacimuthu S: Antimicrobial activity of confertifolin from Polygonum hydropiper.; Pharmaceutical Biology. 2010;48(2):187–190.

[4] Kubo et al. zeigten, dass Polygodiale eine mäßige bakterizide Wirkung hat gegen Bacillus subtilis (minimale bakterizide Konzentration, MBC 100 μg / ml), Staphylococcus aureus (MBC 100 μg / ml), Escherichia coli (MBC 100 μg / ml) und Salmonella choleraesuis (MBC 50 & mgr; g / ml). Kubo I, Fujita K-I, Lee SH, Ha TJ: Antibacterial activity of polygodial. Phytotherapy Research.; 2005;19(12):1013–1017.

[5] Confertifolin, das aus dem ätherisches Öl der Wasserpfeffer-Blätter isoliert wurde, zeigte eine antifungale Aktivität gegen Epidermophyton floccosum, Curvularia lunata und Scopulariopsis sp. (MIC 7,81 μg / ml) und moderater Aktivität gegen Aspergillus niger, Botrytis cinerea, Magnaporthe grisea, Trichophyton mentagrophytes, Trichophyton rubrum (MTCC 296 und klinisches Isolat) und Trichophyton simii (MIC 16,62-125 μg / ml) im Vergleich zu Fluconazol (MIC <12,5-100 μg / ml) und Ketoconazol (MIC <12,5 μg / ml). Duraipandiyan V, Indwar F, Ignacimuthu S: Antimicrobial activity of confertifolin from Polygonum hydropiper.; Pharmaceutical Biology. 2010;48(2):187–190.

[6] Für den Scharfstoff Polygodial konnte eine starke fungizide Wirkung gegen C. albicans nachgewiesen werden. Lee SH, Lee JR, Lunde CS, Kubo I: In vitro antifungal susceptibilities of Candida albicans and other fungal pathogens to polygodial, a sesquiterpene dialdehyde.; Planta Medica. 1999;65(3):204–208.

[7] Das BC, Sarker PK, Rahman MM: Aphidicidal activity of some indigenous plant extracts against bean aphid Aphis craccivora Koch (Homoptera: Aphididae).; Journal of Pest Science. 2008;81(3):153–159.

[8] Kubo I, Lee Y-W, Pettei M, Pilkiewicz F, Nakanishi K: Potent army worm antifeedants from the east African Warburgia plants.; Journal of the Chemical Society, Chemical Communications. 1976;(24):1013–1014.

[9] Asakawa Y, Dawson GW, Griffiths DC, et al: Activity of drimane antifeedants and related compounds against aphids, and comparative biological effects and chemical reactivity of (-)- and (+)-polygodial.; Journal of Chemical Ecology. 1988;14(10):1845–1855.

[10] Moreno-Osorioa L, Cortés M, Armstrong V, Bailén M, González-Coloma A: Antifeedant activity of some polygodial derivatives.; Zeitschrift Für Naturforschung C, A Journal of Biosciences. 2008;63:215–220.

[11] Zapata N, Budia F, Viñuela E, Medina P: Antifeedant and growth inhibitory effects of extracts and drimanes of Drimys winteri stem bark against Spodoptera littoralis (Lep., Noctuidae).; Industrial Crops and Products. 2009;30(1):119–125.

[12] Prota N, Bouwmeester HJ, Jongsma MA: Comparative antifeedant activities of polygodial and pyrethrins against whiteflies (Bemisia tabaci) and aphids (Myzus persicae).; Pest Management Science. 2013;70(4):682–688.

[13] Rahman E, Goni SA, Rahman MT, Ahmed M: Antinociceptive activity of Polygonum hydropiper.; Fitoterapia. 2002;73(7-8):704–706.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/polygonum-hydr.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserpfeffer
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Persicaria_hydropiper

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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