Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Der Große Wiesenknopf ist eine Heilpflanze des nördlichen Europa. Da er in Griechenland fehlt, war er auch den Heilkundigen der griechischen Antike unbekannt. Nördlich der Alpen jedoch war der Große Wiesenknopf ein beliebtes Kraut zum Stillen von Blutungen. Die Wurzel des Wiesenknopfes soll vom Hufschmied Karls V. sogar gegen Pferdespulwürmer eingesetzt worden sein. Besonders im Mittelalter stand der Große Wiesenknopf mit seiner adstringierenden und blutstillenden Kraft hoch im Kurs. Leider scheint er den Sprung in die Neuzeit verfehlt zu haben,  denn man findet ihn in immer weniger Heilpflanzenbüchern. Wer jedoch auf umfassende Kenntnisse über Heilpflanzen setzt, der sollte auch den Großen Wiesenknopf kennen…

Synonyme:
  • Becherblume, Bibernell, Blutknopf, Blutkraut, Gartenbibernelle, Ruhrkraut, Sperberkraut, Welsche Bibernelle
  • Pimpinella officinalis, Poterium officinalis, Sanguisorba major, S. polygama
Pflanzenfamilie:

  • Rosengewächse (Rosaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Sanguisorbae herba (Wiesenknopfkraut)
  • Sanguisorbae rhizoma et radix (Wiesenknopfwurzel)
Anwendung:
  • Asthma [4]
  • Blutungen*
  • Darmkatarrhe*
  • Hämorrhoiden*
  • Krebs, z.B. bei:
      Krebs im Mundbereich [2]
    • Brustkrebs [5]
  • Wunden und Geschwüre*
  • Blutungen*
  • Wunden*
  • Zahnfleischerkrankungen*
Wirkung:
  • Antibakteriell [3]
  • Blutreinigend**
  • Blutungsstillend (hämostyptisch)**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [1] [4]
  • Krebshemmend (antiproliferativ, apoptotisch) [2] [5]
  • Schmerzlindernd, mild (analgetisch)**
  • Tonisierend**
  • Zusammenziehend (adstringierend)**
Inhaltsstoffe:
  • Flavonoide, bes. Kämpferol und Quercetinglykoside
  • Gerbstoffe
  • Triterpenglykoside mit Pomolsäure
  • Betulin
  • Ursol-, Tormentin- und Chlorogensäure
  • Triterpenglykoside, u.a. Sanguisorbine A, B und E mit Urolsäure als Genin
  • Gerbstoffe
  • Gallocatechine
Dosierung:
  • Keine genormte Angabe
  • Keine genormte Angabe
Gegen-
anzeigen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Neben-
wirkungen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt
Wechsel-
wirkungen
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Großen Wiesenknopf/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Helicobacter pylori [3]

Beispiele für Präparate, in denen Großer Wiesenknopf vorkommt:

  • Derzeit keine bekannt 

Großen Wiesenknopf selber sammeln:  

Sammelorte:Ganz Eurasien
  • Wechselfeuchte Nass- und Moorwiesen
  • Pfeifengraswiesen
  • Sumpfdotterblumenwiesen
Sammelzeit:
  • Juli bis August
Sammelgut:
  • Wurzel
  • Kraut

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Klassischer Wiesenknopf-Tee bei Darmkatarrh und Durchfall

  • 2 Teelöffel der Droge mit 400 ml Wasser kalt ansetzen und 8 Stunden ziehen lassen; abseihen und schluckweise trinken.

JG Teemischung bei nervösen Herzbeschwerden und Herzklopfen 

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme:
  • 1 - 2 x täglich je eine Tasse trinken

JG Teemischung bei verlängerter Monatsblutung (Menorhagie)

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 1 - 2 x täglich je eine Tasse trinken
Florasole
Bild: © Schlierner – Fotolia.com

Klassische Wiesenknopf-Tinktur-Tinktur

  • Frisches Kraut und/ oder Wurzel des Großen Wiesenknopf zerkleinern, in ein verschließbares Gefäß geben und soweit mit 40%igem Doppelkorn oder Weingeist auffüllen, bis alle Teile bedeckt sind; Ansatz 2 – 6 Wochen ziehen lassen und ab und an schütteln; dann abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen

Diese Tinktur kann ersatzweise für den Tee eingenommen werden, z.B. wenn man unterwegs ist. Bei Bedarf in etwas Wasser einnehmen ( 3 x 10 – 20 Tropfen).

[1] Yang JH et al: Ethanol extracts of Sanguisorba officinalis L. suppress TNF-α/IFN-γ-induced pro-inflammatory chemokine production in HaCaT cells.; Phytomedicine. 2015 Dec 15;22(14):1262-8. doi: 10.1016/j.phymed.2015.09.006. Epub 2015 Nov 9. [PubMed]

[2] Ein Heißwasserextrakt von Sanguisorba officinalis zeigte in dieser Studie Wirkung Krebs im Mundbereich. Shin JA et al: Apoptotic effect of hot water extract of Sanguisorba officinalis L. in human oral cancer cells.; Oncol Lett. 2012 Sep;4(3):489-494. Epub 2012 Jun 8. [PubMed]

[3] Für eine Wiesenknopf-Tinktur mit 70%igem Alkohol wurde eie Wirkung gegen Helicobacter pylori nachgewiesen. Hyun-A Lee: Antibacterial Activity of Sanguisorba officinalis against Helicobacter pylori.; DOI: 10.5625/lar.2010.26.3.257;  [ResearchGate]

[4] Für einen ethanolischen Extrakt von S. officinalis konnte eine entzündungshemmende und Anti-asthmatische Wirkung nachgewiesen werden. Lee NH.: Anti-asthmatic effect of Sanguisorba officinalis L. and potential role of heme oxygenase-1 in an ovalbumin-induced murine asthma model.; Int J Mol Med. 2010 Aug;26(2):201-8. [PubMed]

[5] Wang Z1. et al.: Effect of Sanguisorba officinalis L on breast cancer growth and angiogenesis.; Expert Opin Ther Targets. 2012 Mar;16 Suppl 1:S79-89. doi: 10.1517/14728222.2011.642371. Epub 2012 Feb 9. [PubMed]

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/sanguisorba.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Wiesenknopf

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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