Lein (Linum usitatissimum)

Gemeine Lein, auch Flachs genannt, ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Fast alle Teile der Pflanze lassen sich verwenden, was ihr Name „usitatissimum“(sehr nützlich) verdeutlicht. Da Leinsamen in der täglichen Ernährung einen wertvollen Beitrag leisten können, passt ein Zitat von Hippokrates besonders gut zu dieser Pflanze: „Lasst Eure Nahrungsmittel Eure Heilmittel sein und Eure Heilmittel Eure Nahrungsmittel“.

Synonyme:
  • Flachs, Flachssamen, Flachslinsen, Haarlinsen, Leinwanzen, Hornsamen
Englischer Pflanzenname:
  • Flax, common flax
Pflanzenfamilie:
  • Leingewächse (Linaceae)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Lini semen (Leinsamen)
Anwendung:
  • Diabates, (diätetisch) [2]
  • Divertikulitis, abklingende [1]
  • Divertikulose [1]
  • Durchfall (Diarhö)*
  • Furunkel (äußerliche Anwendung) [1]
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)*
  • Nasennebenhöhlen-Entzündung*
  • Reizdarm (Colon iritable) [1]
  • Schleimhautschutz bei Sodbrennen, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür*
  • Verstopfung (Obstipation) [1]
Wirkung:
  • Peristaltikanregend**
  • Reizmildernd**
  • Säurepuffernd**
  • Schleimhautschützend (Leinsamen-Schleim überzieht die Schleimhäute mit einem schützenden Film und nährt die Darmflora) [1]
  • Stuhlregulierend (Die in den Leinsamen enthaltenen Polysaccharide können viel Wasser aufnehmen. Dabei kann es zu einer 4 - 8-fachen Volumenzunahme kommen. Im Darm kann dieses Aufquellen einen Dehnungsreflex auf die Darmwand auslösen. Dadurch wird die Darmbewegung stimuliert. Bei Durchfall können die Leinsamen überschüssige Flüssigkeit und Bakterientoxine binden.) [1]
Inhaltsstoffe:
  • Schleime (3 - 10 %, besonders in den Samenschalen)
  • Ballaststoffe (25%)
  • Fettes Öl (30 - 40 %) mit folgenden Inhaltsstoffen
    FettsäurenPalmitinsäure4 - 6 %
    Stearinsäure2 - 3 %
    Ölsäure und Isomere10 - 22 %
    Linolsäure und Isomere12 - 18 %
    Alpha-Linolensäure und Isomere (= Omega-3-Fettsäuren)56 - 71 %
    DavonGesättigte FettsäurenCa. 8 %
    Einfach ungesättigte Fettsäuren Ca. 15 %
    Mehrfach ungesättigte FettsäurenCa. 70 %
    VitamineE, KCa. 5 g auf 100 ml Leinöl
    Lecithin
    Lignane
    Spurenelemente und Mineralstoffeu.a. Kalium, Eisen, Magnesium, Kalzium, Kupfer, Zink, Jod, Natrium In Summe ca. 5 mg auf 100 ml Leinöl
  • Proteine (ca. 25 %)
  • Aminosäuren (z.B. Linatin)
  • Sterole
  • Triterpene
  • Cyanogene Glykoside (1,5 %)
Dosierung:Innerlich:
  • 2 - 3 x täglich 1 EL (unzerkleinert) zusammen mit 150 ml Wasser einnehmen
  • 2 - 3 EL zerschroteter oder zerkleinerter Leinsamen zur Zubereitung eines Leinsamenschleims
Äußerlich:
  • 30 - 50 g Leinsamenmehl als feucht-heißes Kataplasma oder feucht-heiße Kompresse
Gegenanzeigen
  • Darmverschluss
  • Darmtumore
  • Strikturen
Nebenwirkungen
  • Leinsamen enthalten Linatin, welches als Antagonist zu Vitamin B6 (Pyridoxin) gilt. Werden Leinsamen in zu hohem Maß konsumiert, kann es zu Vitamin B6-Mangel kommen, was zu Wachstumsdefizieten und Krämpfen führen kann.
Wechselwirkungen
  • Leinsamen können, wie jedes Mucilaginosum, die Resorption von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten hemmen. Daher sollte bei der Verwendung von Leinsamen Medikamente erst 30 – 60 Minuten später eingenommen werden.

