Meisterwurz (Peucedanum ostruthium)

Engelwurz alte Kloster-Heilpflanze
Bild: © hjschneider – Fotolia.com

Meisterwurz wird gern als die „Meisterin aller Heilwurzen“ bezeichnet. Sie ist eine Alpen-Pflanze und war daher den großen griechischen Ärzten der Antike nicht bekannt. In der Volksmedizin des Alpenraumes spielte sie dagegen schon immer eine sehr große Rolle. Er galt als eines der besten Mittel gegen Ansteckung und wurde für Mensch und Tier gleichermaßen verwendet.

Für Hildegard von Bingen und später auch für Paracelsus war Meisterwurz eines der besten Mittel, um den „inneren Alchemisten“, die Leber und die Entgiftung anzuregenden. Im Alpenraum sagte man über die Pflanze:  „Die Meisterwurz hilft dem Meister auf die Meisterin“, was dazu führte, dass Meisterwurz oft als „Ginseng des Westens“ bezeichnet wurde. 

Synonyme:
  • Astrantia, Kaiserwurz, Ostruz
  • Imperatoria struthium, Imperatoria ostruthium
Englischer Pflanzenname:
  • Masterwort
Pflanzenfamilie:
  • Doldenblütler (Apiaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Rad. Imperatoriae ostruthii (Meisterwurz-Wurzel)
Anwendung:
  • Appetitlosigkeit*
  • Blähungen*
  • Diurese*
  • Entgiftung (bei chron. Belastung mit Umweltgiften & Schwermetallen)*
  • Fieber [1]
  • Gicht*
  • Magenbeschwerden, die durch mangelnde Magensaftbildung verursacht werden*
  • Rheuma*
  • Tonika*
  • Verdauungsbeschwerden*
  • Verschleimung der Atemwege*
  • Völlegefühl*
    Im Alpenraum wurden auch die Meisterwurz-Blätter gegen eiternde und schlecht heilende Wunden eingesetzt. Verwendet wurden die leicht angestoßen Blätter als Wickel und Wundauflage.
Wirkung:
  • Antibakteriell**
  • Antioxidativ**
  • Appetitanregend (stomachisch)**
  • Beruhigend, mild (sedativ)**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [1] [2]
  • Fiebersenkend (antipyretisch) [1]
  • Harntreibend, mild (diuretisch)**
  • Immunmodulierend [2]
  • Kräftigend und stärkend**
  • Schleimlösend**
  • Tonisierend**
  • Verdauungsfördernd**
Inhaltsstoffe:
  • Ätherisches Öl (0,2 - 1,4 %) mit sehr hohem Anteil an Terpenen
  • Bitterstoffe (Osthin, Peucerin)
  • Furanocumarine (Imperatorin, Peucedanin, Isoimperatorin)
  • Gerbstoffe
  • Harze
  • Flavonoide
Dosierung:
  • Keine genormte Angabe
Gegenanzeigen
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
  • Gallensteine
Nebenwirkungen
  • Ähnlich wie bei Engelwurz können die enthaltenen Furanocumarine die Haut lichtempfindlicher machen (Photosensibilisierung). Daher kann es bei gleichzeitiger intensiver Einwirkung von UV-Licht (Sonnenstudio bzw. intensives Sonnenlicht) zu Hautentzündungen kommen.
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Beispiele für Präparate, in denen Meisterwurz vorkommt:

Phytotherapie:
  • Weleda Amara-Tropfen: Zur Verdauungsförderung
  • Ceres Im­pe­ra­to­ria Ø: Die Meis­ter­wurz hat ein wahr­haft kö­nig­li­ches Wesen. Sie sym­bo­li­siert Selbst­be­wusst­sein und die in­ne­re Ge­wiss­heit ihrer Exis­tenz­be­rech­ti­gung. Sie ist um­ge­ben von einer Aura von Glanz und Selbst­ver­ständ­lich­keit, so dass sie be­droh­li­che Ein­flüs­se mit Über­le­gen­heit ab­zu­wei­sen ver­mag. Men­schen, die aus Man­gel an in­ne­rer Si­cher­heit dazu nei­gen sich al­ler­lei schä­di­gen­den Ein­flüs­sen zu öff­nen, die immer wie­der in Zwangs­la­gen ge­ra­ten, kön­nen sich mit Hilfe die­ses Pflan­zen­we­sens ihrer Si­tua­ti­on bes­ser bewusst wer­den. Im­pe­ra­to­ria ist ein äus­serst po­ten­tes An­ti­dot gegen ver­schie­dens­te Gift­wir­kun­gen.
Sonstige:
  • Protectonic: Ganzheitliches Tonic - inspiriert durch die chinesische Kräuterkunde und Hildegard von Bingen. Stärkend, schützend, erdend

