Odermennig (Agrimonia eupatoria)

Odermennig wurde bereits in der Antike als Heilpflanze eingesetzt. Seine Heilkraft war der Pallas Athene geweiht, welche u.a. die Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes war. So verwundert es nicht, dass Odermennig ein starkes Heilkraut zur Wundheilung ist. Dioskurides sagte zum Odermennig: „Die Blätter, mit altem Schweinefett fein gestoßen und aufgelegt, heilen schwer vernarbende Geschwüre.“ Aber die Pflanze kann weit mehr. Odermennig ist eines der besten Mittel, um die Schleimhäute zu reinigen. Daher gehört er auf jeden Fall in die gut ausgestattete Kräuter-Apotheke.

Synonyme:
  • Kleiner Odermennig, Ackermennig, Griechisches Leberkraut, Heil aller Welt
  • Agrimonia adherens, A. adscendens, A. elata, A. lanata, A. nepalensis, A. officinalis, A. officinarum, A. parviflora, A. sororia, A. vulgaris, Amonia agrimonoides, Aremonia agrimonoides
Englischer Pflanzenname:
  • Common agrimony, church steeples, sticklewort
Pflanzenfamilie:
  • Rosengewächse (Rosaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Agrimoniae herba (Odermennigkraut)
Anwendung:
  • Ausleitung von sulzigem Schleim bei chron. Herden in den Nasenenebenhöhlen*
  • Diabetes zur unterstützenden Senkung des Blutzuckerspiegels*
  • Durchfallerkrankungen, leichte unspezifische [1]
  • Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut [1]
  • Hautentzündungen, leichte oberflächliche [1] [6]
  • Magen-Darm-Störungen [6]
  • Nieren- und Blasenleiden [6]
  • Radikalfänger [4]
Wirkung:
  • Antioxidativ [2] [4] [5] [6]
  • Antiviral [3]
  • Blutungsstillend, lokal (hämostyptisch)**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch) [2] [6]
  • Reinigend (purgierend) auf die Schleimhäute**
  • Stopfend**
  • Tonisierend [6]
  • Wundheilend [6]
  • Zusammenziehend (adstringierend) [1] [5]
Inhaltsstoffe:
  • Catechingerbstoffe (4 - 10 %)
  • Flavonoide, u.a. Luteolin, Apigenin, Quercetin, Käpferol
  • Phenolcarbonsäuren
  • Triterpene (Ursolsäure)
  • ß-sitosterol
Dosierung:
  • 3 - 6 g Droge
Gegenanzeigen:
  • (Verstopfung)
  • (Schwangerschaft in den ersten 3 Monaten)
Nebenwirkungen:
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Odermennig/ -zubereitungen wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Hepatitis-B-Virus [3]

Anwendung als Bachblüte:

Beispiele für Präparate, in denen Odermennig vorkommt: 

Homöopathie:
  • Metamarianum®B12 N
  • Odermennig selber sammeln:  

    Sammelorte:Heimisch fast in ganz Europa
    • Sonnige, trockene Standorte
    • Böschungen
    • Waldränder
    • Hänge
    • Ruderalstandorte
    Sammelzeit:
    • Juli bis September
    Sammelgut:
    • Blühendes Kraut

    Beispiele für eigene Zubereitungen:

    Tee oder Kaffee
    Bild: © Kanea – Fotolia.com

    JG Teemischung zur Leberstärkung

    Zutaten:Zubereitung:
    1. 1 TL der Mischung mit 200 ml heißem
      Wasser übergießen
    2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
    Einnahme
    • 3 – 4 x tgl. je eine Tasse trinken

    Hildegard-Mischung bei Herden im Kopfbereich

    Hildegard von Bingen setzen ein Gemisch aus Odermennig, Bockshornklee, Storchenschnabelkraut, Galgant und Schöllkraut erfolgreich bei chronischen Herden in den Nasenneben- und Stirnhöhlen ein. Festsitzender Schleim und chronische Entzündungen können genauso Ausdruck solcher Herde sein, wie Kopfschmerzen und Probleme mit der Halswirbelsäule.

