Der auch als Wilder Lattich oder Stinksalat bezeichnete Giftlattich ist ein naher Verwandter des Kopfsalats und gehört zur Familie der Korbblütler. Anders als der Kopfsalat kann der Giftlattich jedoch eine enorme Größe von bis zu 2,50 m erreichen. Seine getrockneten Blätter und sein getrockneter Milchsaft werden als stark giftig angesehen. Dennoch fand die Pflanze, welche vermutlich aus dem Mittelmeerraum stammt, im Gepäck römischer Eroberer ihren Weg nach Mitteleuropa. Denn Giftlattich wurde bereits seit dem Altertum zu Heilzwecken eingesetzt und stand wegen seiner beruhigenden, schmerzlindernden und harntreibenden Wirkung hoch im Kurs. Noch im 18. und 19. Jahrhundert wurde Giftlattich als Heilpflanze kultiviert. Der aus der Pflanze gewonnene Milchsaft wurde getrocknet und als so genanntes Lactucarium von Ärzten und Apotheken zur Beruhigung, als Narkotikum und gegen Schmerzen eingesetzt. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Giftlattich im Deutschen Arzneibuch aufgeführt.
Synonyme: |
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Englischer Pflanzenname: |
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Pflanzenfamilie: |
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Bezeichnung des Arzneimittels: |
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Anwendung: |
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Wirkung: |
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Inhaltsstoffe: |
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Dosierung: |
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Gegenanzeigen: |
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Nebenwirkungen: |
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Wechselwirkungen: |
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* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.
Beispiele für Präparate, in denen Giftlattich vorkommt:
Homöopathie: |
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Generell wird Giftlattich/ Lactae virosum in der Homöopathie eingesetzt bei Schlaflosigkeit, hyperaktiven Kindern, Hustenanfällen, sexueller Überreizung, Wassersucht und zur Förderung der Menstruation. |
Giftlattich sammeln:
Sammelorte: | Vorkommen:
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Sammelgut/ Sammelzeit: |
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Wechselung: | Giftlattich kann ggf. mit folgenden Pflanzen verwechselt werden:
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Interessantes rund um den Giftlattich:
- Fertigarzneimittel, die aus Giftlattich gewonnen wurden, sind gemäß §1 Absatz 1 Nummer 2 der Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel (AMVerkRV) apothekenpflichtig, denn die Pflanze ist in Anlage 1b der Verordnung gelistet. Eine Verschreibungspflicht liegt lt. Verordnung über die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln (AMVV) jedoch nicht vor.
Beispiele für eigene Zubereitungen:
ACHTUNG! Folgende Angaben dienen der Vollständigkeit dieses Pflanzenportraits und sollen keine Anregung zum Ausprobieren darstellen!
Klassischer Giftlattich-Tee
- 1 EL der getrockneten Droge in 300 ml Wasser geben, zum kochen bringen und 10-20 Minuten leise köcheln lassen; dann abseihen schluckweise trinken; bei Bedarf 1-3 Tassen täglich
Klassische Giftlattich-Frischsaft-Anwendung
Frisches Giftlattichkraut man entsaften und den so gewonnenen Saft pur oder mit etwas Wasser vermischt einnehmen. Bisher gibt es keine pharmakologisch gesicherte Dosierungsangabe. Als Richtwert können 10 ml pro Tag genommen werden.
- Asthma
- Dysmenorrhoe
- Keuchhusten
- Reizhusten
- Schlaflosigkeit
- Unruhe und Erregbarkeit
bei Kindern
Klassisches Lactucarium
Gewinnung:
| Anwendung bei:
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Klassischer Giftlattich-Extrakt
Zubereitung
| Anwendung: Max. 3 x tgl. je 0,3 g bei
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[1] Eine Studie untersuchte die analgetische und sedative Aktivität in Giftlattich enthaltenem Lactucin und einigen laktucinähnlichen Guaianoliden. Getestet wurde an Mäusen. Die Verbindungen zeigten analgetische Wirkungen in Dosen von 15 und 30 mg / kg, welche mit der von Ibuprofen vergleichbar war! Beim so genannten Tail-Flick-Test war die analgetische Aktivität sogar doppelt so stark wie bei Ibuprofen! Wesołowska A, Nikiforuk A, Michalska K, Kisiel W, Chojnacka-Wójcik E: Analgesic and sedative activities of lactucin and some lactucin-like guaianolides in mice.; J Ethnopharmacol. 2006 Sep 19;107(2):254-8. Epub 2006 Mar 17.
[2] Für aus Wegwarte (C. intybus) isoliertes Lactucin und Lactucopicrin aus konnte in einer Studie Antimalaria-Wirkung nachgewiesen werden. Beide Substanzen kommen auch im Giftlattich vor. Folkloreberichte aus Afghanistan beschrieben die Verwendung von wässrigen Wurzelextrakten von Cichorium intybus (L.) gegen Malaria. Bewiesen wurde die Wirkung gegen den HB3-Klon des Stamms Honduras-1 von Plasmodium falciparum. Bischoff TA, Kelley CJ, Karchesy Y, Laurantos M, Nguyen-Dinh P, Arefi AG: Antimalarial activity of lactucin and lactucopicrin: sesquiterpene lactones isolated from Cichorium intybus L.; J Ethnopharmacol. 2004 Dec;95(2-3):455-7.
[3] Stojakowska A, Malarz J, Kisiel W, Kohlmuenzer S: Callus and hairy root cultures of Lactuca virosa.; Planta medica 1993, 59, 658
[4] Funke I, Siems WE, Schenk R, Melzig MF: Lactuca virosa L. and Lactucarium: A molecular-pharmacological essay of analgesic potency.; Freie Universität Berlin, Institute of Pharmacy Jan 2002
Recherche-Quellen:
- Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
- Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
- Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT-Verlag Aarau/ Schweiz 1998
Internetseiten:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gift-Lattich
- https://en.wikipedia.org/wiki/Lactuca_virosa
Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)
Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg