Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)

Das Wilde Stiefmütterchen wurde nachweislich schon vor dem Mittelalter genutzt. Damals war die Pflanze unter dem Namen „Feysamkraut“ bekannt und wurde gegen Hautausschläge, Milchschorf der Kinder und andere Exantheme benutzt. Diese Anwendung hat sich bis heute erhalten und als äußerst wirksam erwiesen.

Synonyme:
  • Feldstiefmütterchen, Ackerveilchen, Dreifaltigkeitsblume, Dreifarbiges Veilchen, Freisamkraut, Fronsamkraut, Jesus-Blümchen, Sinnviole, Stiefmütterchen, Tag-und-Nachtveigerl
Englischer Pflanzenname:
  • Johnny Jump up, heartsease, heart's ease, heart's delight, tickle-my-fancy, Jack-jump-up-and-kiss-me, come-and-cuddle-me, three faces in a hood, love-in-idleness
Pflanzenfamilie:
  • Veilchengewächse (Violaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
  • Violae tricoloris herba (Stiefmütterchenkraut)
Anwendung:Innerliche Anwendung:
  • Arthrose*
  • Erkältung, fiebrige*
  • Gicht*
  • Halsentzündung*
  • Katarrhe der Atemwege*
  • Rheuma*
  • Stoffwechselumstimmung (bei Hauterkrankungen)*
  • Verstopfungen, leichte*
Äußerliche Anwendung:
  • Akne bei Erwachsenen*
  • Juckreiz*
  • Säuglingsekzeme*
  • Seborrhoischen Hauterkrankungen, leichte [1]
  • Milchschorf bei Kindern [1]
  • Schuppenflechte (Psoriasis) [5]
  • Windeldermatitis*
Wirkungen:
  • Antibakteriell [4]
  • Blutreinigend**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [6] [7]
  • Erweichend**
  • Harntreibend, mild (diuretisch) [3]
  • Immunsuppressiv (dämpft ein überaktives Immunsystem) [2]
  • Krampflösend (spasmolytisch)**
  • Kortisonähnlich**
  • Schleimlösend**
  • Schweißtreibend (diaphoretisch)**
  • Stoffwechselfördernd**
Inhaltsstoffe: 
  • Flavonoide (0,41 %), bes. Quercetin, Luteolinglykoside
  • Carotonoide (18,46 mg / 100 g) [3] mit
    • β-Carotin (1678 μg / 100 g) [3]
    • Violaxanthin (352 μg / 100 g) [3]
    • Antheraxanthin (ca. 711 μg/100g) [3]
    • Lutein (1575 μg / 100 g) [3]
    • Zeaxanthin (1488 microg / 100 g) [3]
  • Anthocyane, u.a. Violanin
  • Phenolcarbonsäuren, u.a. Cumarsäure
  • Gentisinsäure
  • Protocatechusäure
  • Saponine (5,98%) [3]
  • Schleimstoffe (14,20%) [3]
Dosierung: 
  • 4 - 5 g Droge
Gegenanzeigen: 
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen: 
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen: 
  • Keine bekannt

♦ Bei Säuglingen mit Hautproblemen kann Tee aus Stiefmütterchenkraut bei der Nahrungszubereitung anstelle von Wasser benutzt werden!

Die meisten Autoren betont, dass Stiefmütterchen länger benutzt werden sollte und dass es anfangs zu einer Verstärkung der Hautbeschwerden kommen kann.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Wildes Stiefmütterchen vorkommt:

Phytotherapie:
  • Ekzevowen® derma Creme: Bei Hauterkrankungen mit Juckreiz
  • Ceres Viola tri­co­lor Ø:
Homöopathie:
  • Regena Hautfluid G:

Wildes Stiefmütterchen selber sammeln:  

Sammelorte:Ganz Europa, bis auf die südlichsten und nördlichsten Regionen
  • Wiesen
  • Wegränder
  • Brachflächen
Sammelzeit:
  • tw. schon im März; besser April bis August
Sammelgut:
  • Kraut

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee

Klassischer Stiefmütterchen-Tee zur inneren Einnahme

  • 1 TL Kraut mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen; abseihen und 3 x tgl. je eine Tasse trinken (als Tee für Säuglinge 1/4 TL Droge auf 200 ml Wasser)

Klassischer Stiefmütterchen-Tee für Waschungen und Wickel

  • 1 TL Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen; abseihen und mehrmals täglich als Umschlag oder Waschung anwenden

JG Teemischung bei Afterjucken und Analfissuren

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 EL der Mischung in 250 ml Wasser aufkochen
  2. 3 Minuten köcheln lassen; absieben
Einnahme
  • 3 x täglich 1 Tasse trinken oder
  • Für Sitzbäder/ Auflagen verwendet werden

JG Teemischung bei Hautleiden

ZutatenZubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 200 ml heißem Wasser übergießen
  2. 7 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 1 - 3 x täglich je eine Tasse schluckweise trinken oder
    erkaltet für Umschläge und Waschungen verwenden

Teemischung für Wickel und Waschungen

  • Je 1 EL Gänseblümchen, Wildes Stiefmütterchen und Ringelblume mit 1 Liter warmem Wasser übergießen und 8 – 10 Stunden (über Nacht) ziehen lassen. Danach abgießen und den Sud für Wickel und Waschungen benutzen.

