Wacholder (Juniperus communis)

Wie viele immergrüne Gewächse, so hatte auch der Wacholder für unsere Ahnen stark lebenserhaltende Kräfte. Deutlich wird das im althochdeutschen Namen des Wacholder: „Wechelder“ bwz. „Wechalter“, was so viel wie „lebensfrischer“ oder „Wachhalter“ bedeutet. Bei den Germanen und Kelten wurde Wacholder u.a. bei Magenbeschwerden, gegen Würmer und Parasiten im Darmbereich, bei Leber- und Nierenbeschwerden eingesetzt. Auch den Heilkundigen der griechischen Antike war Wacholder bekannt. Dioskurides empfahl die Beeren bei Brustleiden, Husten, Leibschmerzen und Bisswunden. Über alle Zeitalter und Kulturen hinweg wurde Wacholder auch für reinigende Räucherungen benutzt. Richtig eingesetzt kann Wacholder auch heute noch viel zur Heilkunde beitragen.

Synonyme:
  • Wechalter, Wechelder
Englischer Pflanzenname:
  • Common juniper
Pflanzenfamilie:
  • Cupressaceae (Zypressengewächse)
Bezeichnung des
Arzneimittels:
  • Juniperi fructus
    (getrocknete, reife Beerenzapfen)
  • Juniperi aetheroleum (Wacholderbeeröl)
Anwendung:
  • Dyspeptische Beschwerden (Verdauungsförderung, Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen) [1]
  • Erkrankungen der ableitenden Harnwege (Durchspülungstherapie)*
  • "Frühjahrskur"*
  • Menstruationsförderung*
  • Rheumatische Erkrankungen (Badezusatz)
  • Enterokolitis
  • Fastenkuren
  • Gallensteine*
  • Leberinsuffizienz*
  • Pankreasinsuffizienz*
Wirkung:
  • Antidiabetisch, mild**
  • Antiexsudativ, mild
    (hemmt den Austritts von Flüssigkeit
    aus den Gefäßen bei Entzündungen / Exsudation)**
  • Antioxidativ
    (→ Liste der antioxidativ wirksamen Gewürze)
  • Antioxidativ [6]
  • Antiviral, mild
  • Blutdrucksenkend (hypotensiv)**
  • Blutzuckersenkend
    (antidiabetisch) [7]
  • Entkrampfend (spasmolytisch)**
  • Entzündungshemmend
    (antiinflammatorisch) [5]
  • Harntreibend (aquaretisch) = Erhöhung der Harnmenge ohne Verlust an Natriumionen ausgelöst durch eine Reizung des Nierenparenchyms und die dadurch ausgelöste vermehrte Durchblutung**
  • Leberschützend (hepatoprotektiv) [4]
  • Schmerzhemmend (analgetisch) [8]
  • Sekretionsfördernd**
  • Antibakteriell [9]
  • Antimykotisch [2] [10]
  • Antioxidativ [3]
  • Cholesterinsenkend [11]
  • Harntreibend (aquaretisch)**
  • Pankreas-stimulierend**
  • Steinauflösend (litholytisch) auf Gallensteine & Nierensteine**
Inhaltsstoffe:
  • Ätherisches Öl
  • Flavonglykoside
  • Gerbstoffe
  • Zucker...
  • Monoterpene, u.a.
    • α-Pinen (ca. 40 %)
    • Sabinen (ca. 25 %)
    • Mycren (6-8 %)....
  • Monoterpenole
  • Aldehyde
  • Ketone
Dosierung:
  • 2 - 10 g getrocknete Wacholderbeeren
  • Einnahme nicht länger als 4 Wochen am Stück
  • 20 - 100 mg
  • Einnahme nicht länger als 4 Wochen am Stück
Gegenanzeigen:
  • Schwangerschaft
  • Nierenerkrankungen, entzündliche
  • Äußere Anwendung darf bei Vorliegen größerer Hautverletzungen, akuter Hautkrankheiten, schwerer fieberhafter und infektiöser Erkrankungen, Herzinsuffizienz und Hypertonie nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.
  • Schwangerschaft
Nebenwirkungen:
  • Bei lang dauernder Anwendung oder Überdosierung können Nierenschäden auftreten. (Verursacht durch α-Pinen und ß-Pinen; daher ist es ratsam möglichst Wacholderbeeren zu verwenden, die arm an Pinenen und reich an Terpinen-4-ol sind.)
  • Keine bekannt
Wechselwirkungen:
  • Keine bekannt
  • Keine bekannt

* Volks- und Erfahrungsheilkunde
** Die Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen der Pflanze.

Für Wacholderöl-Öl wurde eine Wirkung wissenschaftlich bisher erwiesen gegen:
  • Candida spp. [2]
  • Escherichia coli [9]
  • Rhizoctonia solani [10]
  • Rhizopus stolonifer (Brotschimmel) [10]
  • Staphylococcus aureus [9]

Ayurvedische Eigenschaften:

Grundeigenschaften:Schwer, trocken, schnell wirkend
Geschmack:Scharf und bitter
Energetische Wirkung:Erhitzend
Wirkung auf die Doshas:V- P+ K- Die Verdauungswirkung ist scharf.

Beispiele für Präparate, in denen Wacholder  vorkommt:

Phytotherapie:
  • Amara-Tropfen von Weleda: Bei Erkrankungen der Verdauungsorgane
Sonstige:
  • Heidelberger Kräuterpulver: Hilft Schleim und Schlacken im Körper abzubauen Bezugsquelle: JetztGesundShop

Wacholder selber sammeln: 

Sammelorte:
  • Ganz Europa (in drei Unterarten: ssp. alpina, ssp. communis, ssp. hemisphaerica)
Standorte:
  • Halbtrocken- und Magerrasen
  • Felsgebüsche
  • Mäßig trockene, lichte Wälder
Sammelzeit:
  • Beerenzapfen: August - September
  • Nadeln, Triebspitzen, Holz, Wurzeln: April - August

Interessantes rund um Wacholder:

  • Früher wurden alle Teile des Wacholder für Räucherungen benutzt. Für Kranke hielt man Tücher über den Rauch und legte dieses dann dem Kranken auf die erkrankte Stelle.

Beispiele für eigene Zubereitungen:

Tee oder Kaffee
Bild: © Kanea – Fotolia.com

Klassischer Wacholderbeer-Tee

  • 1 TL getrocknete, zerdrückte Wacholderbeeren mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen; abseihen und 3 x täglich je eine Tasse trinken

Bei Husten kann man den Tee leicht mit Honig süßen oder den ungesüßten Tee als Dampfbad anwenden!

JG Stoffwechsel-Tee zur Anregung der Ausscheidungsorgane

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 200 ml heißem Wasser übergießen
  2. 10 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 1 – 2 Tassen täglich zum Frühstück und zum Abendessen trinken

JG Gicht- und Rheuma-Tee

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 10 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 2 – 4 x täglich je eine Tasse trinken

Tip: Parallel die schmerzenden Stellen mit Mentholcreme Nr. 1 einreiben!

JG Großer Blutreinigungstee

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1-2 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 10 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 1 - 2 x tgl. je eine Tasse trinken

JG Kleiner Blutreinigungstee

Zutaten:Zubereitung:
  1. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  2. 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 2 - 3 x täglich je eine Tasse trinken

JG Teemischung No 2 bei Nieren- und Blasensteinen:

Zutaten:Zubereitung:
  • 2 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser aufgießen;
    zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen; abgießen
Einnahme
  • 3 x täglich 1 Tasse trinken

Kyphie – Das Berühmte Räuchermittel der Pharaonen 



Bild: © LoSa – Fotolia.com
Name und das Rezept dieses den Göttern geweihten
Räuchermittels sind uns nur dank des 3600 Jahre
alten Papyrus Ebers erhalten geblieben. Es ist anzunehmen,
dass es verschiedene Rezepturen zur Herstellung gab.
Aber egal welche Zutaten genommen wurden, der
Herstellungsprozess war an lang andauernde Zeremonien
mit Gebeten und rituellen Verfahren gebunden,
welche nur die Priester kannten. Wacholderbeeren
sind u.a. Bestandteil einer modernen Kyphie-Variante.
Hier das Rezept

Heidelberger Kräuter gegen Völlegefühl, Verdauungsbeschwerden und Verschleimung

Heidelberger Kräuter gegen Völlegefühl, Verdauungsbeschwerden und Verschleimung
ZutatenZubereitung
  • Einnahme: 2 x täglich ½ TL pur im Mund zergehen lassen oder mit 200 ml heißem Wasser aufbrühen und als Tee trinken
    Wer das Heidelberger Kräuterpulver nicht selbst machen möchte, kann es auch fertig bestellen

Wacholderkur nach Kneipp:

Anwendung:

  • Bei Magenbeschwerden
  • Zur Blutreinigung
  • Zur Entwässerung

Man kaut am ersten Tag 4 Wacholderbeeren, bis diese leicht süßlich schmecken und schluckt die Beeren dann herunter. Die täglich Einnahme der Beeren wird an den darauf folgenden neun Tagen um jeweils eine Beere gesteigert. Anschließend kehren Sie die Reihenfolge um, bis man wieder bei vier Beeren angelangt ist:

1. Tag: 4 Beeren7. Tag: 10 Beeren13. Tag: 8 Beeren
2. Tag: 5 Beeren8. Tag: 11 Beeren14. Tag: 7 Beeren
3. Tag: 6 Beeren9. Tag: 12 Beeren15. Tag: 6 Beeren
4. Tag: 7 Beeren10. Tag: 11 Beeren16. Tag: 5 Beeren
5. Tag: 8 Beeren11. Tag: 10 Beeren17. Tag: 4 Beeren
6. Tag: 9 Beeren12. Tag: 9 Beeren

 

[1] Monographie BGA/BfArM (Kommission E): POSITIV Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 5.12.1984., Heftnummer: 228., ATC-Code: A16AY.
buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/juniperi-fructus-wacholderbeeren.htm

[2] Pepeljnjak S, Kosalec I, Kalodera Z, Blazević N: Antimicrobial activity of juniper berry essential oil (Juniperus communis L., Cupressaceae).;Acta Pharm. 2005 Dec;55(4):417-22.

