Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum)

Bild: © Swapan / Fotolia

Bockshornklee ist eine besonders im Mittelmeerraum und Orient bekannte Pflanze. Er zählt zu den ältesten Arznei- und Kulturpflanzen! Rezepte über seine Nutzung bei Brandwunden sind bereits im antiken ägyptischen Papyrus Ebers zu finden. Die hippokratischen Ärzte empfahlen die Bockshornklee wegen seines hohen Schleimgehaltes gern bei Entzündungen und Geschwülsten der Haut. Da Bockshornklee den Blutzucker senken kann, wurde er aber auch gern bei Diabetes eingesetzt.
Später nahm Karl der Große den Bockshornklee in sein “Capitulare de villis” auf, wodurch die Pflanze auch nördlich der Alpen ihre Verbreitung fand. Auch die heilige Hildegard von Bingen nutzte die Droge und empfahl Bockshornklee gegen Fieber. 

Synonyme:
  • Kuhhornklee, Filigrazie, Griechisch-Heu, Hirschwundkraut, Methika, Philosophenklee, Rehkörner, Schöne Margreth, Siebenzeit(en), Siebengezeugsamen, Ziegenhorn
  • Buceras foenum-graecum, Foenum-graecum officinale, F.-g. sativum, Folliculigera graveolens, Telis foenum-graeca, Trigonella graeca, T. jemenensis
Englischer Pflanzenname:
  • Fenugreek
Pflanzenfamilie:
  • Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Bockshornkleesamen (Foenugraeci semen)
Anwendung:
  • Appetitlosigkeit [1] [18]
  • Diabetes, Begleittherapie [2] [6] [7] [8] [15]
  • Entzündung, lokale (als Breiumschlag) [1] [18], u.a.
    • Akne
    • Ekzeme
    • Furunkel
    • Geschwüre
    • Neurodermitis
  • Katarrhe der oberen Luftwege*
  • Laktagogum (Anregung der Milchbildung in der Stillzeit) [10]
Wirkung:
  • Antibabkteriell [16] [17]
  • Antioxidativ [11] [12] [13]
  • Appetitanregend, mild (stomachisch) [3]
  • Blutzuckersenkend [2] [6] [7] [8] [15]
  • Entzündungshemmend, mild (antiinflammatorisch) [9] [18] [19]
  • Fiebersenkend [19]
  • Hämoglobingehalt im Blut ↑*
  • Östrogenartig [14]
  • Sauerstoff-Aufnahmekapazität im Blut ↑*
  • Schleimlösend (sekretolytisch)**
  • Schmerzlindernd, mild [3] [19]
  • Verdauungfördernd**
  • Wassertreibend (aquaretisch)**
  • Wundheilungsfördernd**
Inhaltsstoffe:
  • Schleimstoffe (25-45 %), die Mannane darstellen;
    bei Hydrolyse entstehen daraus:
    • Mannose (70 %)
    • Galactose (28 %)
    • Xylose (2 %)
  • Proteine (25-30 %) mit hohem Gehalt an
    • Lysin
    • Tryptophan
  • Steroidsaponine, u.a.
    • Trigofoenoside A, B, C und D
  • Flavonoide (Quercetin, Rutin, Vitexin, Isovitexin)
  • Ätherisches Öl (Spuren)
  • Fette (5,5-7,5 %) [4] [5] u.a. mit:
    • Ölsäure (14%)
    • Linolensäure (25%)
    • Linolsäure (40%)
    • N-Acylethanolaminen (NAEs)
    • Oleamiden
  • Vitamine (Cholin, Vitamin A, B1, B2, C, Nicotinsäure und Niacin)
  • Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, Calcium, Zink, Mangan, Kupfer, Eisen)
Dosierung:
  • Tagesdosis bei Einnahme: 6 g; Zubereitungen entsprechend
  • Äußerliche Anwendung: 50 g gepulverte Droge für ¼ Liter Wasser
Gegenanzeigen:
  • Keine bekannt
Nebenwirkungen:
  • Bei wiederholter äußerer Anwendung können unerwünschte Hautreaktionen auftreten
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Bockshornklee/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Escheria coli [16]
  • Helicobacter pylori [17]
  • Malassezia furfur [16]

Malassezia furfur ist ein Hefepilz, der bei den meisten Erwachsenen Bestandteil der normalen Hautflora ist. Unter bestimmten Umständen kann er jedoch in seiner parasitären Form auftreten und gilt dann als Auslöser von Pityriasis versicolor, seborrhoischem Ekzem oder neonatalen zephalen Pustulose.
Ayurvedische Eigenschaften von Bockshornklee:
Grundeigenschaften:leicht und ölig
Geschmack:scharf und sekundär süß
Energetische Wirkung:Erhitzend
Wirkung auf die Doshas:Vata und Kapha werden vermindert. Pitta wird vermehrt.

V-, K-, P+

Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Bockshornklee vorkommt:

Phytotherapie:*
  • Dr. Pandalis TEUTO® SOG AUFLAGE: Pflanzliche Pulvermischung zur Bereitung einer saugenden Auflage bei Gelenkschwellungen nach Sport- oder anderen traumatischen Verletzungen
  • Dr. Pandalis TEUTO® WÄRME AUFLAGE: Pflanzliche Pulvermischung zur Bereitung einer wärmenden Auflage bei folgenden Beschwerden:
    • Verspannte, verkrampfte, verhärtete Gewebe (Hexenschuß, muskulärer Hartspann, verspannungsbedingter Kopfschmerz, HWS-, LWS-Syndrom)
    • Beschwerden des degenerativen rheumatischen Formenkreises
    • Begleittherapie bei Sinusitis und Bronchitis
Sonstige:*
  • Dr. Pandalis BOCKSHORNKLEE-KAPSELN: Enthält viel pflanzliches Niacin zur Stärkung der Haut-/Gesundheit
* Sonstige Präparate gelten nicht als Heilmittel. Ihre Anwendung ist daher getrennt von den Angaben in dieser Monografie zu betrachten!

Bockshornklee selber sammeln:

Sammelorte:
  • Bockshornklee wächst natürlich vom Mittelmeergebiet bis nach China und Indien.
  • Bevorzugt werden sonnige Lagen mit trockenem bis frischem, lehmigem Boden
Sammelzeit:
  • August bis September, wenn die Hülsen sich öffnen
Sammelgut:
  • Samen

Interessantes rund um Bockshornklee:

  • Der lateinische Name „Trigonella“ leitet sich von „trigonus“ (dreieckig) ab, womit  die Blüte mit ihren 3 Kronblättern gemeint ist. „Foenum-graecum“ bedeutet „griechisches Heu“, weil die Pflanze in Griechenland sehr verbreitet auf Wiesen vorkommt. Das deutsche Wort „Bockshornklee“ bezieht sich auf die Form der Früchte, welche Ziegenhörnern ähneln.
  • Es wird berichtet, dass die Philosophen der Antike die Samen zu kauen pflegten, was der Heilpflanze auch zum Beinamen „Philosophenklee“ einbrachte.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Klassischer Bockshornklee-Tee

  • 1 TL der Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und für 5 bis 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abgießen und kurmäßig 3 x täglich je eine Tasse für den Zeitraum von 3 bis 4 Wochen

Klassisches Bockshornklee-Kataplasma bei Hautentzündungen

Zutaten:Zubereitung:
  1. Bockshornklee in das Wasser geben
  2. Zum Kochen bringen
  3. 5 Minuten leicht köcheln
  4. Sud durch ein Tuch filtern und den warmen Bockshornklee-Brei im Tuch auffangen
Einnahme:
  • Bei Bedarf das Kataplasma 2 - 3 mal täglich anwenden
Anwendung bei:
  • Akne
  • Ekzeme
  • Furunkel
  • Geschwüre
  • Hautentzündungen
  • Neurodermitis

JG Teemischung Stilltee

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 EL der Mischung mit 250 ml Wasser ausetzen
  2. Zum Kochen bringen
  3. 5 Minuten köcheln lassen; abgießen
Einnahme
  • morgens und abends 1 Tasse warm trinken

Hildegard-Mischung bei Herden im Kopfbereich

Hildegard von Bingen setzen ein Gemisch aus Odermennig, Bockshornklee, Storchenschnabelkraut, Galgant und Schöllkraut erfolgreich bei chronischen Herden in den Nasenneben- und Stirnhöhlen ein. Festsitzender Schleim und chronische Entzündungen können genauso Ausdruck solcher Herde sein, wie Kopfschmerzen und Probleme mit der Halswirbelsäule.

Bewährt hat sich die Einnahme von Odermennig Kautabletten (Jura) über einen Zeitraum von 10 Tagen. Dazu morgens 10 Tabletten gleich morgens im Bett kauen. Nach 10 Tagen 3 x 2 Tabletten einnehmen. Bereits ab dem 3. Tag der Einnahme kann damit gerechnet werden, dass sich die Nebenhöhlen entleeren und ein Fließschnupfen einsetzt.

Hildegard von Bingen beschriebt die Herstellung der Kautabletten wie folgt:

” (Er soll) Odermennig und zweimal soviel Bockshornklee nehmen und in einem Mörser zerstoßen, den Saft ausdrücken und ferner Storchenschnabelkraut zerstoßen und von seinem Saft soviel dem des Odermennigs und des Bockshornklees hinzufügen, wie ein Obulus wiegt. Hierauf nehme er Galgant,…Storax … und Engelsüß …, stoße diese zu Pulver … und forme daraus Pillen von der Größe einer Bohne. Dann presse er Schöllkraut den Saft aus … ,tauche in diesen unter Umwenden eine Pille ein und lege sie an die Sonne … Denn die Wärme des Odermennigs und die Wärme des Galgants, die Kraft des Storax, die Wärme des Engelsüß und die des Schöllkrauts überwinden die kalte Säfte … und die Kälte des Bockshornklees und des Storchenschnabels treibt die Kräfte jener Säfte auseinander. Das Schöllkraut aber macht die Säfte im Menschen überfließen … so das sie leicht aus dem Menschen austreten können.”

 

[1] Monographie BGA/BfArM (Kommission E): POSITIV; Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 1.2.1990., Heftnummer: 22a., ATC-Code: A15.
https://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/foenugraeci-semen-bockshornsamen.htm

[2] Eine randomisierte, kontrollierte, parallele 3-Jahres-Studie untersuchte die Wirksamkeit von Bockshornklee bei der Prävention von Diabetes mellitus Typ 2/ Prädiabetes. Dazu wurde den Probanden 2 x täglich je 5 g Bockshornkleepulver vor den Mahlzeiten verabreicht. Das Fortschreiten des Typ-2-Diabetes mellitus wurde zu Beginn der Studie und alle 3 Monate für 3 Jahre überwacht. Es zeigte sich, dass Bockshornklee die Nüchtern-Plasmaglukose signifikant reduzierte. Die Kontrollgruppe hingegen hatte eine 4,2-mal höhere Wahrscheinlichkeit Diabetes zu entwickeln. Gaddam A, Galla C, Thummisetti S, Marikanty RK, Palanisamy UD, Rao PV: Role of Fenugreek in the prevention of type 2 diabetes mellitus in prediabetes.; J Diabetes Metab Disord. 2015 Oct 2;14:74. doi: 10.1186/s40200-015-0208-4. eCollection 2015.

[3] Kaviarasan S, Naik G, Gangabhagirathi R, Anuradha C, Priyadarsini K: In vitro studies on antiradical and antioxidant activities of fenugreek (Trigonella foenum graecum) seeds.; Food Chem. 2007;1:31–37.

[4] Sulieman AME, Ali AO, Hemavathy J: Lipid content and fatty acid composition of fenugreek (Trogonella foenum-graceum L.) seeds grown in Sudan.; Int. J. Food Sci. Technol. 2000;43:380–382.

[5] Chatterjee S, Variyar PS, Sharma A: Bioactive lipid constituents of fenugreek.; Food Chem. 2010;1:349–353

[6] Sharma RD, Raghuram TC, Rao NS:Effect of fenugreek seeds on blood glucose and serum lipids in type I diabetes.; Eur J Clin Nutr. 1990 Apr;44(4):301-6.

[7] Kassaian N, Azadbakht L, Forghani B, Amini M: Effect of fenugreek seeds on blood glucose and lipid profiles in type 2 diabetic patients.; Int J Vitam Nutr Res. 2009 Jan;79(1):34-9. doi: 10.1024/0300-9831.79.1.34.

[8] Neelakantan N, Narayanan M, de Souza RJ, van Dam RM: Effect of fenugreek (Trigonella foenum-graecum L.) intake on glycemia: a meta-analysis of clinical trials.; Nutr J. 2014 Jan 18;13:7. doi: 10.1186/1475-2891-13-7.

[9] Pundarikakshudu K, Shah DH, Panchal AH, Bhavsar GC: Anti-inflammatory activity of fenugreek (Trigonella foenum-graecum Linn) seed petroleum ether extract.; Indian J Pharmacol. 2016 Jul-Aug;48(4):441-444.

[10] Brüste sind modifizierte Schweißdrüsen und Bockshornklee kann die Schweißproduktion stimulieren, da er Hormonvorläufer enthält. Eine Studie zeigte, dass Bockshornklee die Milchversorgung stillender Mütter innerhalb von 24-72 Stunden nach der ersten Einnahme erhöhen kann. Snehlata HS, Payal DR: Fenugreek (Trigonella foenum-graecum L.): an overview.; Int. J. Curr. Pharm. Rev. Res., 2 (4) (2012), pp. 169-187

[11] Kaviarasan S, Naik GH, Gangabhagirathi R, Anuradha CV, Priyadarsini KI: In vitro studies on antiradical and antioxidant activity of (Trigonella foenum graecum) fenugreek seeds.; Food Chemistry. 2007;103:31–37.

[12] Kaviarasan S, Sundarapandiyan R, Anuradha CV: Protective action of fenugreek (Trigonella foenum graecum) seed polyphenols against alcohol-induced protein and lipid damage in rat liver.; Cell Biology and Toxicology. 2008;24(5):391–400. doi: 10.1007/s10565-007-9050-x.

[13] Thirunavukkarasu V, Anuradha CV, Viswanathan P: Protective effect of fenugreek (Trigonella foenum graecum) seeds in experimental ethanol toxicity.; Phytotherapy Research. 2003;17(7):737–743. doi: 10.1002/ptr.1198.

[14] Sreeja S, Anju VS, Sreeja S: In vitro estrogenic activities of fenugreek Trigonella foenum graecum seeds.; Indian J Med Res. 2010 Jun;131:814-9.

[15] Gupta A, Gupta R, Lal B: Effect of Trigonella foenum-graecum (fenugreek) seeds on glycaemic control and insulin resistance in type 2 diabetes mellitus: a double blind placebo controlled study.; J Assoc Physicians India. 2001 Nov;49:1057-61.

[16] Chandra R, Dwivedi V, Shivam K, Jha AK: Detection of antimicrobial activity of Oscimum sanctum (Tulsi) & Trigonella foenum graecum (Methi) against some selected bacterial & fungal strains.; Research Journal of Pharmaceutical, Biological and Chemical Sciences. 2011;2(4):809–813

[17] Moradi N, Moradi K: Physiological and pharmaceutical effects of fenugreek (Trigonella foenum graecum L.) as a multipurpose and valuable medicinal plant.; Global Journal of Medicinal Plant Research. 2013;1(2):199–206.

[18] EMA/HMPC/146220/2010, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Trigonella foenum-graecum L., semen

[19] Eine Studie an Mäusen belegte die Rolle des serotonergen Systems bei der analgetischen Wirkung von Bockshornklee-Extraktes und führte die Wahrscheinlichkeit für die Existenz anderer analgetischer Mechanismen ein. Es erwähnte die Ähnlichkeiten zwischen Bockshornkleeextrakt und nicht-steroidalen Entzündungshemmern und das Vorhandensein ihrer analgetischen, antifieberischen und entzündungshemmenden Wirkungen in Kombination

Parvizpour A, Ahmadiani A, Javan M, Kamalinejad M: A study on the site of antinociceptive effect of Trigonella foenum graecum (TFG) leaves extract in phasic and tonic models of pain.; Physiol Pharmacol. 2000;3(2):193–9. Persian

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
  • Zizmann, Peter A.: Pflanzliche Tinkturen und Extrakte erfolgreich Rezeptieren, Sonntag Verlag Stuttgart 1996

Internetseiten:

    • https://de.wikipedia.org/wiki/Bockshornklee
    • https://en.wikipedia.org/wiki/Fenugreek
    • http://flexikon.doccheck.com/de/Malassezia_furfur
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