Birke (Betula pendula)

Die Birke wird schon seit Jahrtausenden als Kult- und Heilpflanze verehrt. Wahrscheinlich kannte man sie schon in der Urheimat der Indogermanen, denn ihr Name kommt sowohl im Sanskrit vor, als auch bei germanischen und slawischen Völkern. Da Birken nach der Eiszeit in Europa zu den ersten Bäumen zählten, sind die hiesigen Kulturen sehr engt mit diesem Baum verbunden. Die Birke steht fast überall für das Frühjahr, den Neubeginn und das Weibliche.

Bei den Kelten galt die Birke als starker Lichtbaum, der das Wissen um das Wesentliche in sich birgt. Daher weihten die Kelten den 24. Juni der Birke. Es ist der dritte Tag nach der Sommersonnenwende. Interessant ist die Parallele zum Christentum, wo Weihnachten auf den dritten Tag nach der Winter-Sonnenwende fällt. 

Synonyme:
  • Hängebirke, Harzbirke, Rauhbirke, Sandbirke, Weißbirke
  • Betula alba, B. lobulata, B. odorata, B. rhombifolia, B. verrucosa
Pflanzenfamilie:
  • Birkengewächse (Betulaceae)

Anwendungsgebiete: 

Anwendungsgebiete: Wirkung:
Betulae folium (Birkenblätter)
  • Blutreinigung*
  • Durchspülungstherapie bei bakteriellen & entzündlichen Infektionen der ableitenden Harnwege [1]
  • Gicht (Frühjahrskur)*
  • Haarausfall & Schuppenbildung (äußerlich)*
  • Hautausschlag (äußerlich)*
  • Nierengrieß [1]
  • Nieren- und Blasensteine*
  • Rheuma (Frühjahrskur)*
  • Rheumatoide Arthritis [4]
  • Antiproliferativ auf aktivierte T-Lymphozyten [4]
  • Aquaretisch [6]
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Magenschützend (gastroprotektiv) [2]
  • Nierenfunktionsanregend**
Betulae cortex (Birkenrinde)
  • Hauterkrankungen (u.a. Ekzeme, Psoriasis, Dermatosen, trockene Flechten)*
  • Wassersucht*
  • Parasitenbefall*
  • Fußschweiß*
Aus Birkenrinde kann Birkenteer (Pix Betulinae) gewonnen werden. Dieser wird u.a. angewendet bei:
  • Hauterkrankungen (Ekzeme, Psoriasis, Flechten, Dermatosen)
  • Parasitenbefall (äußerlich)
  • Antiviral**
  • Entzündungshemmend, stark! (antiphlogistisch)**
  • Immunregulierend [5]
  • Tumorhemmend [3]
Betulae succus (Birken-Saft)
  • Blutreinigung*
  • Frühjahrskur*
  • Haarausfall
  • Hauterkrankungen*
  • Antimikrobiell**
  • Entzündungshemmend, leicht (antiphlogistisch)**
  • Schmerzstillend (analgetisch)**
Birkenknospen (Betulae gemmae)
  • Desensibilisierung bei Birkenpollen-Allergie*
  • Erkältung*
  • Fieber*
  • Gelenkschmerzen*
  • Husten
  • Wundheilung*
  • Antibakteriell, mild**
  • Entzündungshemmend (antiphlogistisch)**
  • Immunstimmulierend**
  • Schweißtreibend**
  • Wundheilungsfördernd**

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Ayurvedische Eigenschaften
Grundeigenschaft: ---
Geschmack: Bitter und scharf
Energetische Wirkung:kühlend
Wirkung auf die Doshas:V+ P- K-

Die Verdauungswirkung ist scharf.

Inhaltsstoffe: 

Birken-Blätter
  • Flavonoide, u.a. Hyperosid, Avicularin, Quercitrin (ca. 3%)
  • Proanthocyanidine
  • Triterpene
  • Monoterpenglucoside
  • Phenolcarbonsäuren, u.a. Kaffee- u. Chlorogensäure
  • Ätherisches Öl (ca. 0,1 %)
  • Ascorbinsäure (bis 0,5 %)
  • Mineralische Bestandteile, u.a. Kaliumtartrat und Calciumoxalat (ca. 4%)
Birken-Rinde
  • Gerbstoffe (4-15% Proanthocyanidine)
  • Leucoanthocyanidine
  • Triterpene, u.a. Betulin, Betulinsäure, Lupeol
  • Phenolcarbonsäuren
  • Ätherisches Öl (Spuren)
Birkenteer
  • Aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, u.a. Guajacol, Kresol, Brenzcatechin, Phenol
  • Behensäure
  • Pyrogalloldimethylether-Derivate
Birken-Saft
  • Zucker (Glucose, Fructose, Arabinose) ca. 1%
  • Freie Säuren (Zitronen- u. Apfelsäure) ca. 0,02%
  • Mineralien (Kalium, Magnesium- und Calciumsalze)
  • Aminosäuren (Alanin, Leucin, Glycin, Glutaminsäure, Citrullin)

Dosierung:

  • 6 – 10 g Droge
Gegenanzeigen
  • Ödeme infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit
  • Nebenwirkungen
  • Kurzfristige Kontaktallergie bei Pollenallergikern möglich
  • Wechselwirkungen
  • Keine bekannt
  • Beispiele für Präparate, in denen Birke vorkommt:

    Phytotherapie
    • Cystinol Dragees: Bei Beschwerden durch Blasenentzündung und Reizblase
    • Canephron® N: Bei Beschwerden durch Blasenentzündung und Reizblase
    • Weleda Birkenkohle Hartkapseln: Bei akuten Verdauungsstörungen mit Blähungen, Darmspasmen und Durchfall

    Birke selber sammeln: 

    Sammelorte:Die Sand- oder Weißbirke kommt in ganz Europa und den gemäßigten Zonen Asiens bis etw 65° nördlicher Breits vor.
    • Wald, Waldrand
    • Park- und Gartenanlagen...
    Sammelzeit und Sammelzeit:
    • Blätter: Mai - Juni
    • Rinde: März - April und Oktober - November
    • Birkensaft: Mitte März bis Mai
    • Knospen: Ende Mai (im so genannten "Mausohrstadium"

    Birkensaft gewinnen:

    Der Birkenstamm kann dazu mit einem kleinen Bohrer angebohrt werden. Es genügt durch die Rinde knapp zu durchbohren. In das entstandene Loch setzt man einen Röhrchen (z.B. einen dicken Strohhalm) ein und passt ggf. die Länge an. Darunter stellt man einen Sammelbehälter, um den Saft auffangen zu können (zwischen 1 – 5 Litern am Tag). Um Verunreinigungen zu verhindern kann man das Sammelgefäß mit Folie abdecken und das Rohr direkt durch die Folie führen.

    Interessantes rund um die Birke:

    • Auch das Holz der Birke wird zu Heilzwecken genutzt. Meist wird es in Form von Birkenasche angewendet. Diese ist stark basisch und wird u.a. gegen ungewollter Bartwuchs (bes. bei Damen) angewendet.
    • Wie viele andere Pflanzen, so wurde auch die Birke früher gern als Schutz- und Zauberpflanze benutzt und dem entsprechend Planeten, Sternzeichen und Göttern zugeordnet:
    Planet:
    • Venus
    Element:
    • Wasser
    Götter/ Magische Kraft bei alten Kulturen:
    • Die Birke galt als Hüter der Schwelle, als Baum des Übergangs, der Reinigung und des Neuanfangs. Dem entsprechend war die Birke, bei den Kelten Beith genannt, der Göttin Cerridwen geweiht.

    Beispiele für eigene Zubereitungen:

    Tee oder Kaffee
    Bild: © Kanea – Fotolia.com

    Klassischer Birkenblätter-Tee 

    •  1 TL Droge mit 200 ml heißem Wasser übergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abgießen

    Anwendung:

    • Mehrmals täglich 1 Tasse trinken (bis zu einer Gesamtmenge von 1 Liter) oder äußerlich für Waschungen und Umschläge verwenden

    Einsatzgebiete:

    • Blutreinigung
    • Durchspülungstherapie bei bakteriellen & entzündlichen Infektionen der ableitenden Harnwege
    • Frühjahrskur
    • Gicht
    • Hautausschlag (äußerlich)
    • Kopfschuppen (äußerlich)
    • Nierenanregung
    • Nierengrieß
    • Nieren- und Blasensteine
    • Rheuma
    • Rheumatoide Arthritis

    JG-Teemischung bei chronischer Nephritis

    Zutaten:Zubereitung:
    • 1 EL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser aufgießen;
      zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen, dann abgießen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    JG Teemischung No 1 bei Nieren- und Blasensteinen

    Zutaten:Zubereitung:
    • 2 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser aufgießen;
      zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    JG Teemischung No 2 bei Nieren- und Blasensteinen:

    Zutaten:Zubereitung:
    • 2 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser aufgießen;
      zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    JG Teemischung zur Diurese und als Harndesinfiziens 

    Zutaten:Zubereitung:
    1. 1 EL der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser aufsetzen
    2. Langsam zum Kochen bringen
    3. 5 Minuten köcheln lassen
    4. abseihen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    JG Teemischung bei Blasenhalsentzündung

    Zutaten:Zubereitung:
    1. 1 EL der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser aufsetzen
    2. Langsam zum Kochen bringen
    3. 5 Minuten köcheln lassen
    4. abseihen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    JG Frühjahrskur – Teemischung

    Zutaten:Zubereitung:
    • 2 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser aufgießen;
      zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
    Einnahme
    • 3 x täglich 1 Tasse trinken

    Tinktur aus Birkenknospen

    Zutaten:
    • Frische Birkenknospen
    • Alkohol, 40%ig
    Einsatz bei:
    • Erkältung
    • Fieber
    • Husten
    • Wundheilung
    Zubereitung:
    1. Frische Birkenknospen in ein Schraubglas geben
    2. Soweit mit Alkohol auffüllen, dass die Knospen bedeckt sind
    3. 4 Wochen ziehen lassen (ab und an schütteln)
    4. Abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen
    Einnahme
    • Im Bedarfsfall 3 x tgl. 20 Tropfen einnehmen (Für die Wundbehandlung 1: 10 mit Wasser verdünnen)