Diesen Tee kann man bei Eiterungen, unreiner Haut und und schlecht heilenden Wunden benutzen.

Stiefmütterchen-Öl bei Hautleiden

  • 100 g frische Stiefmütterchen-Blüten in ein Glas geben und mit 250 ml Mandelöl übergießen, bis die Blüten vollständig bedeckt sind; Ansatz 2 Wochen auf der Fensterbank ziehen lassen (täglich schütteln); nach Ablauf der Zeit Blüten herausfiltern und das fertige Öl in eine dunkle Flasche abfüllen; Bei Bedarf die betroffene Hautpartie 1 – 2 x täglich mit dem Öl einreiben

Florasole

Stiefmütterchen-Tinktur:

Zubereitung:
  1. Frisches Kraut des Wilden Stiefmütterchen zerkleinern
  2. In ein verschließbares Gefäß geben und
    im Verhältnis 1:5 mit 40%igem Alkohol
    auffüllen
  3. Ansatz 3 Wochen ziehen lassen (ab und an schütteln)
  4. Abseihen und die fertige Tinktur in
    dunkle Fläschchen abfüllen

Einnahme:
  • Bei Bedarf 3 x tgl. 10-20 Tropfen einnehmen
    oder mit Wasser verdünnt für Wickel und
    Waschungen verwenden
Innerliche Anwendung:
  • Arthrose
  • Erkältung, fiebrige
  • Gicht
  • Halsentzündung
  • Katarrhe der Atemwege
  • Rheuma
  • Stoffwechselumstimmung (bei Hauterkrankungen)
  • Verstopfungen, leichte
Äußerliche Anwendung:
  • Akne bei Erwachsenen
  • Juckreiz
  • Säuglingsekzeme
  • Seborrhoischen Hauterkrankungen, leichte
  • Milchschorf bei Kindern
  • Windeldermatitis

[1] Monographie BGA/BfArM (Kommission E) Bewertung POSITIV
Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 13.3.1986., Heftnummer: 50., ATC-Code: D11AG.
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/violae-tricoloris-herba-stiefmuetterchenkraut.htm

[2] Ein wässriger Viola-Extrakt enthält bioaktive Cyclotide, die die Proliferation von aktivierten Lymphozyten in einer IL-2-abhängigen Weise hemmen. Viola-Präparate eignen sich daher bei der Therapie von Erkrankungen im Zusammenhang mit einem überaktiven Immunsystem. Hellinger R, Koehbach J, Fedchuk H, Sauer B, Huber R, Gruber CW, Gründemann C: Immunosuppressive activity of an aqueous Viola tricolor herbal extract.; J Ethnopharmacol. 2014;151(1):299-306. doi: 10.1016/j.jep.2013.10.044. Epub 2013 Nov 8.

[3] Toiu A, Muntean E, Oniga I, Voştinaru O, Tămaş M: Pharmacognostic research on Viola tricolor L. (Violaceae).; Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi. 2009 Jan-Mar;113(1):264-7.

[4] Witkowska-Banaszczak E, Bylka W, Matławska I, Goślińska O, Muszyński Z: Antimicrobial activity of Viola tricolor herb.; Fitoterapia. 2005 Jul;76(5):458-61.

[5] Amenta R, Camarda L, Di Stefano V, Lentini F, Venza F: Traditional medicine as a source of new therapeu- tic agents against psoriasis.; Fitoterapia. 2000 Aug;71 Suppl 1:S13-20.

[6] Toiu A, Pârvu AE, Oniga I, Tămaş M: Evaluation of anti-inflammatory activity of alcoholic extract from Viola tricolor.; Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi. 2007 Apr-Jun;111(2):525-9.

[7] Piana M et al: Antiinflammatory effects of Viola tricolor gel in a model of sunburn in rats and the gel stability study.; J Ethnopharmacol. 2013 Nov 25;150(2):458-65. doi: 10.1016/j.jep.2013.08.040. Epub 2013 Sep 3.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/viola.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Wildes_Stiefmütterchen
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Viola_tricolor
  • www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_HMPC_assessment_report/2011/10/WC500116274.pdf

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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