Waldmeister (Galium odoratum)

Waldmeister
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Waldmeister ist ein altes germanisches Würz- und Heilkraut. Die blutverdünnende und entzündungshemmende Wirkung des Waldmeister  war nach den langen und entbehrungsreichen Wintermonaten wie Balsam für den Körper, weshalb Waldmeister auch so gern als Bestandteil von Frühlingsgetränken genutzt wurde. Sicher nicht ohne Grund liefert die Natur nach der langen Winterzeit die passende „Medizin“, um den Körper wieder in Schwung zu bringen ;-)

Synonyme:
  • Echter Waldmeister, Duftlabkraut, Waldtee, Wohlriechendes Labkraut
  • Asperula matrissylva, A. odorate, Chlorostemma odorata, Galium matrisylva
Englischer Pflanzenname:
  • Sweetscented bedstraw
Pflanzenfamilie:
  • Rötegewächse (Rubiaceae)
Bezeichnung des Arzneimittels:
  • Galii odorati herba (Waldmeisterkraut
Anwendungsgebiete: 
  • Asthma (als Asthma-Zigarette in Verbindung mit Huflattich, Bilsenkraut & Stechapfel)*
  • Durchblutungsstörungen*
  • Hämorrhoiden*
  • Herzbeschwerden*
  • Kopf- und Leibschmerzen*
  • Lebererkrankungen*
  • Ödeme*
  • Schlaflosigkeit infolge Überarbeitung*
  • Unruhezustände*
  • Verbrennungen [1]
  • Venenerkrankungen*
Wirkungen:
  • Antibakteriell 2]
  • Antioxidativ [1] [2]
  • Beruhigend, mild (sedierend)**
  • Blutgerinnungshemmend**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Krampflösend, mild (spasmolytisch)**
  • Wundheilend [1]

    In älteren Quellen (z.B. aus dem 16. Jh.) wird Waldmeister dafür gerühmt, dass er eine entzündete Leber kühlen, sowie eine verstopfte Leber öffnen und reinigen kann. Auch bei Eiterungen der Leber soll Waldmeister helfen, wenn er als Pflaster aufgelegt wird. Waldmeister galt den Altvorderen auch als Heilpflanze, um die Milz zu stärken. Die Wirkungen sind, wenn auch von der modernen Wissenschaft bestritten, sicher auf die enthaltenen Cumarine zurückzuführen. Die blutverdünnende und entzündungshemmende Wirkung war nach den langen und entbehrungsreichen Wintermonaten wie Balsam für den Körper, weshalb Waldmeister auch so gern als Bestandteil von Frühlingsgetränken genutzt wurde. Sicher nicht ohne Grund liefert die Natur nach der langen Winterzeit die passende "Medizin", um den Körper wieder in Schwung zu bringen ;-)
Inhaltsstoffe: 
  • Cumarin (ca. 1 % in glykosidischer Verbindung, v.a.Melilotosid, aus welchem beim Welken Cumarin freigesetzt wird und den typischen Geruch entwickelt)
  • Iridoide (v.a. Asperulosid und Monotropein)
  • Gallussäuren
  • Kaffeesäure
  • p-Cumarsäure
  • p-Hydroxybenzoesäure
  • Vanillin
Dosierung: 
  • Tagesdosis: 2 TL (= 1,8 g) zum kalten Auszug
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • In therapeutichen Dosen nicht zu befürchten; bei höherer Gabe können akut Kopfschmerzen hervorgerufen werden (Da hepatotoxische Stoffwechselprodukte des Cumarins nur beim Tier entstehen, ist beim Menschen nicht von toxischen Langzeitschäden auszugehen)
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Waldmeister/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Candida albicans (Auszugsmittel Ethanol, in vitro) [2]
  • Escherichia coli (Auszugsmittel Ethanol, in vitro) [2]
  • Listeria monocytogenes (Auszugsmittel Ethanol, in vitro) [2]
  • Salmonella typhimurium (Auszugsmittel Ethanol, in vitro) [2]
  • Staphylococcus aureus (Auszugsmittel Ethanol, in vitro) [2]

