Huflattich (Tussilago farfara)

Huflattich
Bild: © emer – Fotolia.com

Huflattich ist eines der potentesten Mittel gegen Husten und wird seit mehr als 2000 Jahren genutzt! Bereits sein Name Tussilago (lat. tussis = Husten) deutet darauf hin. Auch in der europäischen Heilkunde ist er seit Jahrhunderten gebräuchlich. Leider geriet er in die Mühlen neuzeitlicher Gesetze, was so manche selbsternannte Kräuterhexe verunsicherte. Aber nur Mut, denn Huflattich ist leicht zu handhaben und immer noch eines der besten Mittel gegen viele Formen von Husten….

Synonyme:
  • Ackerlattich, Brandtlattich, Brustlattich, Eschhuflattich, Feldlattich, Hitzeblätter, Lehmblätter, Märzblume, Ohmblätter, Pferdefuß, Sandblume, Tabakkraut
Pflanzenfamilie:
  • Korbblütler (Asteraceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Farfarae folium (Huflattichblätter)
  • ! Farfarae flos (Huflattichblüten) - Es wird nicht mehr empfohlen die Blüten zu verwenden, da diese einen hohen Pyrrolizidin-Gehalt (P.A.) aufweisen, was leberkanzerogen wirken kann.
Anwendung:
  • Bronchitis, chronische*
  • Emphysembronchitis*
  • Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut [1]
  • Heiserkeit [1]
  • Lungenleiden, chronische*
  • Magen-Darmreizungen*
  • Reizhusten [1]
  • Silikosen (1 Tasse Tee mit Honig noch im Bett getrunken erleichtert das morgendliche Abhusten)*
Wirkung:
  • Auswurffördernd (expektorierend)**
  • Bakteriostatisch**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Reizmildernd auf die Bronchialwege, Magen, Darm**
  • Sekretolytisch (Verflüssigung des Bronchialsekrets und die Ablösung des klebrigen Schleims von den Atemwegswänden)**
  • Tonisierend (durch die enthaltenen Bitterstoffe)**
Inhaltsstoffe:
  • Polysaccharide (ca. 8,2), davon
    • Inulin 30%
    • Schleimpolysaccharide (u.a. Arabinose, Galactose, Glucose, Uronsäuren, Xylose)
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe (0,05 %)
  • Flavonoide
  • Tussilagin
  • Pyrrolizidin-Alkaloide in Spuren (Die Blüten enthalten besonders viel P.A., weshalb ihre Verwendung derzeit nicht empfohlen wird!)
Dosierung:
  • 4,5 - 6 g Droge

Die Tagesdosis von Tee darf nicht mehr als 10 µg Pyrrolizidin-Alkaloide enthalten. (Extrakte und Frischpresspflanzensaft nicht mehr als 1 µg)
! Die Anwendung von Huflattich sollte sich auf einen Zeitraum von max. 2 x 2 - 3 Wochen pro Jahr beschränken!
Gegenanzeigen
  • Anwendung bei kleinen Kindern (Vorsichtsmaßnahme!); gilt nicht für P.A.-freie Zubereitungen
  • Schwangerschaft & Stillzeit
Nebenwirkungen
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Ayurvedische Eigenschaften:

Grundeigenschaft:Leicht
Geschmack: Scharf, zusammenziehend und süß
Energetische Wirkung:Kühlend
Wirkung auf die Doshas:V° P- K- Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Huflattich vorkommt:

Phytotherapie
  • Schoenenberger naturreiner Heilpflanzensaft Huflattich: Bei Bronchialkatarrh mit Husten und Heiserkeit; leichter Entzündungen der Mund- u. Rachenschleimhaut

Huflattich selber sammeln:

Standorte:

  • Trocken-warme Standorte auf durchlässigen Böden (auf Dämmen, in Steinbrüchen und an unbefestigten Wegen)
SammelgutSammelzeit
Blätter:
Mai
Blüten: März - April

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
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Huflattich-Tee gegen Husten (Grundrezept)

  • 1 TL Droge mit 200 ml heißem Wasser übergießen und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen; abgießen und 2 – 3 x täglich eine Tasse mit etwas Honig gesüßt trinken (! max. 4 – 6 Wochen / Jahr)

JG Auswurffördernder Tee (Expektorans) 

Zutaten:Zubereitung:
  1. 3 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 3 - 5 x tgl. je eine Tasse trinken

Frische Huflattichblätter

  • Frische Huflattichblätter können äußerlich als unterstützende Auflage zur Behandlung von Rippenfellentzündung, Gesichts- oder Gürtelrose und Entzündungen eingesetzt werden

Huflattich-Zigarette (u.a. gegen Asthma)

Im ersten Jahrhundert verwendete Dioscurides Huflattich zum Räuchern. Er riet getrocknete Blätter und Wurzel der Pflanze zu verbrennen und den Rauch einzuatmen. Das Wissen um die Wirkung des eingeatmeten Huflattich-Rauches entwickelte sich später weiter und es entstand die so genannte „Asthmazigarette“.

Dazu wurden getrocknete Huflattichblätter mit den Blättern von Waldmeister gemischt und im Bedarfsfall als Zigarette geraucht. Noch wirksamer war eine Mischung mit Bilsenkraut oder Stechapfel (ca. 20 – 180 mg getrocknete Blätter). Da Bilsenkraut und Stechapfel von Person zu Person sehr unterschiedlich verkraftet werden und sich Halluzinationen einstellen können, ist die Anwendung verboten worden.

Für die Naturheilkunde ist das Verbot schade. Asthma hat viel damit zu tun, dass der Betroffene persönliche Anteile unterdrückt und sich nicht wagt auszuatmen. Gerade Bilsenkraut und Stechapfel haben als Nachtschattengewächse die Macht, die Dinge aus dem Schatten der Nacht zu führen, was das Gemüt auflockert.

Flüssige Medizin in einer Flasche
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Huflattich-Erdkammer-Sirup 

Hier das Rezept

 

Huflattich in der Küche

Fotolia Küchenfee
Bild: © yamamen – Fotolia.com

Blätter und Blüten des Huflattich sind essbar und werden seit Jahrhunderten genutzt. Am besten schmecken ganz junge Blüten und Blätter. Leider gerät Huflattich wegen der immer wieder erwähnten Pyrrolizidin-Alkaloide immer mehr ins Abseits. Aus rechtlichen Gründen muss bei der heilkundlichen Beschreibung auf die Thematik eingegangen werden.

Folgendes soll aber auch erwähnt werden: Die Wiener PharmazeutinMag. Dr. Roxana Lebada fand heraus, dass die Huflattichpflanze nur dann Pyrrolizidin-Alkaloide entwickelt, wenn sie unter Stress steht, d.h. zu wenig Nährstoffe oder Wasser bekommet oder von Schädlingen angefressen wird.

Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er auch den kulinarischen Beitrag dieser Pflanze testen möchte. Wer auf Jahrhunderte währende Erfahrungen unserer Ahnen vertraut, der findet im Netz sicher einige Anregungen, wie sich Huflattich kulinarisch verenden lässt. Zu empfehlen sind in Bärlauch-Öl gebratene Huflattichblüten!

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 18.9.1986., Heftnummer: 173., ATC-Code: G02CX. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/bursae-pastoris-herba-hirtentaeschelkraut.htm

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • henriettes-herb.com/eclectic/madaus/tussilago.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Huflattich
  • www.awl.ch/heilpflanzen/capsella_bursa_pastoris/huflattich.htm
  • buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/farfarae-flos-huflattichblueten-farfarae-herba-huflattichkraut-farfarae-radix-huflattichwurzel.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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