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Ayurvedische Eigenschaften:

Grundeigenschaften:Ölig, schwer und schleimig
Geschmack:Süß und bitter
Energetische Wirkung:Erhitzend
Wirkung auf die Doshas:V- P+ K+ Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Lein vorkommt:

Phytotherapie
  • Linusit Darmaktiv: Zur Anregung einer normalen Darmaktivität

Lein selber sammeln: 

Sammelorte:
  • Da der Öl-Lein eine alte Kulturpflanze ist, kommt er kaum wild oder verwildert vor. Wer Leinsamen selbst ernten möchte, sollte ihn daher anbauen bzw. ein kleines Beet im Garten anlegen. Der Anbau an sich ist recht unkompliziert, die Gewinnung der Samen stellt schon eine größere Herausforderung dar.
Sammelzeit:
  • Etwa 120 Tage nach der Aussaat
Sammelgut:
  • Samen

Interessantes über Lein:

Beispiele für eigene Zubereitungen:

 Leinsamen-Tee (Grundrezept)

  • 2 – 3 EL (ganz oder angebrochen) in 200 ml Wasser 1 – 2 Stunden einweichen; dann abgießen und den Schleim schluckweise trinken; 3 x täglich 1 Tasse (immer frisch zubereiten, da die Schleimstoffe schnell verkeimen)

JG Teemischung bei Blasenhalsentzündung

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 EL der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser aufsetzen
  2. Langsam zum Kochen bringen
  3. 5 Minuten köcheln lassen
  4. abseihen
Einnahme
  • 3 x täglich 1 Tasse trinken

JG Teemischung zur Magenstärkung

Zutaten:
Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 200 ml kochendem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen; absieben
Einnahme
  • 3 x täglich je eine Tasse vor dem Essen trinken

Klassische Leinsamenauflage gegen Furunkel

  • 150 g gemahlene Leinsamen mit 500 ml Kamillentee zu einem dicken Brei kochen; portionsweise je nach Bedarf in Leinsäckchen (oder leere Einmalteebeutel) füllen; noch warm auf die betroffene Stelle legen, warm einwickeln (Wolltuch) und 30 Minuten einwirken lassen; Anwendung stündlich wiederholen

Klassische Leinsamen-Auflage bei Nasennebenhöhlen-Entzündung

  1. 600 ml Wasser zum Kochen bringen
  2. 3 Tassen Leinsamen in das kochende Wasser einrühren und kurz aufwallen lassen; dann vom Herd nehmen
  3. Brei kräftig durchrühren
  4. 1 EL von der zähen Masse auf ein Taschentuch (oder ein Stück Küchenrolle) geben und so verpacken, dass der Brei auf einer Seite nur eine Lage hat
  5. Auf die betroffene Stelle auflegen und 30 Minuten einwirken lassen

Es lohnt sich gleich mehrere solcher Packs vorzubereiten und zwischen 2 Wärmflaschen zu legen, damit sie warm gehalten werden. So kann man im Bett liegend mehrere Anwendungen hintereinander vornehmen.

Leinsamen in der Küche

Melonencocktail
Bild: © G. Flick

Sahnige Melonen-Creme mit Erdbeerminze

Eine leckere Kombination aus Melone und Leinsamen. Hier das Rezept

 

[1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 5.12.1984., Heftnummer: 228., ATC-Code: A06AC. Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/lini-semen-leinsamen.htm

[2] Leinsamen (FS) ist ein funktionelles Lebensmittel, das reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien und ist arm an Kohlenhydraten. In Untersuchungsstudien wurde Lein in Rezepturen integriert, was zu einer Verringerung des glykämischen Index der Nahrungsmittel führte. Mani UV, Mani I, Biswas M, Kumar SN.: An open-label study on the effect of flax seed powder (Linum usitatissimum) supplementation in the management of diabetes mellitus.; J Diet Suppl. 2011 Sep;8(3):257-65. doi: 10.3109/19390211.2011.593615. Epub 2011 Jul 15. [PubMed]

 

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007

Internetseiten:

  • henriettes-herb.com/eclectic/madaus/linum.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Lein
  • www.awl.ch/heilpflanzen/linum_usitatissimum/lein.htm

 

Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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