Beispiele für Präparate, in denen Waldmeister vorkommt:

  • Keine bekannt

Waldmeister selber sammeln:  

Sammelorte:Europa, Teile Asiens und Nordafrika
  • Schattige Rotbuchenwälder
  • Eichen-Hainbuchenwälder
Sammelzeit:
  • April bis Juni
Sammelgut:
  • Kraut

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
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Klassischer Waldmeister-Kaltauszug 

  • 2 TL Droge mit 200 ml kaltem Wasser ansetzen und 8 Stunden ziehen lassen; abseihen und abends vor dem Schlafen trinken

Einsatz u.a. bei:

  • Hämorrhoiden
  • Leberstauung
  • Leibschmerzen
  • Schlaflosigkeit (direkt vor dem Schlaf getrunken)

Waldmeister-Schmerzpflaster bei Kopfschmerzen

  • Frisches Waldmeister-Kraut im Mörser anstoßen und auf die Stirn auflegen

Asthma-Zigarette 

Im ersten Jahrhundert verwendete Dioscurides Huflattich zum Räuchern. Er riet getrocknete Blätter und Wurzel der Pflanze zu verbrennen und den Rauch einzuatmen. Das Wissen um die Wirkung des eingeatmeten Huflattich-Rauches entwickelte sich später weiter und es entstand die so genannte “Asthmazigarette”.

Dazu wurden getrocknete Huflattichblätter mit den Blättern von Waldmeister gemischt und im Bedarfsfall als Zigarette geraucht. Noch wirksamer war eine Mischung mit Bilsenkraut oder Stechapfel (ca. 20 – 180 mg getrocknete Blätter). Da Bilsenkraut und Stechapfel von Person zu Person sehr unterschiedlich verkraftet werden und sich Halluzinationen einstellen können, ist die Anwendung verboten worden.

Für die Naturheilkunde ist das Verbot schade. Asthma hat viel damit zu tun, dass der Betroffene persönliche Anteile unterdrückt und sich nicht wagt auszuatmen. Gerade Bilsenkraut und Stechapfel haben als Nachtschattengewächse die Macht, die Dinge aus dem Schatten der Nacht zu führen, was das Gemüt auflockert.

Waldmeister in der Küche

Glas
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Waldmeister wird in unglaublicher Vielfalt in der Küche verwendet, z.Bsp. für Maibowle, Eis, Tortenguss, Likör…

Hier eine kleine Anregung:

Waldmeister-Tonic

  • 1 TL Frischen Waldmeister
  • 100 ml Tonic
  • 3-5 Eiswürfel
  • 1 TL Zitronen-Saft
  • Zucker oder SteviaBase

Waldmeister waschen, trocken tupfen und mit Zucker oder SteviaBase bestreuen und über Nacht stehen lassen; am nächsten Tag den Waldmeister-Zucker mit Tonic und Zitronensaft mischen und Eiswürfel in das Getränk geben…Fertig

 

[1] Für einen wässrigen Waldmeister-Extrakt konnte eine antioxidative Wirkung und Verbrennungswundheilungsaktivität bestätigt werden. Kahkeshani N, Farahanikia B, Mahdaviani P, Abdolghaffari A, Hassanzadeh G, Abdollahi M, Khanavi M: Antioxidant and burn healing potential of Galium odoratum extracts.; Res Pharm Sci. 2013 Jul;8(3):197-203.

[2] Vlase L, Mocan A, Hanganu D, Benedec D, Gheldiu A, Crisan G: Comparative study of polyphenolic content, antioxidant and antimivrobial activity of four galium species.; Digest Journal of Nanomaterials and Biostructures Vol. 9, No. 3, July – September 2014, p. 1085 – 1094

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/asperula.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Waldmeister
  • https:/en.wikipedia.org/wiki/Galium_odoratum
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/galii-odorati-herba-waldmeisterkraut.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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