Meisterwurz selber sammeln:  

Sammelorte:Alpen und Voralpen
  • Bachufer
  • Feuchten Schutthalden
  • Gebirgswiesen
  • Steile Hänge, Kar- und Hochstaudenfluren
Sammelzeit:
  • März - April und September - Oktober
Sammelgut:
  • Wurzel

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Meisterwurz-Tee

  • 1 TL der Droge mit 250 ml heißem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen; abgießen und 2 – 4 x täglich je eine Tasse trinken

JG Teemischung zur „Entgiftung“

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen, abseihen
Einnahme
  • 3 - 5 x täglich je eine Tasse trinken

JG Teemischung zur Diurese und als Harndesinfiziens 

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 EL der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser aufsetzen
  2. Langsam zum Kochen bringen
  3. 5 Minuten köcheln lassen
  4. abseihen
Einnahme
  • 3 x täglich 1 Tasse trinken

Meisterwurz-Wein bei Fieber und „fieberartigen Erkrankungen“

Dieses Rezept geht auf Hildegard von Bingen zurück, die eine Meisterin der galenischen Säftelehre war. Diese Lehre bildete zur damaligen Zeit das Grundgerüst der Abendländischen Medizin und ging davon aus, dass die Elementeprinzipien Feuer, Wasser, Erde und Luft die Konstitution eines Menschen bestimmen. Auch die Heilmittel wurden nach diesen Prinzipien eingeteilt.
Hildegard von Bingen schrieb „Die Meisterwurz ist warm und taugt gegen Fieber“. Das folgende Rezept wurde von Hildegard nach galenischen Prinzipien erstellt und bei Fieber, Grippe und Lungenentzündung empfohlen.

  • 1 EL kleingeschnittene Meisterwurz-Wurzel im Mörser anstoßen, in eine Tasse geben und mit 125 ml Wein auffüllen, so dass die Wurzeln gut bedeckt sind; Wurzeln über Nacht quellen lassen; am nächsten Morgen nochmals 125 ml Wein zugeben, umrühren und abseihen; von diesem Meisterwurz-Wein mehrmals täglich 50 ml vor dem Essen einnehmen; bei leichtem Fieber drei Tage lang, bei schwerem Fieber fünf Tage lang

 Wichtig: Der Fieberwein sollte täglich frisch zubereitet werden. 

Quelle: Dr. Wighard Strehlow

Florasole
Bild: © Schlierner – Fotolia.com

Meisterwurz-Tinktur

Zubereitung:
  1. Meisterwurzwurzel zerkleinern
  2. In ein verschließbares Gefäß geben und
    im Verhältnis 1:5 mit 45%igem Alkohol
    auffüllen Ansatz 3 Wochen ziehen lassen
    (ab und an schütteln)
  3. Abseihen und die fertige Tinktur in
    dunkle Fläschchen abfüllen

Einnahme:
  • Bei Bedarf 3 x tgl. 10-20 Tropfen einnehmen
Einsatzgebiete:
  • Appetitlosigkeit
  • Blähungen
  • Entgiftung
  • Fieber [1]
  • Gicht
  • Magensäuremangel
  • Rheuma
  • Tonika
  • Verdauungsbeschwerden
  • Verschleimung der Atemwege
  • Völlegefühl

 

[1] Hiermann A, Schantl D.: Antiphlogistic and antipyretic activity of Peucedanum ostruthium.; Planta Med. 1998 Jun;64(5):400-3. [PubMed]

[2] Zimecki M, Artym J, Cisowski W, Mazol I, Włodarczyk M, Gleńsk M.: Immunomodulatory and anti-inflammatory activity of selected osthole derivatives.; Z Naturforsch C. 2009 May-Jun;64(5-6):361-8. [PubMed]

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/imperatoria.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Meisterwurz
  • www.awl.ch/heilpflanzen/peucedanum_ostruthium/meisterwurz.htm
  • www.st-hildegard.com/de/hildegard-medizin/heilmittel/122-meisterwurz-wein.html

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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