[3] Höferl M et al: Chemical Composition and Antioxidant Properties of Juniper Berry (Juniperus communis L.) Essential Oil. Action of the Essential Oil on the Antioxidant Protection of Saccharomyces cerevisiae Model Organism.; Antioxidants (Basel). 2014 Feb 24;3(1):81-98. doi: 10.3390/antiox3010081.

[4] Für den wässrigen und den ethanolishen Auszug aus Wacholder konnte eine leberschützende Wirkung aufgezeigt werden. Wacholder reduzierte die erhöhten Serummengen SGPT, SGOT, ALP und Bilirubin. Manvi, Garg G P: Screening and evaluation of pharmacognostic, phytochemical and hepatoprotective activity of J. communis L. Stems.; International Journal of Pharma and Bio Sciences. 2010;1(3)

[5] Wacholder zeigte in dieser Studie 55% Prostaglandinhemmung und 78% PAF-Exozytosehemmung. Tunon H, Olavsdotter C, Bohlin L: Evaluation of anti-inflammatory activity of some Swedish medicinal plants. Inhibition of prostaglandin biosynthesis and PAF-induced exocytosis. Journal of Ethnopharmacology. 1995;48(2):61–76. doi: 10.1016/0378-8741(95)01285-L.

[6] Hoferl M, Stoilova I, Schmidt E et al: Chemical composition and antioxidant properties of Juniper Berry (J. communis L.) Essential oil. Action of the essential oil on the antioxidant protection of Saccharomyces cerevisiae model organism., Antioxidants. 2014;3(1):81–98. doi: 10.3390/antiox3010081.

[7] Ein methanolischer Auszug aus Wacholder zeigte in einer Studie signifikante Antidiabetika- und Antihyperlipidämie-Aktivität(P <0,01) bei Streptozotocin- (STZ-) Nicotinamid-induzierten diabetischen Ratten. Der methanolische Extrakt verringerte die Blutzuckerwerte und erhöhte den HDL-Spiegel. Banerjee S, Singh H, Chatterjee T K: Evaluation of anti-diabetic and anti-hyperlipidemic potential of methanolic extract of Juniperus Communis (L.) in streptozotocinnicotinamide induced diabetic rats.; International Journal of Pharma and Bio Sciences. 2013;4(3):P10–P17.

[8] Die analgetische Wirkung von methanolischem Wacholder-Extrakt konnte bestätigt werden. Der Extrakt wurde in einer Dosis von 100 mg / kg und 200 mg / kg gegeben. Zum Vergleich wurde Acetylsalicylsäure standardmäßig (100 mg / kg) eingesetzt. In vivo wurde der Extrakt durch verschiedene Tests wie Formalin-Test, Essigsäure-induzierte Wringen und Schwanz-Flick-Tests bewertet. Wacholder zeigte eine signifikante (p <0,01) und dosisabhängige Wirkung auf die Hemmung der Writhing-Antwort und eine dosisabhängige Inhibition in der späten Phase im Vergleich zu Aspirin (P <0,01), Formalin-Test. Die blockierende Wirkung von Naloxon (2 mg / kg i.p.) bestätigt die zentrale analgetische Aktivität. Die Pflanze zeigte eine signifikante antinozizeptive Aktivität und es wurde festgestellt, dass der methanolische Extrakt von J. communis sowohl peripher als auch zentral wirkt. Banerjee S, Mukherjee A, Chatterjee TK: Evaluation of analgesic activities of methanolic extract of medicinal plant Juniperus communis Linn.; International Journal of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences. 2012;4(5):547–550.

[9] Pepeljnjak S, Kosalec I, Kalodera Z, Blažević N: Antimicrobial activity of juniper berry essential oil (Juniperus communis L., Cupressaceae).; Acta Pharmaceutica. 2005;55(4):417–422.

[10] Modnicki D, Łabędzka J: Estimation of the total phenolic compounds in juniper sprouts (Juniperus communis, Cupressaceae) from different places at the kujawsko-pomorskie province.; Herba Polonica. 2009;55(3)

[11] Akdogan M, Koyu A, Ciris M, Yildiz K: Anti-hypercholesterolemic activity of J. communis Oil in rats: a biochemical and histopathological investigation.; Biomedical Research. 2012;23(3):321–328.

Recherche-Quellen:

  • Hiller, Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
  • H.-H. Rhyner, B. Frohn: Heilpflanzen im Ayurveda, AT Verlag, Baden und München 2006
  • Hänsel, R.; Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
  • Zimmermann, Eliane: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“, 3. überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart 2006
  • Steflitsch, Michaela; Steflitsch, Wolfgang: Aromatherapie – Wissenschaft – Klinik – Praxis, Springer-Verlag Wien 2007

Internetseiten:

  • www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/juniperus.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Wacholder
  • https:/en.wikipedia.org/wiki/Juniperus_communis

 

Autor: Anja Alijah Flick (Heilpraktikerin)

Atlaspraxis Flick – Blankeneser Bahnhofstraße 11 – 22587 Hamburg 

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