    Bewährt hat sich die Einnahme von Odermennig Kautabletten (Jura) über einen Zeitraum von 10 Tagen. Dazu morgens 10 Tabletten gleich morgens im Bett kauen. Nach 10 Tagen 3 x 2 Tabletten einnehmen. Bereits ab dem 3. Tag der Einnahme kann damit gerechnet werden, dass sich die Nebenhöhlen entleeren und ein Fließschnupfen einsetzt.

    Hildegard von Bingen beschriebt die Herstellung der Kautabletten wie folgt:

    ” (Er soll) Odermennig und zweimal soviel Bockshornklee nehmen und in einem Mörser zerstoßen, den Saft ausdrücken und ferner Storchenschnabelkraut zerstoßen und von seinem Saft soviel dem des Odermennigs und des Bockshornklees hinzufügen, wie ein Obulus wiegt. Hierauf nehme er Galgant,…Storax … und Engelsüß …, stoße diese zu Pulver … und forme daraus Pillen von der Größe einer Bohne. Dann presse er Schöllkraut den Saft aus … ,tauche in diesen unter Umwenden eine Pille ein und lege sie an die Sonne … Denn die Wärme des Odermennigs und die Wärme des Galgants, die Kraft des Storax, die Wärme des Engelsüß und die des Schöllkrauts überwinden die kalte Säfte … und die Kälte des Bockshornklees und des Storchenschnabels treibt die Kräfte jener Säfte auseinander. Das Schöllkraut aber macht die Säfte im Menschen überfließen … so das sie leicht aus dem Menschen austreten können.”

    Florasole
    Bild: © Schlierner – Fotolia.com

    Klassische Odermennig-Tinktur 

    Zubereitung:
    1. Frisches Odermennigkraut zerkleinern
    2. In ein verschließbares Gefäß geben und
      im Verhältnis 1:5 mit 45%igem Alkohol
      auffüllen Ansatz 3 Wochen ziehen lassen
      (ab und an schütteln)
    3. Abseihen und die fertige Tinktur in
      dunkle Fläschchen abfüllen
    Einnahme:

    • Bei Bedarf 3 x tgl. 15 Tropfen in Wasser
      einnehmen oder für Waschungen und
      Wickel verwenden
    Anwendung bei:
    • Blasenkatarrh
    • Bronchitis
    • Harnwegsinfekte
    • Monatsblutung, starke
    • li>Wundbehandlung

    JG Tee zur Unterstützung bei Diabetes mellitus

    Zutaten:Zubereitung:
    1. 2 TL der Mischung mit 220 ml heißem
      Wasser übergießen
    2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
    Einnahme
    • 3 – 5 x tgl. je eine Tasse trinken

     

    [1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 13.3.1986., Heftnummer: 50., ATC-Code: A07XA.
    Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
    buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/agrimoniae-herba-odermennigkraut.htm

    [2] Ivanova D, Vankova D, Nashar M.: Agrimonia eupatoria tea consumption in relation to markers of inflammation, oxidative status and lipid metabolism in healthy subjects.; Arch Physiol Biochem. 2013 Feb;119(1):32-7. doi: 10.3109/13813455.2012.729844. Epub 2012 Oct 18.

    [3] Kwon DH et al: Inhibition of hepatitis B virus by an aqueous extract of Agrimonia eupatoria L.; Phytother Res. 2005 Apr;19(4):355-8.

    [4] Venskutonis PR, Skemaite M, Ragazinskiene O: Radical scavenging capacity of Agrimonia eupatoria and Agrimonia procera.; Fitoterapia. 2007 Feb;78(2):166-8. Epub 2006 Nov 14.

    [5] Kuczmannová A et al: Agrimonia eupatoria L. and Cynara cardunculus L. Water Infusions: Phenolic Profile and Comparison of Antioxidant Activities.; Molecules. 2015 Nov 18;20(11):20538-50. doi: 10.3390/molecules201119715.

    [6] Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Agrimonia eupatoria L., herba.; European Medicines Agency, 2014

    Recherche-Quellen:

    • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
    • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
    • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

    Internetseiten:

    • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/agrimonia.html
    • https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Odermennig
    • www.awl.ch/heilpflanzen/agrimonia_eupatoria/odermennig.htm

     

    Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

    Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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