    Birkenknospen-Öl

    Zutaten:
    • Frische Birkenknospen
    • Mandel- oder Olivenöl
    Einsatz bei:
    • Gelenkschmerzen
    Zubereitung:
    1. Birkenknospen in ein Schraubglas geben
    2. Mit Mandel-oder Olivenöl auffüllen, bis die Knospen bedeckt sind
    3. 4 Wochen ziehen lassen (ab und an schütteln)
    4. Nach Ablauf der Zeit abseihen
    5. Das fertige Öl in dunkle Fläschchen abfüllen
    Anwendung
    • Im Bedarfsfall die betroffenen Gelenke mit dem Öl einreiben

    Birkenrinden-Tinktur

    Zubereitung:

    1. Birkenrinde kleinschneiden und im Mörser anstoßen
    2. In ein verschließbares Gefäß geben und im Verhältnis 1: 5 mit 95%igem Alkohol auffüllen, bis alle Teile bedeckt sind
    3. Ansatz 14 Tage ziehen lassen und ab und an schütteln
    4. Nach Ablauf der Zeit die Birkenrinde herausfiltern und gut ausdrücken; den Alkohol auffangen und verschlossen beiseite stellen
    5. Die herausgefilterte Birkenrinden im Verhältnis 1:20 mit Wasser aufsetzen
    6. Unter kleiner Flamme das Wasser erhitzen und so lange köcheln lassen, bis das Wasser auf die Hälfte reduziert ist
    7. Birkenrinde abseihen
    8. Den Decoct auffangen und abkühlen lassen
    9. Mit dem zuvor beiseite gestellten Alkohol vermischen
    10. Die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen und gut veschlossen und kühl lagern

    Anwendung:

    • 2-4 ml täglich einnehmen oder mit Wasser verdünnt für Umschläge und Waschungen verwenden

    Birkensaft

    • Der Frisch vom Stamm gezapfte Birkensaft sollte unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden. Da er viel Zucker enthält geht er nach spätestens 4 Tagen in Gärung über. Möchte man dies verhindern, lohnt das portionsweise Einfrieren des Birkensaftes oder die Konservierung mit Alkohol. Das konservierte Birkenwasser sollte dabei einen Alkoholgehalt von mind. 20% haben. Möglich sind also z.Bsp. folgende Mischungen:
      • 75 Teile Birkenwasser mit 20 Teilen 95%igem Alkohol
      • 1 Teil Birkenwasser mit 1 Teil 40%igem Alkohol

    Anwendung:

    • Als Frühjahrs-Kur zur Entschlackung: 3 x täglich 1 EL; dann eine Woche pausieren und erneut Einnahme für 3 Wochen
    • Als Haarwasser oder Badezusatz (den Frischen Saft ohne Alkohol-Konservierung)

    Birke in der Küche

    Fotolia Küchenfee
    Bild: © yamamen – Fotolia.com

    Junge Birkenblätter können als Bereicherung in Frühlingssalat gegessen werden.

     

    [1] Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 13.3.1986., Heftnummer: 50., ATC-Code: G04AF.
    Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
    buecher.heilpflanzen-welt/BGA-Kommission-E-Monographien/betulae-folium-birkenblaetter.htm

    [2] Germanò M.P. et al: Betula pendula Roth leaves: gastroprotective effects of an HPLC-fingerprinted methanolic extract.; Nat Prod Res. 2013;27(17):1569-75.
    https:///www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23163340

    [3] Yamaguchi C. et al: Cancer chemopreventive activity of oleanane-type triterpenoids from the stem bark of Betula ermanii.; Chem Biodivers. 2009 Jul;6(7):1093-100.
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19623559

    [4] Gründemann C. et al: An aqueous birch leaf extract of Betula pendula inhibits the growth and cell division of inflammatory lymphocytes.; J Ethnopharmacol. 2011 Jul 14;136(3):444-51. ; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21619918

    [5] Freysdottir J. et al: Ethanol extract from birch bark (Betula pubescens) suppresses human dendritic cell mediated Th1 responses and directs it towards a Th17 regulatory response in vitro.; Immunol Lett. 2011 Apr 30;136(1):90-6.
    https://www. ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21237202

    [6] European Medicines Agency Evaluation of Medicines for Human Use: Assessment report for herbal substance(s), herbal preparation(s) or combinations thereof with traditional use, Betula pendula Roth; Betula pubescens Ehrh., folium; European Medicines Agency, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 2009
    www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_HMPC_assessment_report/2010/01/WC500069013.pdf

     

    Recherche-Quellen:

    • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
    • Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium, Die Sanduhr, Fachverlag für altes Wissen, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
    • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006

    Internetseiten:

    • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/betula.html
    • https://de.wikipedia.org/wiki/Hänge-Birke

     

    Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

    Atlaspraxis Flick Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

     

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